Youtube und Google im Streit mit TV-Sendern

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die Konvergenz von Internet und Fernsehen wird auf der IFA in Berlin zelebriert wie wohl nirgendwo sonst. Aber nicht alles ist gut in der Welt der Smart-TVs: Die Manager aus TV- und Internet-Branche sind sich uneinig über die Rollenverteilung.

Kennen Sie Sami Slimani? Nicht? Dann sind Sie wahrscheinlich älter als Mitte 20. Sami Slimani ist ein Guru der Youtube-Welt. Mit Video-Schnipseln zu Mode, Pickel, Zahn- oder Haarpflege bietet „Herr Tutorial“ kostenlose Lebenshilfe. Sami verkörpert vieles, was die Fernsehsender am Internet beneiden. Denn Slimani ist zum Knigge seiner Generation aufgestiegen – ganz ohne Marketing und aufwendige Technik. Matthew Glotzbach, Europa-Manager der Videoplattform YouTube, erzählte am Montag auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin genüsslich vom jungen Deutschen.

Gegen Slimanis Erfolg stellte der Amerikaner die Quoten von Style-TV. Der US-Kanal, der auch Mode und Lebensstil im Programm hat, habe unlängst in einem Monat 700 000 Zuschauer gezählt – ein Rekord für den Sender. „Herr Tutorial“ könnte dazu nur müde lächeln. Er kommt auf knapp 60 Millionen Abrufe und 300 000 Youtube-Abonnenten. Die Plattform, so hörte sich Glotzbachs Botschaft an die in Berlin versammelte Zunft an, ist ein entscheidender Mitspieler geworden.
 
So klaffen auf der IFA-Medienwoche Welten auseinander. Gegen die Youtube-Plattform, die für jedes noch so sonderbare Nischeninteresse Dutzende bis Tausende Videos bietet, stellte Thomas Ebeling das allseits bekannte Fernsehen. Für den Vorstandschef von ProSiebenSat.1 ist es noch immer das virtuelle „Lagerfeuer“ der Republik, um das sich die Familie versammelt.
 
Noch immer setze Fernsehen die Gesprächsthemen und selbst die Trends auf Twitter, sagt Ebeling. Nach wie vor beginne für Millionen Deutsche der Abend zur Tageschau-Zeit um 20.00 Uhr. Ob das Moderatorenduo Joko und Klaas oder die Castingshow The Voice: Nur das Fernsehen sei in der Lage, kreative Talente durchzusetzen.
 
Ebeling ärgert aber, dass sich die Internet-Konzerne ganz den Spielregeln der deutschen Medienpolitik entziehen. „Globale monopolitische Marktführer“ sollten zu mehr Transparenz gedrängt werden. Denn für Unternehmen, die in der digitalen Welt überleben wollten, sei die Platzierung bei der Suche entscheidend. Deswegen müsse Google offenlegen, wie Googles Ergebnisse zu Stande kommen.
 
Glotzbach lehnte jede Form von Regulierung ab. Die Google-Tochter Youtube sei keine Konkurrenz zum Fernsehen, sondern spiele für die Sender eine wichtige Rolle. Als Beispiel nannte er Youtube-Kanäle von ARD und ZDF.
 
Zwar wünschen sich auch die öffentlich-rechtlichen Sender klare Regeln. Doch sowohl ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler als auch RBB-Intendantin Dagmar Reim können nicht genug von Youtube bekommen. „Wir freuen uns über alle Wege, unser Produkt zum Zuschauer zu bringen“, sagte Reim. [Esteban Engel/hjv]

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21 Kommentare im Forum

  1. AW: Youtube und Google im Streit mit TV-Sendern Und Slimani macht das alles ohne das eine ganze Verwertungskette und noch nicht mal er davon einen fest einkalkulierbaren Vorteil haben. Genau damit aber haben die Sender und mit ihnen die gesamte Industrie, die hinter Sendern, Verwertern usw. stehen, ein großes Problem. Der Medienkonsum entzieht sich zusehends den alten Strukturen aus Produzent, Verwerter, Sender/Einzelhandel und das ist auch gut so. In einer zukünftigen modernen Gesellschaft wird kein Platz für die überholten Rezepte aus Urheberrechten, Patenten etc. sein. Solche Dinge wie das mit Slimani sind nur Vorboten der großen Umwälzung, die in diesem Beispiel die Sender aufhalten wollen. Nur wird das nicht funktionieren. Die Zukunft hat bereits begonnen und lässt sich nicht aufhalten.
  2. AW: Youtube und Google im Streit mit TV-Sendern Jetzt habe ich gelesen Youtube und Google im Streit. Das wäre ein feiner Prozess geworden. Sollen sie RTL versenken. Meine Unterstützung habt ihr.
  3. AW: Youtube und Google im Streit mit TV-Sendern Wenn deutsche TV-Sender so viel Energie in eine bessere Programmgestaltung stecken würden wie in ihre Kritik an Google und YouTube, wäre ihr ganzes Gejammere unnötig. Außerdem gibt es für sie keinen "Bestandsschutz", der es anderen Unternehmen verbietet, ein vielleicht besseres Programm anzubieten.
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