Zwei deutsche Oscar-Anwärter in L.A.: „Total surreal“

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Es sind nur noch wenige Stunden bis zur Verleihung des wichtigsten internationalen Filmpreises der Welt: in der Nacht zum Montag werden die Oscars vergeben. Die deutschen Anwärter sind bereits in Los Angeles eingetroffen und haben einen ersten Vorgeschmack für die Gala erlebt.

Max Zähle (34) und Stefan Gieren (32) heißen zwei der deutschen Hoffnungen für dieses Jahr. Das Blitzlichtgewitter von Hollywood erleben die Beiden aber nicht zum ersten Mal, sie wissen, was sie erwartet. Mit ihrem Kurzfilm „Raju“ konnten die Absolventen der Hamburg Media School bereits den bronzenen Studenten-Oscar einheimsen. Jetzt haben sie die Chance auf Gold. „Der Studenten-Oscar war schon das Größte für uns, aber die richtige Oscar- Nominierung ist noch eine Ecke größer und explosiver“, schwärmt Zähle beim Empfang für die nominierten Kurzfilmer.

Mehrere Tage vor der Oscar-Gala stellten Nachwuchsregisseur Zähle, Produzent Gieren und die übrigen Mitstreiter ihre Werke im Academy-Hauptquartier vor mehreren hundert Oscar-Juroren und Pressevertretern vor. Das sei alles „total surreal“, sagte Zähle. „Da sind tolle Filme drunter“, sagte der gebürtige Hannoveraner über die Oscar-Konkurrenz. „Insofern habe ich gar keine Erwartungshaltung, ob wir gewinnen oder nicht. Wir gehen da blind rein und gucken mal, ob wir sehend raus kommen.“

Der 25 Minuten lange Film „Raju“ handelt von einem deutschen Ehepaar, das nach Indien kommt, um ein vermeintliches Waisenkind zu adoptieren. Die beiden müssen feststellen, dass das Kind seinen leiblichen Eltern weggenommen wurde. Die beiden Hauptdarsteller Wotan Wilke Möhring und Julia Richter wollten rechtzeitig zur Oscar-Verleihung auch nach Hollywood fliegen.

Auf das Thema illegaler Auslandsadoptionen sei er 2010 nach dem schweren Erdbeben in Haiti aufmerksam geworden, als solche Fälle Schlagzeilen machten, erzählt Zähle auf der Academy-Bühne bei der Vorstellung von „Raju“. Unter schwierigen Bedingen drehte das Team mehrere Wochen in Kolkata (früherer Name: Kalkutta). „Wir waren eigentlich konstant am Rande der Verzweiflung“, sagte Produzent Gieren. „Wir standen von Beginn an voll hinter dem Thema. Wir haben wirklich etwas zu sagen und wollen die Leute zum Nachdenken bringen. An Nominierungen und Preise dachte anfangs aber niemand.“

Doch jetzt steht die Oscar-Gala bevor. „Den Smoking haben wir, Make-up brauchen wir nicht, wir sind schön genug“, scherzte Zähle. „Wir können das Ganze hier in vollen Zügen genießen“, versicherte der Jungfilmer mit den blonden Wuschelhaaren.

Wim Wenders (66) könnte mit seiner Dokumentation „Pina“ über die 2009 gestorbene Wuppertaler Tänzerin und Choreographin Pina Bausch einen Oscar nach Deutschland holen. Die deutsche Kostümbildnerin Lisy Christl (47) ist für ihre Arbeit an Roland Emmerichs Shakespeare-Film „‚Anonymus‘ erstmals nominiert. Um den sogenannten Auslands-Oscar (bester nicht-englischsprachiger Film) geht die deutsch-polnische Koproduktion „In Darkness“ der Regisseurin Agnieszka Holland (63) ins Rennen. Hauptproduzent ist das SchmidtzKatze Filmkollektiv mit Standorten in Berlin und Halle/Saale. [Barbara Munker/fm]

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