ZDF zeigt Familiengeschichte der Wagners

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Mit „Der Wagner-Clan“ präsentiert das ZDF diesen Sonntag einen Fernsehfilm, der auf eher lässige Art und Weise die Geschichte der Familie Wagner erzählt. Ob diese moderne Aufbereitung eines historischen Stoffs jedem gefällt, wird sich zeigen.

Sie sind so etwas wie die Royal Family im post-aristokratischen Deutschland. Die Familie Wagner hat alles zu bieten: eine lange, aufsehenerregende Geschichte, Liebe, Intrigen – und mächtige Frauen. Grund genug für das ZDF, dem „Wagner-Clan“ im Jahr eins nach dem großen Wagner-Jahr einen großen Fernsehfilm zu widmen. „Der Wagner-Clan. Eine Familiengeschichte“ wird an diesem Sonntag ausgestrahlt.
 
Produziert hat den Film Oliver Berben, der auch schon für den Riesen-Erfolg „Das Adlon“ zuständig war. Und der hat so einiges versammelt, was in der deutschen Fernseh-Landschaft Rang und Namen hat: Heino Ferch, Justus von Dohnányi, Lars Eidinger, Petra Schmidt-Schaller – und seine Mutter Iris Berben.

Sie spielt die wichtigste Frau auf dem Grünen Hügel von Bayreuth: Richard Wagners treu ergebene Ehefrau Cosima. „Sie handelt ganz strategisch“, sagt Iris Berben im Interview der Nachrichtenagentur dpa in München. „Es geht ihr einzig und allein um das Erbe und die Überhöhung der Figur Richard Wagner. Sie geht dafür sogar soweit, ihre eigenen Kinder zu verraten und zu verlieren. Was die Frau an Strategie hatte, um diese Marke Wagner fortzusetzen, das finde ich schon bitterhart.“
 
Der Film setzt mit dem Tod des großen Komponisten in Venedig ein underzählt die Geschichte seines Erbes. „Ich fand die Entscheidung totalclever, sich auf die Zeit nach dem Tod von Richard Wagner zukonzentrieren und sein Leben über seine Familie zu erzählen“, sagt LarsEidinger, der in dem Film den tragischen Charakter des homosexuellenWagner-Sohns Siegfried spielt und dafür stundenlang das Dirigieren übte.“Durch die Bürde des Erbes, die seine Kinder tragen, wird er vielbesser charakterisiert, als wenn er ständig selbst im Bild wäre.“ DerFilm endet mit dem Auftauchen Adolf Hitlers in Bayreuth.

„Ich finde es gut, dass Hitler nicht wirklich gezeigt wird“, sagtEidinger. „Ich habe ein großes Problem allgemein mit der Art, wie dieserTeil der Geschichte in Deutschland aufgearbeitet wird und das sindderzeit vor allem die Drehbücher, die ich ablehne. Ein Film nach demanderen befasst sich mit dem Thema – aber nicht in dem Maße, wie ich dasfür angemessen oder adäquat halte. Da bin ich ganz froh, dass der Filman dieser Stelle ausblendet.“
 
„Der Wagner-Clan“ erzählt eine Geschichte über Intrigen, Verrat,Liebe und aufgegebene Träume, die das ZDF auf den Bildschirm bringt.Etwas schräg, unerwartet und erfrischend respektlos inszeniert zeigt er,wie aus den Wagners die unerbittliche und zerstrittene Familie wurde,die sie zuweilen auch heute noch zu sein scheint.
 
„Es ist ein historischer Stoff, der sehr modern erzählt wird, miteiner großen Lässigkeit“, sagt Iris Berben. „Der Film erstarrt nicht inseinen Kostümen und Frisuren, nicht in seiner Sprache. Es sindtatsächlich auch andere Bilder, die mit einer heutigen Ästhetikumgehen.“
 
Tatsächlich erinnert die Ästhetik des Films an die erfolgreicherSerien wie die BBC-Produktion „Die Tudors“ über die englischeKönigsfamilie – Sex-Szenen inklusive. Wenn der antisemitische IntrigantHouston Chamberlain (Heino Ferch) Herrin Cosima (Berben) unter den Rockschlüpft, dürfte eingefleischten Wagnerianern ebenso der Atem stockenwie bei den nächtlichen Ausflügen Siegfrieds (Eidinger) zu seinemjugendlichen Liebhaber.
 
Produzent Oliver Berben spricht bei der Premiere des Films in Münchenvon dem „etwas anderen Weg der schrecklich netten Familie“ und fordertmehr Mut im deutschen Fernsehen. „Wir müssen noch viel mehr machen, wirmüssen uns noch viel mehr trauen.“
 
Was die Familie Wagner von heute von dem ZDF-Film hält, ist nichtbekannt. Dem „Focus“ gegenüber hielt sich die Leiterin derWagner-Festspiele, Katharina Wagner, eher bedeckt: Der Film sei „einweiterer Beitrag in der Diskussion um Wagner, sein Vermächtnis unddessen Wirkung“, sagte sie dem Magazin. [Britta Schultejans/das]

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13 Kommentare im Forum

  1. AW: ZDF zeigt Familiengeschichte der Wagners Ich schaue ihn mir doch an - obwohl ich mit dem Thema Wagner zu Anfangs ganz und garnicht mit beschäftigen wollte. Aber nach dem er mir mitlerweile mehrfach in den letzten Tagen empfohlen wurde, schalte ich ein oder nehme ihn mir auf.
  2. AW: ZDF zeigt Familiengeschichte der Wagners Kannst mal davon berichten, ob die Meinung der TV Digital dazu ein Körnchen Wahrheit enthält: "Vulgärpsychologische Spekulation bei dräuender Musik und Laientheater-Dialogen"
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