Zweiter Anlauf glückt: Sojus bringt Galileo-Satelliten ins All

1
28
Satellit, Bild: © twobee - Fotolia.com
Bild: © twobee - Fotolia.com

Es ist geschafft: Einen Tag später als geplant sind die beiden ersten Satelliten für das ehrgeizige und gleichermaßen umstrittene europäische Navigationssystem Galileo endlich gestartet.

Im zweiten Anlauf gelang doch noch ein Bilderbuchstart: Die ersten beiden Satelliten für das europäische Satellitennavigationssystem Galileo sind erfolgreich auf ihrem Weg ins All. Pünktlich um 12.30 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit hob am Freitag eine Sojus-Rakete mit den Satelliten an Bord vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ab. Nach jahrelangen Verzögerungen und immensen Kostensteigerungen sind die ersten Schritte des europäischen Prestigeprojekts im All geglückt. Mit Galileo will die EU die Vormacht des GPS-Systems aus den USA brechen.

Am Donnerstag musste der Starttermin wegen technischer Probleme kurzfristig um 24 Stunden verschoben werden. Es war der erste Start einer russischen Rakete in Kourou und damit von europäischen Hoheitsgebiet. „Ich bin erleichtert“, sagte der Leiter des Galileo-Kontrollzentrums beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen, Walter Päffgen, nach dem Start am Freitag. Der Flug verlaufe planmäßig. Noch am Freitag sollten die Satelliten die Umlaufbahn erreichen. Rund 50 Tage wird es dann laut DLR dauern, bis sie auf ihrer endgültigen Position im All angekommen sind.

Die Europäer feierten mit dem Start eine doppelte Premiere: den ersten Start einer russischen Sojus-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof und nach jahrelanger Verzögerung den Beginn des neuen Galileo-Zeitalters als Konkurrenz zum amerikanischen GPS-System. Das europäische Prestigeprojekt soll die europäische Eigenständigkeit unterstreichen. Galileo soll viel präziser arbeiten als GPS, das unter militärischer Kontrolle steht, und weltweit metergenaue Positionsbestimmungen möglich machen. Das soll nicht nur dem Verkehr zu Lande, im Wasser und in der Luft helfen, sondern auch der Industrie und der Landwirtschaft.

Deutschland ist der größte Finanzier des EU-Projektes. Außerdem entwickeln und bauen deutsche Unternehmen die Satelliten. Das Galileo-Kontrollzentrum beim DLR in Oberpfaffenhofen wird in wenigen Tagen die Steuerung der Satelliten übernehmen. „Mit diesem Galileo-Satellitensystem machen wir uns in Europa unabhängig von einem vergleichbaren Satellitensystem, das derzeit von den Vereinigten Staaten ausgeht. Es ist eine Unabhängigkeit bei verschiedenen, sehr lebensnahen Anwendungen“, sagte Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) laut Mitteilung.

Am Donnerstag hatte es kurz vor dem geplanten Start Probleme beim Betanken der dritten Raketenstufe gegeben (DIGITALFERNSEHEN.de beichtete). Der Fehler habe aber nicht an der Rakete selbst, sondern an der neuen Abschussrampe gelegen, betonten die Europäische Raumfahrtorganisation ESA und der Raketenbetreiber Arianespace. Techniker hatten stundenlang fieberhaft daran gearbeitet, das Problem zu beseitigen. Erst am späten Abend gab es eine Bestätigung für den neuen Starttermin am Freitag.

Verschiebungen von Starts gebe es nicht nur in der bemannten Raumfahrt, sondern auch bei Satellitenstarts, sagte ESA-Direktor Thomas Reiter am Donnerstag. Es gehe darum, die rund 40 Millionen Euro teuren und 700 Kilogramm schweren Satelliten sicher ins All zu bringen. DLR-Vorstandschef Johann-Dietrich Wörner verwies darauf, dass die Rampe auf Kourou neu sei – damit sei es praktisch ein Jungfernflug.

Immer wieder hatten massive Verzögerungen im Zeitplan und Kostensteigerungen das Galileo-Projekt in die Kritik gebracht. Anstatt der anfangs geplanten 3,4 Milliarden Euro sollen es nun rund 5 Milliarden sein. Eigentlich war der Betrieb schon für 2008 geplant. Nun soll es erst 2014 rihtig losgehen. Bis dahin sollen 18 von insgesamt 30 geplanten Satelliten in mehr als 23 000 Kilometern Abstand um die Erde kreisen. Dann sollen auch die ersten drei Dienste starten, darunter ein kostenloser für die Allgemeinheit. Nach den bisherigen Plänen sollen die nächsten beiden Galileo-Satelliten Mitte kommenden Jahres starten. Auch sie sollen mit einer Sojus-Rakete von Kourou aus starten.

Die Sojus hat sich über die Jahrzehnte als ein sehr zuverlässiges Transportmittel erwiesen und fliegt zudem kostengünstiger als die europäische Ariane. Der Veteran aus Russland soll deshalb die Ariane im mittleren Nutzlastsegment ergänzen. Die Äquatornähe bietet gegenüber dem in Kasachstan gelegenen russischen Startplatz Baikonur einen zusätzlichen Vorteil: sie ermöglicht kürzere Distanzen, um die Satelliten in ihrem geostationärem Orbit abzusetzen. Das bedeutet weniger Treibstoff und damit mehr Nutzgewicht. Statt 1,7 Tonnen kann die Sojus nun 3 Tonnen Last mitnehmen. Zudem sind die Versicherungsprämien für derart erprobte Raketen deutlich geringer. [dpa/su]

Bildquelle:

  • Empfang_Satellit_Artikelbild: © twobee - Fotolia.com

1 Kommentare im Forum

Alle Kommentare 1 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum