Eins Extra: Präsidentenwahlen in Russland

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Am 2. März 2008 wählt Russland einen neuen Präsidenten.

Der seit 2000 amtierende Staatschef Wladimir Putin darf nicht erneut kandidieren, da die russische Verfassung nicht mehr als zwei Legislaturperioden in Folge zulässt. Am 23. Februar 2008 widmet sich Eins Extra mit mehreren Reportagen im Vorfeld der Wahlen dem flächenmäßig größten Staat der Erde.

Russische Präsidenten – Jelzin, Sendetermin: Samstag, 01.03.08, 16:00 Uhr, Ein Film von Vitalij Manskij
 
Die Nachrichtensendungen ist um die Welt gegangen: Auf dem Roten Platz tanzt die Moskauer Jugend frenetisch ins neue Jahrtausend. Auf riesigen Bildschirmen verliest Boris Jelzin die traditionelle Neujahrsbotschaft, während der er zur allgemeinen Überraschung seinen Rücktritt ankündigt. Ein Jahr nach diesem historischen Ereignis wird der Zuschauer in die Präsidentenresidenz eingeladen, wo Boris Nikolajewitsch sich anschickt, das Neujahrsfest im Familienkreis zu verbringen. Dieses Jahr zieht an uns vorüber: der Wahlsieg seines Günstlings Putin, eine Wallfahrt in seine Geburtsstadt Jekaterinenburg, die Promotiontour durch Deutschland. Wo immer dieser Mann auch hinkommt, schlägt ihm die Begeisterung der Massen entgegen. Und sein Hofstaat folgt ihm überall hin: Familie, Handlanger, Leibwächter. Seine allgegenwärtige Tochter wacht über den reibungslosen Ablauf der Auftritte und achtet darauf, dass sein Bild bis in die letzte Einzelheit stimmt. Es ist immer schwierig, einen Politiker zu porträtieren, denn sie sind mit allen Wassern gewaschen. Dennoch zeichnet Vitalij Manskij hier ein nuancenreiches Porträt: dem gesundheitlich angeschlagenen Mann, der Russland während mehr als acht Jahren regiert hat, fällt es schwer, seine Worte zu finden und sich zu bewegen. Ein scharfer Kontrast herrscht zwischen den aktuellen Bildern und den Archivaufnahmen, die seine glanzvollen Zeiten belegen, als er noch mit der unverbrauchten Arroganz und Ungezwungenheit eines jugendlichen Helden sprach.
 
Russische Präsidenten – Gorbatschow, Sendetermin: Samstag, 01.03.2008, 17:00 Uhr, Ein Film von Vitalij Manskij
 
Hat Michail Gorbatschow heute noch etwas zu sagen? Im Westen wurde er mit dem Friedensnobelpreis geehrt und glühend verehrt. In seinem eigenen Land ging er als meistgehasster Politiker in die Geschichte ein. Nach dem misslungenen Staatsstreich von 1991 verlor er die Präsidentschaftswahlen und fiel daraufhin allmählich der Vergessenheit anheim. Dieses Filmdokument gewährt Einsicht in das Leben des Mannes, der in der UdSSR umwälzende Veränderungen ausgelöst hat. Als Ergebnis eines überraschenden Wertewandels erfreut er sich heute allgemeiner Beliebtheit. Inmitten der Korruptionsskandale, die Russland in den letzten Jahren erschüttert haben, erscheint er als unbescholtener und ehrlicher Mann. Auf Reisen im In- und Ausland, im Kreis seiner Angehörigen, in mondäner Gesellschaft: Michail Sergejewitsch ist nach wie vor im Stande, alle Register einer großen Persönlichkeit zu ziehen und beeindruckt durch sein Charisma und seine innere Ausgeglichenheit. Das omnipräsente Gesicht von Raissa, seiner geliebten Ehefrau, die 1999 an Krebs verstorben ist, beschwört vergangene Zeiten herauf. Der nostalgische Michail Gorbatschow ist ein trauriger und einsamer Mann, der die Freude am Leben verloren hat, wie man am Rande eines Gesprächs erfährt. Mit leichten Pinselstrichen und ohne jeden Kommentar zeichnet Vitali Manskij ein ergreifendes und feinfühliges Porträt dieses erstaunlich zugänglichen Mannes. Indem er ihm den nötigen Raum zugesteht, macht er uns seine philosophische und zugleich menschliche Botschaft zugänglich.
 
Putins Russland, Sendetermin: Samstag, 01.03.2008, 18:05 Uhr, Ein Film von Jean-Michel Carré und Jill Emery
 
Die Dokumentation verbindet die Biografie Wladimir Putins mit der aktuellen Situation in Russland, innen- und außenpolitisch, militärisch und wirtschaftlich. Es ist ein Porträt und eine Analyse und die derzeit aufwendigste Dokumentation über Putin und sein Herrschaftssystem, gedreht in sieben Ländern, mit drei Dutzend Interviews und Archivmaterial aus weltweiten Quellen. Eine Vielzahl hochkarätiger Personen haben sich für diese Dokumentation interviewen lassen – von der renommierten Wissenschaftlerin Lilija Schewzowa (Carnegie Stiftung Moskau) über den Ex-Oligarchen Boris Berezowski, den ehemaligen Dissidenten Sergej Kovalev, den Ex-KGB-Agenten Oleg Gordievski bis zu Garry Kasparov, Ex-Schachweltmeister und heute einer der führenden Köpfe der Opposition. Die Kernthese des Films ist, dass mit Putin letztlich der KGB, heute FSB, die russische Führung übernahm. Keine zehn Jahre nach der Zerschlagung des KGB in Folge des gescheiterten Putsches 1991. Damit sind auch die Methoden und Ziele des KGB wieder präsent: Kontrolle aller Lebensbereiche und Weltmachtstreben.
 
