BIU: „Medienkompetenz schon im Kindergarten vermitteln“

Wie erlernen Kinder den richtigen Umgang mit Medien? NEMO im Gespräch mit Ruth Lemmen, Projektmanagerin und Referentin Medienkompetenz beim Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU).

NEMO: Wie können Eltern ihren Kindern den richtigen Umgang mit Medien, beispielsweise bei Filmen oder Computer- und Videospielen, vermitteln?
 
Lemmen: Eltern haben in allen Bereichen Vorbildfunktion für ihre Kinder, dies gilt auch für die Mediennutzung.Deshalbwäre es wünschenswert, dass sich Eltern die Zeit nehmen,dieMediennutzung ihrer Kinder zu begleiten. Hierzu gehört das gemeinsame Computerspielen genauso wie einen Film im Fernsehen, im Kino oder auf DVD anzuschauen. Wie die Eltern den Kindern eine Geschichte vorlesen oder mit ihnen ein Gesellschaftsspiel spielen, kann sich die ganze Familie auch mit einem Lernspiel am Computer vergnügen oder auf der Konsole gemeinsam ein Quizspiel spielen. Dabei sollte das eine das andere natürlich nicht ersetzen, es gibt aber mittlerweile viele Produkte, die eine gemeinsame Mediennutzung von Eltern und Kindern ermöglichen und zudem viel Spaß machen.
 

NEMO: Ab welchem Alter sollte die Medienerziehung beginnen?
 
Lemmen: Diesbezüglich kann man keine generellen Aussagen treffen, da dies von der individuellen Entwicklung der Kinder abhängt. Erfahrungswerte zeigen aber, dass eine Mediennutzung ab dem Vorschulalter einsetzt und spätestens ab diesem Zeitpunkt sollten auch die Eltern gewappnet sein. Ich bin auch generell der Ansicht, dass man ein konkretes Interesse der Kinder jeweils aktiv fördern und begleiten sollte und zwar in den Phasen, in denen es von den Kindern gezeigt und artikuliert wird. Der kreative Umgang mit den Medien schult viele Fähigkeiten, die der mündige Bürger in dieser Gesellschaft benötigt, dabei geht es letztendlich auch um die Kommunikationsfähigkeit in der globalen Gesellschaft. Sogar dieEinkommenssteuererklärung wird heutzutage auf elektronischem Wege abgegeben. Die aktive Nutzung und das Arbeiten von und mit den digitalen Medien gehören in der heutigen Zeit nicht nur maßgeblich zum Arbeitsleben, sondern gewinnen auch im privaten Bereich zunehmend an Bedeutung.
 
NEMO: Welche Grundregeln für den Umgang mit Medien in der Erziehung sind wichtig?
 
Lemmen: Wenn wir uns auf den häuslichen Kontext beziehen, sollten sich die Eltern dafür interessieren, was ihre Kinder tun. Sie sollten dafür Sorge tragen, dass ihre Kinder nur solcheFilme schauen und Spiele spielen, die für ihre Altersgruppe geeignet und freigegeben sind und sich auch die Zeit nehmen, gemeinsam mit den Kindern Filme anzuschauen und Computer- und Videospiele zu spielen. Die Alterskennzeichnungen auf den Verpackungen können hierzu eine wertvolle Hilfestellung geben. Hierbei reichen regelmäßige Stichproben aus. Außerdem sollten Eltern angebotene Kontrollmechanismen stärker nutzen. Alle modernen Spielkonsolen und PC-Betriebssysteme verfügen über Jugendschutzeinstellungen. Man kann für seine Kinder Benutzerkonten anlegen und die jeweiligen Konten mit Altersgrenzen absichern und auch den Online-Zugriff reglementieren. Allerdings gilt auch bei der Medienerziehung, dass eine gesunde Vertrauensbasis durch nichts zu ersetzen ist. Elternwissen häufig am besten, welche Medien für ihre Kinder geeignet sind und sollten Spielregeln aufstellen, an die sich die Kinder halten können. Wenn die Kinder älter werden, sollten Zeitbudgets zur Mediennutzung vereinbart werden.
 
> Hier geht’s zum vollständigen Interview auf www.nemopolis.de! Mehr zum Thema außerdem in der aktuellen Ausgabe von NEMO!

Weiterführende Links:
Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V.(BIU) ist unter www.biu-online.de zu finden. Zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen sind die Studien des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest hilfreich, abzurufen unter www.mpfs.de/. Die Arbeit der Media Literacy Expert Group ist im Internet unter ec.europa.eu/avpolicy/media_literacy/expert_group/index_en.htm nachzulesen. [sch]