ZDF-Chefredakteur Frey: Der Osten hat zu wenig Stimme

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die Unzufriedenheit unter den Ostdeutschen ist 30 Jahre nach dem Mauerfall gewachsen. Das spiegelt sich nicht nur in Wahlergebnissen wieder. Das ZDF will genau hinschauen und reist in die Lausitz.

Mit mehr Berichten aus Ostdeutschland will das ZDF die dort wachsende Unzufriedenheit aufgreifen. Chefredakteur Peter Frey sagte der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagabend in Cottbus, die Unzufriedenheit sei im 30. Jahr des Mauerfalls sehr viel deutlicher geworden als in den Jahren zuvor. Der Sender wolle dem eine Stimme geben.

Dass das ZDF zu wenig aus dem Osten Deutschlands berichtet, findet Frey nicht. „Für das ZDF kann ich das nicht sehen“, sagte er. In Cottbus stellte er sich zusammen mit einigen ZDF-Redakteuren am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung den Fragen der Bürger. In den vergangenen Jahren habe der Sender sehr systematische Anstrengungen unternommen, beispielsweise durch das „Morgenmagazin vor Ort“ oder andere Formate wie „ZDFzoom“, die aus dem Osten Deutschlands berichteten, sagte Frey.

Auf dem Bürgerdialog wurde unter anderem auch die ZDF-Dokumentation „#wasmichimostenstoert“ rege diskutiert. Eine Teilnehmerin der Veranstaltung warf dem Sender vor, mit dem Titel nur Aufmerksamkeit erreichen zu wollen. Frey gab ihr recht. Das sei auch in der Redaktion viel diskutiert worden. Journalismus bemühe sich immer, interessant zu sein und klar zu machen, worum es geht. „Aber schon in der Überschrift Leute anzugreifen und fertig zu machen, das entspricht nicht meiner Vorstellung“.

Andererseits habe die Dokumentation seiner Ansicht nach eine politische Stimmungslage aufgegriffen, so Frey. Er sei froh, dass darüber diskutiert werde und der Osten nicht im Meinungsklima der Republik untergehe.

Über die Medienlandschaft generell in Deutschland sagte Frey: „Wir haben ein Problem, weil der Osten zuwenig Stimme hat.“ Einen Teil des Problems sieht er darin, dass es im Osten Deutschlands keine großen Verlage gebe. Das ZDF, das in Mainz sitze, sei auch ein Beispiel dafür. „Natürlich tickt man da anders, natürlich nimmt man die Wirklichkeit anders wahr“, gab Frey zu. Das ZDF versuche das durch die Landesstudios in den jeweiligen Bundesländern zu lösen und sei da auch gut aufgestellt.

Den Bürgerdialog in Cottbus empfand Frey als lebendige, kritische und zivilisierte Auseinandersetzung, die nicht anders gewesen sei als etwa in Bremen oder Hamburg. Es seien die gleichen Fragen gestellt worden, etwa nach der Quote oder dem Rundfunkbeitrag. Das Publikum sei ausgewogen gewesen. „Ich gehe eigentlich gestärkt aus diesem Abend heraus“, sagte Frey. [dpa]

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2 Kommentare im Forum

  1. Wurde denn nicht "Der Osten" vom "Westen", auf Wunsch vieler lauter "westbesoffener" Ostler von der BRD übernommen? Und wie bei Übernahmen üblich, bestimmt der Übernehmende. Auf W. Brandt wollte keiner hören! Die Vernunft versagte!
  2. Gegen Enteignung von Firmen & Banken sind alle - aber die Ostbürger, deren Staatsvermögen, wurden enteignet! Und dann war auch noch der soziale Wettbewerb zwischen den Systemen weg! Wir waren plötzlich von Freunden umzingelt - wurde proklamiert! - DAS empfanden aber die ehemaligen kalten Krieger als Drohung! Nun sind sie aber zufrieden, Kriege, Wettrüsten,...
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