Die lange Russland-Nacht, Sendetermin: Sonntag, 02.03.08, 11:05 Uhr
 
Am Vorabend der Präsidentschaftswahlen blickt WDR-Auslandschefin Tina Hassel zusammen mit Russlandexpertin Sonia Mikich nach Russland. Die aktuelle Produktion, die der WDR in der vorhergehenden Nacht zeigt, wird tagsüber in Eins Extra wiederholt. Noch immer befindet sich das Land im Umbruch. Obwohl das Ende des Sowjetsystems 15 Jahre zurückliegt, ist Russland weit von einer stabilen Demokratie entfernt. Für die Geschicke dieses neuen Russlands stehen zwei starke Männer; Jelzin und Putin. Und mit ihnen werden wichtige historische Ereignisse und Entwicklungen verbunden… Tina Hassel unternimmt im Gespräch mit Sonia Mikich eine Zeitreise durch Russland. Für den Zuschauer bedeutet dieses nicht nur ein Wiedersehen herausragender Dokumentationen aus den Archivschätzen des WDR, sondern auch spannende Momente der aktuellen Berichterstattung der ARD-Korrespondenten aus Moskau.

Operation Machterhalt, Sendetermin: Sonntag, 02.03.08, 17:00 Uhr, Ein Film von Stephan Stuchlik
Der Überraschungsangriff bleibt eine der stärksten Waffen Putins, auch nach der Wahl am 2. Dezember. Wie entwickeln sich die politischen Ereignisse nach dieser Wahl? Welche Rolle wird Putin für sich beanspruchen und wie kann er weiterhin die Fäden in der Hand halten? Auch wenn der ihm treu ergebene Medwedew Präsident werden sollte, wäre es kaum denkbar, dass Putin sich zum Erfüllungsgehilfen des neuen Präsidenten machen lassen würde. Eher denkbar, dass Medwedew vorzeitig zurücktreten könnte und Putin verfassungsgemäß seine Geschäfte übernimmt. Zu den Planspielen im Kreml könnte auch ein starker Putin ohne Amt, aber in der Rolle des „moralischen Führers der Nation“, gehören. Noch ist völlig unklar, was Putins wirkliche Pläne sind. Klar scheint nur, dass die Operation Machterhalt in vollem Gange ist.
 
Klinik auf Rädern, High-Tech-Medizin in Sibirien, Sendetermin: Sonntag, 02.03.08, 17:30 Uhr, Ein Film von Manuela Roppert
 
In viele Dörfer Nordrusslands führen keine Straßen. Sie sind nur mit der Eisenbahn zu erreichen. Die medizinische Versorgung dort ist katastrophal. Seit zweieinhalb Jahren macht sich ein Sonderzug der Russischen Eisenbahn auf den Weg in die entlegenen Winkel des Riesenreiches. In den umgebauten Zugabteilen gibt es eine Zahnarztpraxis, Ultraschall- und Röntgengeräte sowie ein Labor. Die 20 Ärzte und Krankenschwestern leben wie in einem U-Boot auf engstem Raum zusammen und versorgen zwölf Stunden am Tag ihre Patienten. Per Videoschaltung können Spezialisten nicht nur aus Moskau, sondern überall in der Welt konsultiert werden. Mehr als zwei Wochen dauert eine Arbeitsreise. Für den Röntgenarzt Alexander Tschapygow ist es jedes Mal aufs Neue ein kleines Abenteuer. Einen Acht-Stunden-Tag in einem gewöhnlichen Krankenhaus kann sich aber auch der Internist Valerij nur schwer vorstellen. Galina Kuschkowa ist Zugbegleiterin und auf jeder Fahrt dabei. Sie kocht den Tee, kümmert sich ums Essen und kauft ein. Der Elektromechaniker Alexander Schinischtschin ist für die Technik im Zug zuständig. Der Dieselgenerator im ehemaligen Gepäckraum versorgt die medizinische Ausrüstung mit Strom. Die Geräte sind extremen Temperaturen ausgesetzt und dem Ruckeln des Zuges. Hochwertige Geräte wären dafür zu empfindlich. Dennoch dürften viele Krankenhäuser in Russland die Klinik auf Rädern um ihre technische Ausrüstung beneiden. Aber für den Erfolg des Projekts sind vor allem die Menschen verantwortlich. „Ich bin stolz auf das Personal, auf die Ärzte, die hier arbeiten“, sagt Chefarzt Jewgenij Pjatakow. Manuela Roppert und ihr Kamerateam haben sich mit der Klinik auf Rädern auf eine Reise in Richtung Archangelsk gemacht. [mg]

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1 Kommentare im Forum

  1. AW: Eins Extra: Präsidentenwahlen in Russland Die Beiträge auf EinsExtra sind mit Sicherheit sehr spannend. Die Wahl in Russland wird wohl eher langweilig. Kann man dort von einer Wahl überhaupt sprechen? Ich denke, Putin hat seinen Nachfolger doch schon längst bestimmt. Die Wahl wird wohl nur eine Formsache sein.
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