ZDFneo – Versuchsküche mit eigenen Kreationen

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Seit zwei Jahren gibt es den Spartensender ZDFneo nun bereits. Bewahrt hat sich der Kanal in der Zeit immer wieder den Luxus, etwas ausprobieren zu können. Entdeckt hat er dabei vor allem eines: neue Formate.

„Fernsehen für Menschen, die nicht mehr Fernsehen“. So bezeichnete Medienblogger Stefan Niggemeier ZDFneo in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Ein Sender für diejenigen, die sich lieber von Online-Händlern paketeweise DVDs nach Hause schicken lassen, statt sich durch die Fernsehsender zu wühlen. Zuschauer, die nach verschlungenen Wegen suchen, um sich amerikanische Serien online ansehen zu können. ZDFneo sollte für Menschen sein, die Programme suchen, „die man nicht nur laufen lassen kann, sondern die begeistern, überraschen, aufwühlen, anregen, irritieren“. Der Spartensender ist bislang auf einem guten Weg, genau das anzubieten. Weil er sich trauen kann, was sich sein Muttersender aus Quotendruck schon lange nicht mehr trauen darf.Das Versuchslabor der ZDF-Familie

Für Redaktionsleiterin Simone Emmelius ist der Sender der „Innovationsmotor innerhalb der ZDF-Familie“. Hier darf ausprobiert, ausgetestet und Neues etabliert werden. Mit ihrem kleinen Versuchslabor wollen die Verantwortlichen vor allem eines Erreichen: eine Zielgruppe unterhalb der Kukident-Grenze. Einschalten sollen die Berufstätigen mit einem ausgefüllten Tagesablauf und die jungen Eltern, die den 20.15 Uhr Spielfilm auf RTL oder ARD eh nicht pünktlich schaffen.

Anstellen will man das zum Beispiel mit einer späteren Primetime. So werden Fernsehfilme von Montag bis Mittwoch bewusst erst ab 21 Uhr gezeigt – allen Risiken zum Trotz. „Wir wissen natürlich, dass 20.15 Uhr in Deutschland noch immer der gelernte und fest verankerte Beginn des Fernsehabends ist, an dem viele Menschen ihren Lebensrhythmus ausrichten“, sagt Simone Emmelius gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de. Die Gefahr bestehe also, dass Verluste bei den Einschaltquoten entstehen. Dennoch werde ZDFneo mit seinem fiktionalen Angebot um 21 Uhr gesucht und gefunden.Trotz US-Serien-Hits niedrige Quoten

Gefunden wird das Programm bislang aber nur von wenigen. Bis jetzt erkämpfte sich der Sender einen durchschnittlichen Marktanteil von lediglich 0,4 Prozent. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ZDFneo bislang nur digital zu empfangen ist. Die technische Reichweite liegt in diesem Bereich nur bei 60 Prozent.
 
An den niedrigen Quoten konnten bislang aber auch ausgezeichnete US-Serien wie „30 Rock“ oder „Mad Men“ nichts ändern. Serien, die, wie Simone Emmelius sagt, nicht für alle Altersgruppen, sondern für ein dezidiertes und ambitioniertes, jüngeres Publikum gedacht sind. Die geringen Quoten sind für ZDFneo somit also auch ein Segen, steht er doch nicht unter Druck, immer die meisten Menschen pro Tag erreichen zu wollen wie sein Muttersender.Mit eigenen Formaten etwas Neues wagen

ZDFneo kann es sich somit auch trauen, verrückte Formate ins Programm aufzunehmen. Dazu gehört zum Beispiel auch die Show „TVlab“, bei der die Zuschauer online selbst abstimmen konnten, welches Format in der kommenden Saison in Produktion gehen soll. Eine Castingshow für Fernsehformate sozusagen, bei der nicht Heidi Klum oder Dieter Bohlen entscheiden, wer weiter kommt, sondern die Zuschauer selbst. Die Idee kam an. „TVlab war ein Erfolg, der all unsere Erwartungen übertroffen hat“, sagt Emmelius.
 
Anders sah das bei „neoParadise“ aus, für das der Sender extra die beiden Erfolgsmoderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf einkaufte. „neoParadise“ wurde als Nachfolger von „MTV Home“ gehandelt. An den damaligen Erfolg konnten die beiden bislang aber nicht anknüpfen. Lediglich 20 000 Zuschauer schalteten bei der ersten Folge ein. Mit einem Marktanteil von 0,1 Prozent war das sogar für ZDFneo unter dem Durchschnitt. Die Redaktionsleiterin macht sich um die Sendung allerdings keine Sorgen. „Man muss jedem neuen Format Zeit zugestehen, sich zu etablieren und seine Fans zu finden – gerade in den Digitalkanälen“, verdeutlicht sie.In Zukunft konsequent weiter kochen

Auch mit dem gesamten Sender blickt sie positiv in die Zukunft. ZDFneo sieht sie bereits in zwei Jahren als etablierten Digitalkanal für die werberelevante Zielgruppe. Einen großen Anteil daran wird ihrer Meinung nach die Abschaltung der analogen Satelliten-Übertragung haben. Dann scheint auch der angestrebte Marktanteil von einem Prozent näher zu rücken. „Wenn wir das kommende Jahr ähnlich erfolgreich fortsetzen wie 2011, werden wir Ende 2012 der Ein-Prozent-Marke einen erheblichen Schritt näher kommen“, so Emmelius.
 
Bis dahin werde bei ZDFneo konsequent weiter gekocht. Im ersten Quartal des kommenden Jahres erwartet die Zuschauer dann Serien wie „The Prisoner“ und den „TVlab“-Gewinner „Teddy’s Show“. Außerdem sei der Sender mit Joko und Klaas bereits in Gesprächen über weitere Unterhaltungsformate. So wird ZDFneo wohl auch in Zukunft so weiter machen wie bisher und Fernsehen machen „für Menschen, die nicht mehr Fernsehen“.
[Stefanie Ullmann]

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7 Kommentare im Forum

  1. AW: ZDFneo - Versuchsküche mit eigenen Kreationen Ich muss sagen, das der Sender sich sehen lassen kann! Habe dort schon vieles geschaut! "TV Lab" und nun besonders die Show "Neo- Paradise" mit Joko & Klaas. Gut, das der Sender keine Spitzenquoten verzeichnen kann, ist jedem klar! Da ich im Schlafzimmer DVB-T habe, schau ich wohl mal öfters dort rein! Weiter so!!
  2. AW: ZDFneo - Versuchsküche mit eigenen Kreationen Ja, macht Spaß, ich guck da gern auch immer wieder rein.
  3. AW: ZDFneo - Versuchsküche mit eigenen Kreationen Bald geht auch "Moviacs" in Serie Mit der Primetime wird ZDFneo wohl kaum vor 21:00 Uhr starten können - sonst gucken die DVB-T-Zuschauer, die bis 21:00 Uhr den Ki.Ka auf dem Kanal haben, beim Spielfilm alle in die Röhre.
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