Wege zur Interoperabilität

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BNetzA-Workshop

Juni 2010 – In der letzten Ausgabe berichtete DIGITAL INSIDER über das Arbeitspapier der Projektgruppe CA/DRM der Bundesnetzagentur. Am 31. Mai lud die Agentur nun zu einem Workshop nach Mainz, um die Ergebnisse der Projektgruppe zu diskutieren und die nächsten Schritte in Richtung verbraucherfreundlicher Endgeräte für horizontale Märkte zu besprechen.

Rund 80 Teilnehmer aus der CE- und IT-Branche folgten der Einladung – ein Beleg für den hohen Stellenwert des Themas Interoperabilität.
 
Die Diskussion zeigte vor allem eins: Man steht noch am Anfang eines beschwerlichen Weges. Auch wenn alle Beteiligten die Notwendigkeit interoperabler Endgeräte unterstrichen, wurde doch deutlich, dass hierzu unterschiedlichste Positionen unter einem Hut zusammenkommen müssen.
 
BNetzA-Präsident Matthias Kurth wies in seiner Begrüßungsrede darauf hin, dass es wichtig sei, für Grunddienstleistungen Interoperabilität zu gewährleisten. „Die junge Generation, die in der All-IP-Welt aufgewachsen ist, will keine Walled-Garden-Modelle, in denen alles vorkonfektioniert ist“, so Kurth auf dem Workshop in Mainz.
 
Er mahnte zudem an, die Chance, das Thema Interoperabilität unter den Marktteilnehmern selbst voranzubringen, nicht verstreichen zu lassen, da der Gesetzgeber nicht ewig stillhalten werde.

Neutrale Plattform

Interoperabilität meint, dass das Endgerät eine neutrale Plattform für alle denkbaren Geschäftsmodelle wird. Die Projektgruppe um IRT-Geschäftsführer Klaus Illgner-Fehns und Georg Lütteke von Lutec Consult verspricht sich von einer solchen Plattform die Entwicklung von Massenmärkten mit hohen Reichweiten sowie eine Reduzierung der Infrastrukturkosten.
 
Ziel der Initiative, die insbesondere vom Kabelverband Anga ausging, ist die Gründung eines Aktionsbündnisses, das eine Austauschbarkeit von CA/DRMSystemen erreichen soll. Hierzu ist eine Konsultationsgruppe geplant, in der die Geschäftsführer der Marktteilnehmer sitzen und sich in einem Letter of Intend verpflichten sollen, anhand einer zu erstellenden Roadmap den Weg zur Interoperabilität zu ebnen.
 
Klar ist, dass CA/DRM nicht das Ende der Fahnenstange ist. Themen wie zum Beispiel Middleware wurden jedoch ausgeklammert. Allein die Diskussionen um CA/DRM-Systeme waren schon in der Vorbereitung des Arbeitspapiers der Projektgruppe hitzig.

Brückentechnologie

Immerhin: Die Marktteilnehmer einigten sich auf ein erklärtes Ziel, und zwar die Austauschbarkeit solcher Systeme. Wie das Ganze konkret aussehen kann, wurde in Mainz diskutiert. Ein Beispiel für eine hardwarebasierte Austauschbarkeit führte André Schneider vom ZVEI- Fachverband Consumer Electronics mit CI Plus an, auch wenn CI Plus nicht das Nonplusultra ist. „Es nützt nichts, wenn Endgeräte interoperabel sind, Netz- und Plattformbetreiber sich aber nicht daran halten“, ergänzte Roland Bohl, Entwicklungsleiter bei Loewe.
 
Ohnehin wurde CI Plus auf dem Workshop eher als Brückentechnologie angesehen, wenngleich es aus Sicht der CE-Vertreter derzeit keine Alternative gibt. Insbesondere Michael Bobrowski vom Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) forderte eine einfache Bedienbarkeit, die bei CI Plus nicht gegeben sei. Zudem müssten interoperable Endgeräte zukunftssicher sein. Die Technologie und damit das Endgerät dürfe sich nicht alle zwei Jahre ändern, so Bobrowski auf der Veranstaltung in Mainz.
 
Damit favorisiert der Verbraucherschützer den Einsatz sogenannter Downloadable Conditional Access Systeme (DCAS). Auch die Vertreter des IPTV-Lagers sprechen sich für DCAS-Lösungen aus, was nicht weiter wundert, sind in der IT-Welt CA- und DRM-Systeme häufiger softwarebasiert als in der DVB-Welt. Holger Preckel vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) konnte auf jeden Fall nicht ein einziges Mitglied seines Verbandes nennen, das sich demnächst für CI Plus aussprechen würde.

Die nächsten Schritte

Loewe-Manager Bohl suchte den goldenen Mittelweg. Das Ziel müsse laut Bohl ein Kompromiss zwischen Standardisierung und Austauschbarkeit sein. „Es kann nicht sein, dass beispielsweise Netzbetreiber zusätzlich noch Spezifikationen verabschieden“, erklärte der Kronacher auf dem Workshop. Hardware durch Software zu ersetzen, ist für Bohl jedenfalls nicht der richtige Weg.
 
Weit gingen die Diskussionen über das bereits bekannte Arbeitspapier nicht hinaus. Wer darauf hoffte, dass in Mainz die nächsten Schritte der Projektgruppe erarbeitet würden, sah sich getäuscht. Diese liegen nach Worten von Illgner- Fehns und Lütteke bei der BNetzA. Jene forderte am Ende des Workshops die Marktteilnehmer jedoch lediglich dazu auf, mit konkreten Vorschlägen, wie es weitergehen soll, auf sie zuzukommen und bot sich als Moderator an.
 
Ein wenig mehr Verbindlichkeit hätte dem Ansinnen aller sicherlich gut zu Gesicht gestanden. Die Absichten sind aller Ehren wert, doch das Konstrukt ist noch äußerst fragil.

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