Medientage: „Kabelangebot muss exklusiver werden“

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Kabel-TV Bild: © soupstock - Fotolia.com
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München – Die großen Free-TV-Anbieter haben nur noch ein Zeitfenster von vier Monaten, um sich mit der Kabel Deutschland GmbH (KDG) über die Einspeisemodalitäten in das digitale Kabel zu einigen.

Ansonsten droht ihnen der Verlust der dortigen Übertragungsmöglichkeiten. Das erklärte der Düsseldorfer Unternehmensberater und Publizist Werner Lauff auf dem Panel „Kabel digital – Nutzerparadies total? Neue Möglichkeiten, neue Netzstrukturen, neue Geschäftsmodelle“ auf den Medientagen München 2004. Streitpunkt ist die von der KDG geforderte Grundverschlüsselung aller Programme und Dienste. Durch die Grundverschlüsselung soll die Packetierung und Vermarktung der Digital-TV-Angebote im Kabel erleichtert werden.
 
„Wir können die Grundverschlüsselung nicht akzeptieren, weil uns dadurch Reichweite verloren geht“, erklärte Hubertus Meyer-Burckhardt, Vorstand Corporate Development und Medienpolitik von ProSiebenSat.1 Media. Für werbefinanzierte Sender sei dies nicht hinnehmbar. „Wir sind aber auf dem besten Weg, eine gute Lösung mit der KDG zu finden“, sagte er. Über den aktuellen Stand der Verhandlungen wollte er jedoch keine weitere Auskunft geben. Meyer-Burckhardt: „Wir sind für die Digitalisierung, auch im Kabel. Wir wollen jedoch keinen Gatekeeper.“
 
Wichtigstes Ziel der KDG ist laut Dr. Manuel Cubero, KDG-Direktor Digital TV, alle im anlogen Kabelbereich vorhandenen Sender auch im digitalen Kabelbereich abzubilden. Dass die angestrebte Fusion mit den anderen großen Kabelnetzbetreibern in Deutschland (Ish, Iesy und Kabel Baden- Württemberg) am Einspruch des Kartellamts gescheitert ist, bezeichnete er als „bedauerlich“. Cubero: „Die Verbraucher wären die Gewinner gewesen.“ Die KDG, ebenso wie die Fusionspartner, hätte jedoch die „kritische Größe“, um das Kabelgeschäft auch allein erfolgreich bestreiten zu können. Die KDG setze hier künftig auf die drei Säulen Free-TV, Pay-TV und Internet.
 
„Die größte Herausforderung für Kabelnetzbetreiber ist es, qualitativ hochwertige Inhalte in ihre Programmpakete zu integrieren. Das Kabelangebot muss exklusiver werden und Inhalte bieten, die auf den Satelliten nicht zu finden sind“, erklärte James Bonsall, Vorsitzender der Geschäftsführung des nordrhein-westfälischen Kabelnetzbetreibers ish. Man wolle dem Kunden Premium- Inhalte zu möglichst günstigen Konditionen anbieten. Ish setze künftig auch verstärkt auf regionalbezogene Programme und Dienste. Diese seien derzeit in Vorbereitung. Um im Kabelgeschäft flexibler agieren zu können, forderte Bonsall ebenso wie Cubero speziell im analogen Bereich des Kabels weniger Regulierung.
 
„Die Chancen für mehr Bewegungsfreiheit im analogen Kabel stehen nicht schlecht“, berichtete Prof. Wolfgang Thaenert, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM). Zwei bis drei Kanäle aus dem analogen Bereich könnten wohl schon bald beim Umstieg vom analogen auf das digitale Fernsehen von den Kabelnetzbetreibern zusätzlich genutzt werden. Der Umstieg werde jedoch „eher inselbezogen“ vonstatten gehen. Deutschlandweit einheitlich sei ein schneller Umstieg nicht machbar. Dies bestätigte auch KDG-Direktor Cubero. Thaenert begrüßte die Möglichkeit, mehr neue Spartenprogramme im digitalen Kabelnetz unterbringen zu können. „Wir können die neuen Programme gut gebrauchen, weil sie mehr Wettbewerb und Vielfalt versprechen“, erklärte er. Für die Landesmedienanstalten sei der schnelle Ausbau des digitalen Kabels, der chancengleiche Zugang und die Einführung neuer Qualitätsprogramme ein zentrales Anliegen.
 
Die Kabelnetzbetreiber hätten durch ihre Vermarktungsrolle gegenüber den Satellitenbetreibern einen wichtigen Vorteil. Thaenert: „Wenn eine Einigung der KDG mit den großen Free-TV-Anbietern in Sachen Grundverschlüsselung klappt, dann wird das Kabel ein Erfolgsmodell.“ Die Landesmedienstalten wollten beim Umstieg von analog auf digital im Kabel mehr moderierend als reglementierend tätig sein. Er betonte auch, dass DVB-T eher als „Impulsgeber“ für das Kabel anzusehen sei denn als Konkurrenz.
 
In Deutschland liege die Akzeptanz für digitale Programmpakete derzeit noch unter fünf Prozent (ohne Premiere). Breitband- Internet über Kabel nutzten nur 90.000 Haushalte. Anbieter seien hier in erster Linie mittelständische Stadtnetzbetreiber wie NetCologne und Tele Columbus. Ish und Kabel BW sorgten hier jedoch für weiteres Wachstum. Telefonie via Kabel nutzten in Deutschland nur 35.000 Haushalte. Wiegand: „In den westeuropäischen Kabelmärkten dominieren noch die mit TV-Diensten erzielten Umsatzerlöse. Die meisten Märkte weisen jedoch bereits heute beträchtliche Umsatzanteile der Zusatzdienste ab 25 Prozent und mehr des Gesamtmarktvolumens auf. Deutschland bildet das Schlusslicht beim Umsatzanteil der Zusatzdienste.“[fp]

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