Bundesliga-Rechte: Premiere demonstriert Stärke

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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München – Die nächsten Monate werden für Premiere entscheidend: Die Ausschreibung der Bundesliga-Rechte für die nächsten drei Spielzeiten ab der Saison 2009/10 steht an. Verbal bringt sich der Abo-Sender bereits in Stellung.

So erklärte der Premiere-Vorstand Carsten Schmidt gegenüber der „Financial Times Deutschland“ (FTD), dass er keine Bieterkonkurrenz aus dem Lager der Kabelnetzbetreiber erwartet. „Bislang bekommen wir von allen Infrastrukturanbietern das Signal, dass Premiere das Risiko für die Inhalte tragen und diese über die verschiedenen Anbieter verbreiten soll.“

So sicher scheint Premiere jedoch nicht zu sein: Zeitgleich haben sich die Münchener vor dem Bundeskartellamt über die DFL und Leo Kirch beschwert. Hintergrund ist der im Oktober zwischen den beiden Partnern geschlossene Vermarktungsdeal.
 
Ab dieser Rechtevergabe soll nämlich alles anders werden: Der bisherige Ansprechpartner, die DFL, hat die Vermarktungsrechte für sechs Spielzeiten ab 2009/10 erstmals abgegeben. Nun soll Leo Kirch die TV als Zwischenhändler die TV-Verträge mit den Sendern aushandeln. Der ehemalige Medienmogul garantiert der Deutschen Fußball Liga (DFL) dafür durchschnittliche Einnahmen von 500 Millionen Euro pro Saison.

Der Groll von Premiere richtet sich dabei vor allem gegen die Strategie Kirchs. Um das Interesse an den Pay-TV-Rechten zu erhöhen, plant der Medienfuchs, die Live-Sendungen dann komplett selbst zu produzieren, so dass Interessenten künftig ein fertiges TV-Produkt angeboten bekommen. Der Clou: Damit wird das Angebot auch für weitere Unternehmen wie Kabelnetzbetreiber oder Telekommunikationsunternehmen attraktiv, die vorher nicht über das Know-How verfügt haben, ein TV-Programm zu erstellen. Dies war bisher immer der große Vorteil des Platzhirschs Premiere.
 
Premiere beruft sich nun einerseits auf seine journalistische Unabhängigkeit, gegenüber dem Kartellamt werfen die Münchener der DFL damit ein Rechtemonopol vor (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Auch hat der Pay-TV-Sender bereits zähe Verhandlungen mit Kirch angedroht, sollte der Vertrag mit der DFL tatsächlich zustande kommen.

Noch ist der Vertrag zwischen Kirch und der DFL nicht vollständig unter Dach und Fach, denn Kirch ist die von der DFL geforderte Bankbürgschaft über 500 Millionen Euro für die erste Saison weiterhin schuldig. Diese hatten sich die Bundesliga-Vereine ausgebeten, litt doch die Bundesliga beträchtlich unter dem Zusammenbruch des Kirch-Imperiums. Derweil hofft Premiere natürlich, dass Kirch die Bürgschaft nicht erhält. „Premiere steht jederzeit für eine direkte Partnerschaft mit der DFL zur Verfügung“, kündigte Schmidt gegenüber der „FTD“ für diesen Fall an.
 
Zuletzt haben sich jedoch die Anzeichen verdichtet, dass die mit Kirch in Verhandlungen stehende Commerzbank tatsächlich die Bürgschaft gewährt. So hat Kirch ausgerechnet Ulrich Blessing, den Bruder des Commerzbank-Chefs Martin Blessing, zum Geschäftsführer seiner Firma Sirius Sport-Media ernannt (DF berichtete). [lf]

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73 Kommentare im Forum

  1. AW: Bundesliga-Rechte: Premiere demonstriert Stärke Da widerspricht sich PREMIERE aber. Einerseits erhalten sie angeblich Signale, dass die Kabelbetreiber sich aus allem raushalten wollen und man sich deswegen bereits als Platzhirsch bei der PayTV Rechten sieht, andererseits klagen sie ausgerechnet gegen die Klausel im DFL Vertrag, die PREMIERE eine exklusive Berichterstattung vermiesen könnte. Wäre ich siegessicher, würd ich nicht von hinten in die Beine grätschen
  2. AW: Bundesliga-Rechte: Premiere demonstriert Stärke In der Militärsprache würde man von einem "Präventivschlag" sprechen .
  3. AW: Bundesliga-Rechte: Premiere demonstriert Stärke Dass ausgerechnet die Monopolisten von Premiere das Kartellamt anrufen, entbehrt nicht einer gewissen Situationskomik...
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