Wendungsreicher Doppel-Mord im Saarbrücker „Tatort“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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In seinem neuesten Fall „Söhne und Väter“ muss der Saarbrücker Ermittler Stellbrink gleich zwei Morde aufklären. Neben der Verbrecherjagd steht auch das Verhältnis des Kommissars zu seinem Sohn im Mittelpunkt.

Der „Tatort“-Krimi „Söhne und Väter“ hat innerhalb der ARD schon Geschichte geschrieben, ohne dass er bislang auf Sendung gegangen ist. Ende 2016 wollte ihn die Programmdirektion vom 29. auf den 1. Januar vorziehen, als Ersatz für den Dortmunder Fall „Sturm“ – der wurde verschoben, weil er von Terror handelt und nur wenige Tage nach dem Anschlag in Berlin nicht ins Konzept passte. Doch der für „Söhne und Väter“ zuständige Saarländische Rundfunk sperrte sich ARD-intern dagegen, weil er seinen „Tatort“ gerne auf dem ursprünglichen Programmplatz belassen wollte. Daher zeigt ihn das Erste nun auch an diesem Sonntag (20.15 Uhr).
 
Zu Beginn des Films braucht es gute Nerven. Nicht, weil es im neuen Saarland-„Tatort“ in den ersten Minuten gleich so spannend zugeht, sondern weil es widerwärtig ist, was die Freunde Karim, Pascal und Enno da tun. Sie brechen in ein Beerdigungsinstitut ein und klemmen ihrem verstorbenen Lehrer Dirk Rebmann ein Ringelschwänzchen zwischen die Pobacken, um ihm so posthum ihre Verachtung zu zeigen. Anders formuliert: Weil er nun mal „ein totales Schwein“ und „totales Arschloch“ war. Und das soll jeder sehen.

Danach jedoch geht es weniger geschmacklos zu, dafür spannend und nicht immer vorhersehbar – wie es sich für einen ordentlichen Krimi gehört. Hauptkommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow) hat in „Söhne und Väter“ auf einmal gleich mit zwei Todesfällen zu tun. Denn was zunächst wie ein makabrer Schülerstreich aussieht, entpuppt sich als vielschichtiger: An dem toten Lehrer entdeckt Stellbrink Symptome einer Vergiftung. Und auch Enno, der betrunken auf einer Bahre im Beerdigungsinstitut liegen geblieben war, starb nicht dort, wo ihn seine Freunde zurückgelassen hatten.
 
Aber Stellbrink ist nun mal jemand, der sich nicht mit einem flüchtigen Blick zufrieden gibt. Auch wenn er von manchen nicht für voll genommen und eher belächelt wird. Vielleicht, weil er eher sanft und nicht so kontrolliert und taff wirkt wie seine Kollegin Lisa Marx (Elisabeth Brück). Vor allem aber dann, wenn er mal wieder mit seiner alten roten Vespa auf Verbrecherjagd durch Saarbrücken unterwegs ist. Da kann es dann allerdings auch schon mal vorkommen, dass Karim seinen Freund Pascal vergebens vor ihm warnt. „Hier ist keine Polizei“, meint der nur. „Hier ist nur so ein Opa mit ’nem Roller.“
 
Den „Opa“ jedoch sollte man nicht unterschätzen. Das ahnt auch Spitzenkoch Carlinó (genial verkörpert von Jophi Ries). Wie schade, dass der Hauptkommissar dazu da ist, zwei Todesfälle aufzuklären, in die ausgerechnet der eigenwillige Carlinó irgendwie verstrickt zu sein scheint. Denn die Sympathie und Anerkennung – von beiden Seiten – ist unverkennbar.
 
Letztendlich jedoch geht es in diesem „Tatort“ um mehr als um die profane Suche nach dem oder den Mördern. „Söhne und Väter“ ist nicht nur ein Titel – er ist auch Programm für die Geschichten hinter der Geschichte. Mag es auch ein bisschen klischeehaft sein, was sich da in den unterschiedlichen Familien von der „Wurst-Prominenz von Saarbrücken“ bis zum heruntergekommenen Stahlarbeiter abspielt: Die Ursache für die Probleme, für die Suche nach Anerkennung und Zuneigung, steckt überall in diesen verkorksten Beziehungen.
 
Da wirkt es schon fast wohltuend, dass Stellbrinks Verhältnis zu seinem Sohn Moritz durch neue Nähe geprägt ist. Und das ausgerechnet beim Thema Frauen. Amüsant, wie Vater und Sohn sich da gegenseitig einschätzen („Bisschen zu alt für dich“ – „Bisschen zu jung für dich“), wenn es um die Polizistin Mia Emmrich (Sandra Maren Schneider) geht. Oder wie sie sich Gedanken um das erste Date mit der neuen Online-Bekanntschaft des Single-Vaters machen.
 
Doch auch das ist das Gelungene an dieser sechsten „Tatort“-Folge mit Hauptkommissar Jens Stellbrink: Dass Regisseur Zoltan Spiradelli auf allzu gefühlvolle Szenen zwischen Söhnen und Vätern verzichtet und stattdessen immer mal wieder Vergnügliches einfließen lässt. Auch, wenn unterm Strich ein fader Beigeschmack bleibt. Bleiben muss: Weil Stellbrink schließlich eben doch für die Wahrheit zuständig ist.

[Katja Sponholz/buhl]

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