Yahoo träumt von Fußball-Bundesliga im Internet [Hintergrund]

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Bereits vor Beginn der Ausschreibung der Medienrechte für die Fußball-Bundesliga ab 2013/2014 gehen die ersten Unternehmen in die Offensive und machen ihr Interesse öffentlich. Die ARD-„Sportschau“ am Samstagabend gerät zunehmend ins Wackeln, nachdem sich zahlreiche Konzerne für die alternative Ausschreibungsvariante mit „Web-Sportschau“ in Position bringen.

Der Poker um die Fußball-Bundesliga hat bereits begonnen, obwohl die Rechte noch nicht einmal offiziell ausgeschrieben sind. Yahoo hat als erstes Unternehmen einen Vorstoß gewagt und eine Offerte für eine Sportschau im Internet angekündigt. Der ARD erwächst nach vielen Jahren wieder ernsthafte Konkurrenz, der Klassiker am frühen Samstagabend ist bedroht.
 
„Uns geht es nur um die Internet-Rechte“, betonte der neue Yahoo-Deutschland-Chef Heiko Genzlinger im Gespräch mit dem Magazin „Wirtschaftswoche“ (aktuelle Ausgabe). Yahoo will für beide Szenarien bieten, die nach derzeitigem Stand von der Deutschen Fußball Liga (DFL) ausgeschrieben werden. Bei der ersten Variante bleibt die erste Zusammenfassung der Samstagsspiele wie bisher im Fernsehen. Eine Gefahr für die ARD ist das zweite Modell, bei dem die Höhepunkte am Samstag zunächst nur im Netz gezeigt werden sollen. Das Bundeskartellamt hatte  bereits im Juni vorläufige Zustimmung für diese Vermarktungsvariante signalisiert.

 
„Das Internet kommt am Samstag vor dem Free-TV“, erklärt der Yahoo-Manager die zweite Variante: „Die Liga wäre dann als Highlight-Sportschau im Netz ab 18.30 Uhr zu sehen, im Free-TV viel später.“ Die Fußballfans müssten ihre Sehgewohnheiten von der Saison 2013/2014 an ändern. Ein Großteil der Zuschauer wäre aber auch gezwungen, technisch auf schnellere Internet-Zugänge aufzurüsten, um die bewegten Bilder flüssig empfangen zu können.
 
Yahoo ist die erste Internet-Firma mit sehr konkreten Plänen, aber auch andere Unternehmen haben sich positioniert. „Wir haben Interesse an exklusiven Bewegtbildern der Bundesliga“, hatte Bild-Digital-Geschäftsführerin Donata Hopfen bereits im Mai bei einem Kongress öffentlich verkündet. Von besonderem Interesse sind die Internet-Rechte aber auch für den Pay-TV-Sender Sky, der damit sein Zusatzangebot Sky Go stärken will. CEO Brian Sullivan hatte zuletzt betont, sein Unternehmen interessiere sich zunächst für alle ausgeschriebenen Rechte (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). 
 
Der Plan von Christian Seifert scheint zumindest aufzugehen. Mit der Variante einer Internet-Sportschau will der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung Konkurrenz für die ARD erzeugen. Das Erste war bei der Rechtevergabe zuletzt fast konkurrenzlos, weil den privaten Sendern der Preis zu hoch war. Nach Informationen von DIGITALFERNSEHEN.de aus Verhandlungskreisen hat sich Yahoo bislang allerdings gar nicht als offizieller Interessent bei der DFL für das Bieterverfahren registriert.
 
Geschätzte 100 Millionen Euro bezahlt die ARD derzeit pro Saison für ihr Bundesliga-Paket. „Wir haben eine klare Position und wollen die Sportschau erhalten“, heißt es beim Ersten zu den DFL-Plänen. „Mondpreise“ würden aber nicht gezahlt (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Die DFL, die am Montag eine Stellungnahme ablehnte, will nach dem offiziellen Zustimmung des Kartellamtes zu dem neuen Modell noch in diesem Jahr die Ausschreibung beginnen. Bis zum Ende der laufenden Saison sollen die Verträge unterschrieben sein.
 
Dass eine Internet-Sportschau kein Fantasie-Produkt sein muss, hat Yahoo in anderen europäischen Ländern bereits gezeigt. „Mit den Highlights … haben wir viel Erfahrungen, etwa in der britischen Premier League, wo wir diese seit einer Saison anbieten“, sagte Genzlinger. „Die Nutzer finden es klasse, dass sie Spiele ihres Vereins sehen können, wann sie wollen, auf dem Endgerät ihrer Wahl, sei es ein iPad, Laptop oder Handy.“
 
Yahoo sieht sich „sehr gut vorbereitet“, sagte der Deutschland-Chef. Da die Bilder von einer DFL-Tochtergesellschaft fertig geliefert werden, hielte sich der technische Aufwand in Grenzen. „Man muss sich als Internet-Unternehmen dann eine Produktionsfirma suchen, die die Signale zusammenschneidet und eine Highlight-Show erstellt“, erklärte Genzlinger: „Oder man kauft von TV-Sendern fertige Highlight-Shows ein. Was wir tun werden, ist noch nicht entschieden“. Sicher ist nur, dass Yahoo sich nicht für Live-Rechte interessiert. [Michael Rossmann/ar]

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