Wettbewerb ums All: Indien sieht Chancen in kleinen Satelliten

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Bild: © jim - Fotolia.com
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Die wirtschaftliche Bedeutung des Weltraums wird immer größer, der Markt umkämpfter. Auch Indien will sich beteiligen und sucht seine Chance in kleinen Satelliten. Am Mittwoch startete die bisher größte Mission der indischen Raumfahrtbehörde ISRO.

Der Transport ins All ist ein umkämpfter Markt – jetzt hat Indien seine Ambitionen mit einem eigenen Rekordraketenstart unterstrichen. Die indische Raumfahrtbehörde ISRO startete am Mittwoch erfolgreich eine Rakete mit 20 Satelliten an Bord – die bisher größte Zahl bei einer indischen Mission. Das bestätigte ISRO-Chef A. S. Kiran Kumar in einer Fernsehansprache.

17 der am Mittwoch gestarteten Satelliten stammen nicht aus Indien, sondern wurden im Auftrag anderer Staaten und Unternehmen gegen Bezahlung in ihre Umlaufbahn befördert. Einer davon ist der deutsche Kleinsatellit BIROS, der unter anderem Waldbrände aufspüren kann.
 
Der Wettbewerb beim Lastentransport ins All hat sich zuletzt deutlich verschärft. Vor allem der Markteintritt von SpaceX wirbelte die Konkurrenz durcheinander. Es ist die erste privatwirtschaftliche Firma, der es gelang, eine Flüssigtreibstoffrakete zu entwickeln, die eine Erdumlaufbahn erreichen kann.
 
Seit 2009 transportiert das US-Unternehmen gegen Geld Nutzlasten ins All. Dabei bietet es deutlich niedrigere Preise als die etablierten Anbieter, etwa die europäische Arianespace, die unter anderem Airbus und der französischen Raumfahrtbehörde CNES gehört.
 
Wie mächtig SpaceX ist, zeigt die Reaktion der Konkurrenz. Zurzeit entwickelt Arianespace die Trägerrakete Ariane 6, die die Kosten pro Kilo Nutzlast um mehr als ein Drittel senken soll. „Der Hauptantrieb dahinter ist SpaceX und das Ziel, konkurrenzfähiger zu sein“, sagt Denis Regenbrecht, Leiter der Fachgruppe Ariane beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
 
Indien vermeldet trotz der starken Konkurrenz ein deutliches Wachstum – weil es eine Nische gefunden hat, in der die große Konkurrenz noch wenig aktiv ist. „Indien profitiert von dem geringen Angebot, das es zurzeit beim Start kleinerer Satelliten gibt“, sagt der indische Weltraumexperte Narayan Prasad. Diese Satelliten haben oft eine recht niedrige Umlaufbahn unter 1000 Kilometern und werden zum Beispiel für so genannte Erdbeobachtungsmissionen eingesetzt, für die sie mit speziellen Kameras und Messgeräten ausgestattet sind.
 
Insbesondere die Trägerrakete PSLV – zu klein für Missionen in weiterer Entfernung – erwies sich als zuverlässig für den Transport solcher Satelliten. Mit Erfolg: Nach Angaben von Antrix, dem privatwirtschaftlichen Arm von ISRO, hat sich der Umsatz mit dem Transport internationaler Satelliten von 2013 bis 2015 mehr als verachtfacht – von 6,5 Millionen Euro auf 55,5 Millionen Euro.
 
Die Beratungsfirma Euroconsult schätzt den jährlichen Markt für den Start kleinerer Satelliten auf bis zu 450 Millionen Euro – ungefähr ein Drittel des Marktes für größere Satelliten in einer weiter entfernten Umlaufbahn. „Der Markt für kleine Satelliten wächst zurzeit außerordentlich schnell“, sagt Susmita Mohanty, Chefin des indischen Weltraum-Start-ups Earth2Orbit. „Indien braucht aber mehr Raketenstarts, um bei diesem Wachstum dabei zu sein.“ ISRO scheint das ähnlich zu sehen. Die Behörde hat angekündigt, statt vier bis sechs künftig bis zu acht PSLV-Starts pro Jahr zu versuchen. [Stefan Mauer/buhl]

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