Wenge: „Wer braucht noch einen Kabelverband?“

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Kabel-TV Bild: © soupstock - Fotolia.com
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Das Suchen von Verbänden um Gunst von Politik und Regulierungsbehörden hat Tradition. Kann man diese Interessen auch allein als Unternehmen nach außen vertreten und dabei sogar immense Summen einsparen? Diese Frage wirft Dr. Hans-Ullrich Wenge, der frühere Kabel-Deutschland-Geschäftsführer auf.

„Braucht man dieses Heer an Lobbyisten denn überhaupt noch, um dem ‚Angstgegner‘ Telekom entgegenzutreten?“, fragt der ehemalige Kabel-Deutschland-Chef Dr. Hans-Ullrich Wenge in seiner Kolumne der DF-Schwesterpublikation DIGITAL INSIDER (DI) provokant.
 
Anfang des Jahrtausends entbrannten Diskussionen über notwendige Breitbandigkeit bei Internetdiensten, die zum Teil bis heute im Wettbewerb zu Ausbau- und Vectoringplänen der Deutschen Telekom bei den Kabelnetzbetreibern immer wieder mal aufbranden. „Seinerzeit gab es regelmäßige Mitteilungen von VATM, Anga, FRK und Deutschem Kabelverband – später dann auch von Glasfaserverbänden wie Breko, Buglas & Co.. Meist war es die Deutsche Telekom, die den Anfeindungen und der Lobbyarbeit der Verbände ausgesetzt war“, so Wenge.

Nahezu täglich seien seinerzeit Mitteilungen dieser Verbände gekommen, was in Deutschland reguliert oder in Gesetzen geändert werden müsste. „Das war einmal. Konsolidierung greift auch hier. Zwar gibt es die meisten der genannten Verbände aus historischen Gründen heute immer noch, aber braucht man wirklich so viel Lobbyarbeit?“, fragt Wenge kritisch. Inzwischen habe doch längst jeder Netzbetreiber zusätzlich eigene Lobbyisten in Berlin für die ganz große Politik und zum Teil auch in Bonn für Standardisierungs- und Regulierungsfragen stationiert.
 
Die Frage des Kabelexperten scheint in jedem Falle berechtigt zu sein, ob diese Art der Interessenvertretung 2015 überhaupt noch zeitgemäß sei, wenn man sich politische Arbeit heute näher anschaut: „Heute reicht oft ein Tweet bei Twitter, um das bislang politisch so Selbstverständliche ins Wanken zu bringen“, zeigt sich Wenge auf der Höhe der Zeit.
 
„Wer braucht zwei Glasfaserverbände? Wer braucht überhaupt noch einen Kabelverband heute?“, stellt Wenge Fragen in seiner Kolumne, die die Netzbetreiber schon aus Gründen der Kosteneffizienz längst selbst beschäftigen sollten. Der Kabelnetzverband Anga organisiere in Köln immerhin eine wachsend attraktive und lukrative Infrastrukturbetreibermesse. Das mache der Verband mit seinem Präsident Braun und unter Federführung von Geschäftsführer Peter Charissé seit Jahren sehr erfolgreich, erkennt Wenge an.
 
„Aber wozu braucht man Lobbyarbeit in Berlin, wenn die wichtigsten Mitglieder doch eigene Lobbyisten in der Hauptstadt beschäftigen?“, formuliert der einstige Kabel-Deutschland-Chef seine rhetorische Frage in Bezug auf die Verbandsarbeit.
 
Weitere Gedanken von Hans-Ulrich Wenge zur heutigen Mediennutzung, der benötigten Infrastruktur und dem notwendigen Wandel finden sich in seiner Kolumne im DIGITAL INSIDER, den es im Abo unter Heftkaufen.de und per App für Android und iOS gibt. [th]

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4 Kommentare im Forum

  1. Ausgerechnet ein EX von Kabel Deutschland und hat der Mann noch nie etwas von Bürokratie gehört ?? Die wurde doch extra für diese Leute angeschafft .
  2. R!CHT!G ! Wenn es durch die ganzen Fusionen und sogenannten "Marktkonsolidierungen" bald nur noch 1 - 2 große gibt, braucht es keinen Verband mehr, weil die dann eh schon eine marktbeherrschende Stellung haben werden. Diese Endlos-Fusionen müssen mal aufhören, denn es gibt so gar keinen Wettbewerb und zwischen den KNB durch die Gebietsaufteilung schon mal X-mal nicht. Einfach den Weg frei machen, dass alle KNB deutschlandweit operieren können, dann gäbe es auch eine tatsächliche Konkurrenz. Aber das ist ja nicht gewollt, sonnst hätte man es längst dazu geführt.
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