„Viel Rakete für wenig Geld“ – Premiere für europäische Vega

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Satellit, Bild: © twobee - Fotolia.com
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Am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou herrscht Premierenstimmung. Am Montag soll die erste Vega-Rakete in den Tropenhimmel über Französisch-Guayana starten. Das Motto: Viel Rakete für wenig Geld.

Europas Raketenfamilie bekommt ersten eigenen Nachwuchs. Nach dem russischen Stiefkind Sojus im vergangenen Oktober soll an diesem Montag die kleine Vega zu ihrem Jungfernflug vom Weltraumbahnhof Kourou im südamerikanischen Französisch-Guayana starten. Die 30 Meter hohe und 138 Tonnen schwere Trägerrakete wurde komplett in Europa entwickelt. Bei der ersten Mission wird sie gleich neun kleine Satelliten im Gepäck haben.
 
Die Aufregung vor der Premiere ist groß. Rund neun Jahre lang haben Ingenieure an der Entwicklung der Vega gearbeitet. Die Programmkosten werden mit 710 Millionen Euro angegeben. Nicht eingeschlossen sind Investitionen der Industrie in Höhe von weiteren 76 Millionen Euro. Dennoch soll die Vega auf dem mittlerweile umkämpften Markt vor allem mit ihrem Preis punkten. „Viel Rakete für wenig Geld“, lautet das Motto.

Um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten, haben sich die Raketenbauer bei ihrer Arbeit an bereits vorhandenen Technologien orientiert. Bei der Entwicklung des Feststoff-Antriebs standen beispielsweise die riesigen Booster der schwersten und leistungsfähigsten europäischen Rakete Ariane 5 Pate. Abheben wird die Vega dort, von wo am Heiligabend 1979 die erste Ariane 1 startete. Die alte Startrampe wurde dafür nur umgebaut. Das Kontrollzentrum ist im selben Gebäude untergebracht, in dem auch die Ariane-Starts gesteuert werden.
 
Neben den Ingenieuren und Mitarbeitern der Europäischen Weltraumbehörde ESA werden beim Start am Montag vor allem europäische Wissenschaftler und Studenten zittern. Von ihnen sind neun kleine Forschungssatelliten mit an Bord der Rakete. Der größte heißt Lares und soll eine bessere Erforschung der „mitwirbelnden Raumzeit“ ermöglichen. Der sogenannte Lense-Thirring-Effekt ergibt sich aus Albert Einsteins Relativitätstheorie.
 
Als eine der wenigen großen europäischen Raumfahrtnationen ist die Bundesrepublik bislang nicht an dem Vega-Programm beteiligt. „Der Kompetenzschwerpunkt der deutschen Industrie liegt auf Flüssigkeitsantrieben“, erklärt Andreas Schütz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Vega werde aber hauptsächlich mit Feststoff angetrieben.
 
„Jetzt warten wir erst einmal den Start ab“, ergänzt der Deutsche. In Zukunft sei eine Beteiligung nicht ausgeschlossen. Die Oberstufe, die derzeit aus russisch-ukrainischer Produktion stammt, könnte später einmal durch ein deutsches Flüssigkeitstriebwerk ersetzt werden.
 
Die europäische Raketen-Betreibergesellschaft Arianespace hat für dieses Jahr insgesamt elf Starts in Kourou angesetzt. Neben sieben Schwerlast-Raketen vom Typ Ariane 5 und der ersten Vega sollen drei der in Russland eingekauften Sojus abheben. Sie gehören seit dem vergangenen Jahr offiziell zur europäischen Raketenfamilie. [Ansgar Haase/ar]

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