iM1-Insolvenz: Musikfernsehen bleibt ein hartes Pflaster

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Nachdem erst vor wenigen Wochen überraschend der Online-Sender QTom seinen Betrieb einstellte, befindet sich derzeit mit iM1 einer der letzten linearen Musiksender in einem Insolvenzverfahren. Zwei Jahre nach der Zitterpartie um Deluxe Music zeigt sich: Das Musikfernsehen bleibt in Deutschland ein hartes Pflaster.

Gerade mal etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass mit Deluxe Music einer der bekanntesten deutschen Musiksender in die Insolvenz musste. Ende Januar 2012 hatte die Deluxe Television GmbH damals Insolvenzantrag gestellt. Zwei Monate hatte der Sender anschließend zittern müssen, bevor Ende März mit der High View Mediengruppe ein neuer Eigentümer gefunden war. Doch auch wenn sich Deluxe Music seither sichtlich gemacht hat: Das Musikfernsehen in Deutschland ist nach wie vor ein hartes Pflaster. Dies zeigte im Oktober 2012 das Ende des Kanals Ojom und zuletzt sogar das Aus für den Online-Musiksender QTom. Anfang Februar, fast genau zwei Jahre nach Deluxe Music, musste nun iM1 Insolvenz beantragen.

Das Insolvenzverfahren ist derzeit anhängig beim Amtsgericht Offenbach, der Ausgang noch offen. Zumindest eine Aufrechterhaltung des Sendebetriebs von iM1 soll dabei jedoch vorerst sichergestellt sein. Doch auch für den Fall, dass die Chancen für eine Fortführung des Musiksenders gut stehen, zeigt sich, dass das Überleben in der kleinen Nische Musikfernsehen hart bleibt.
 
Längst vorbei ist die goldene Ära des klassischen Musikfernsehens, in der in den 1990er Jahren Sender wie MTV und VIVA selbst zu popkulturellen Phänomenen avancierten. Dabei waren es vor allem äußere Faktoren, die dem Boom in den frühen 2000er Jahren ein Ende bereiteten. Die zunehmende Fragmentierung der Popkultur konnten die Sender in ihrer ganzen Bandbreite selbst zu ihren Blütezeiten nur unzureichend abbilden. Junge Zuschauer, deren Musikgeschmäcker von den Programmplanern nicht getroffen wurden, hatten keine Wahl, als sich anderweitig umzusehen. Mit MTV2 und VIVA2 (später VIVA Plus) versuchten die Programmveranstalter zunächst selbst, ihre Bandbreite zu erweitern. Wenig später übernahmen dann Youtube und Co. diese Funktion.
 
Hinzu kam die Krise der Musikindustrie. Wohl selten zuvor erlebte eine zunächst boomende Branche einen so dramatischen und schnellen Niedergang wie die Musikindustrie im Angesicht der digitalen Revolution. Die Auswirkungen waren auch für das Musikfernsehen, das den Plattenfirmen als Werbefläche für aufwändig produzierte Musikvideos gedient hatte, deutlich spürbar. Die „alten Musiksender“ MTV und VIVA wagten angesichts dieses sich veränderten Marktumfeldes die Flucht nach vorn und transformierten sich kurzerhand zu Jugendsendern. Die Reste des alten Publikums wandten sich spätestens an diesem Punkt weitgehend von den Sendern ab.
 
Mit dem Rückzug der alten Sender aus der Nische traten neue Akteure auf Feld. Deluxe Music und iM1 (ehemals iMusic 1) sind dabei sicherlich die bislang nachhaltigsten Vertreter. An den Erfolg oder die Bedeutung von MTV und VIVA konnten beide jedoch nie anknüpfen. Dies dürfte jedoch auch nicht das Ziel der Senderveranstalter sein, denn auch die wissen, dass sich der Markt in den vergangenen zehn Jahren sehr deutlich verändert hat – eben hin zu einem harten Pflaster. [ps]

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42 Kommentare im Forum

  1. AW: iM1-Insolvenz: Musikfernsehen bleibt ein hartes Pflaster Aber dennoch bemühen die sich ein facettenreiches Programm zu liefern. Ich hoffe wenigstens, dass die bei Entertain und so weiter erhalten bleiben.
  2. AW: iM1-Insolvenz: Musikfernsehen bleibt ein hartes Pflaster Sehr schade. Aber dafür unglaublich das MTV und Viva noch leben,den wünsche ich die Pleite. Seit Viacom die Finger bei Viva drin hat ist der Sender völlig unbrauchbar.
  3. AW: iM1-Insolvenz: Musikfernsehen bleibt ein hartes Pflaster Ja ich steige u.a. wegen der vielen Musiksender demnächst von KDG auf Entertain um. Würd mir schon stinken, wenn da jetzt einer nach dem anderen wegfällt...
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