ZDF-Intendant Markus Schächter sieht Bedarf an „gutem, verlässlichem und unabhängigem“ Online-Journalismus. Internetnutzer müssen auch im Netz einen vertrauensvollen Anbieter finden können. Daraus leitet Schächter einen Versorgungsauftrag für die Öffentlich-Rechtlichen ab.
„Es ist für den einzelnen Nutzer extrem schwer, zwischen objektiven und interessengeleiteten Informationen zu unterscheiden. Daher braucht es in der Netzwelt starke Marken, deren Kompetenz und Zuverlässigkeit die User einschätzen können“, sagte ZDF-Intendant Markus Schächter in einem aktuellen Interview mit der Fachzeitschrift „Medienwirtschaft“. Hinzu komme, dass das zunehmend breitbandige Internet hochwertige Bewegtbildinhalte brauche. Das sei das Kerngeschäft des Mainzer Senders.
Insbesondere in den neue digitalen Geschäftsmodellen wie der geplanten kommerziellen Online-Mediathek „Germany’s Gold“ sieht Schächter einen Weg, die Gebührenzahler zu entlasten. Das Streaming-Portal wird Fernsehinhalte von ZDF und ARD aus den letzten 60 Jahren künftig im kostenpflichtigen Abonnement anbieten. Alle Gewinne von den Tochterunternehmen, die alte Programminhalte verwerten, würden bei der Gebührenberechnung berücksichtigt, versprach der scheidende Intendant des Zweiten.
Kritikern der derzeitigen „Expansionspolitik“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks entgegnete Schächter im Interview: „Der Zuschauer bekommt die Inhalte bei uns kostenlos innerhalb der vom Gesetz vorgeschriebenen Verweildauern in der Mediathek“. Wer ein Programm darüber hinaus „erwerben“ und „besitzen“ möchte – ähnlich dem Kauf einer DVD -, könne das in Zukunft alternativ und günstig über das neue Portal. „Das sind die Alternativen, die der Gesetzgeber vorgibt, vor allem um die kommerziellen TV-Sender zuschützen, die ihrerseits ihre Programm zunehmend digital vermarkten“, fügte der scheidende ZDF-Intendant hinzu.
Zudem sei die häufig geforderte Verjüngung des ZDF-Programms nur durch zusätzliche digitale Angebote möglich. Als Beispiel führte der Intendant Kanäle wie ZDFneo an. „Die Programmfamilie ist die Bedingung, um das Ziel der Verjüngung erreichen zu können“, so Schächter. Insgesamt sieht der derzeitige Intendant bereits vor dem Ende seiner Amtszeit im März 2012 die Innovationsanstregungen des Senders positiv. „Die Ergebnisse sind sehr ermutigend“, erklärt Schächter. Mit den jungen Digitalkanälen könne die Anstalt die Verluste der letzten drei Jahre im Hauptprogramm ausgleichen. [mho]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com