Wegwerfen geht nicht: TV-Doku über Messies „Zuhause im Chaos“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Ein Leben in permanenter Unordnung ist schwer vorstellbar. Doch immer mehr Menschen wohnen so – und vereinsamen. Im ZDF läuft diesen Dienstag hierzu die Doku „Zuhause im Chaos – Messies räumen auf“.

Die Wohnung ist restlos zugemüllt, überall stapeln sich Bücher und andere Dinge, über die es hinüberzusteigen gilt. Besucher empfangen oder Wäsche aufhängen: unmöglich. Warum und wie Menschen in derartiger Unordnung leben, das beleuchtet die TV-Reportage „Zuhause im Chaos – Messies räumen auf“ aus der Reihe „37 Grad“ am Dienstag um 22.15 Uhr im ZDF.

„Hier bin ich von allem umgeben, was mir lieb und recht ist“, sagt die 80-jährige Marie, denn „wegwerfen geht gar nicht, man kann das alles ja noch mal gebrauchen“. Schön findet die ehemalige Bibliothekarin ihren Sammelzwang zwar nicht, aber sie wird in der „bunten Welt ihrer Dinge“ weiterleben.

Eleonore steht mit beiden Beinen im Leben: Die Diplom-Betriebswirtin arbeitet als Verwaltungsangestellte und bewältigt auch ihren Alltag als alleinerziehende Mutter. Niemand in ihrem Bekanntenkreis käme auf die Idee, dass Eleonore ein Messie ist. „Durch meinen Perfektionismus schaffe ich es oft nicht, aufzuräumen. Sogar ein kleiner Stapel Papier fühlt sich wie der Himalaja an“, berichtet Eleonore in der Doku. Seit einem Jahr besucht sie eine Therapie.

Peter hat ein anderes Problem. Bis vor einigen Jahren hat ihm seine Mutter beim Aufräumen geholfen. Aber nach einiger Zeit kam es immer wieder zu einem Jo-Jo-Effekt. Jetzt will der 48-Jährige einen neuen Anlauf nehmen, Ordnung in sein Leben zu bekommen.

Warum sie zu Menschen mit einem „Desorganisationssyndrom“ wurden, wird unter anderem mit emotionaler Vernachlässigung, autoritärem Leistungsdruck in der Kindheit oder einem traumatischem Verlust begründet. Alle drei verbindet, dass sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, denn ohne ihre ausdrückliche Erlaubnis darf niemand aufräumen.

Sie stehen stellvertretend für die im Film genannte Zahl von etwa 2,5 Millionen Menschen, die allein in Deutschland an einer Ordnungsstörung leiden. Autorin Daniela Hoyer („Magische Orte“) ist ein äußerst sensibler Film geglückt, der behutsam drei besondere und auf ihre Weise liebenswerte Menschen vorstellt, die dem Zuschauer einen Einblick in ihre kleine, einsame und vollgestopfte Welt gewähren, in die sie sich weitgehend zurückgezogen haben, vor allem aus Scham.

Ihr Film zeigt, dass ihnen geholfen werden kann – wenn sie es denn wirklich zulassen wollen. [Klaus Braeuer]

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