Politik, Straftaten oder Katastrophen: TV-Nachrichten unterscheiden sich in Themenwahl

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Bild: Destina - Fotolia.com
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München – Die Haupt-Nachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender vermitteln eine deutlich andere Sicht auf das Weltgeschehen als die der privaten Kanäle.

Wie das Nachrichtenmagazin Focus ermittelte, verwenden „Tagesschau“ (ARD) und „heute“ (ZDF) durchschnittlich einen jeweils mehr als doppelt so großen Anteil ihrer Meldungszeit für innen- und außenpolitische Themen wie „RTL aktuell“ und die „SAT.1 News“.

Umgekehrt führen die Privaten mit erheblichem Vorsprung bei der Berichterstattung über Straftaten, Katastrophen und Unfälle. In den von Focus analysierten 14 Tagen (17. bis 27. Oktober 2007 und 20. bis 22. Januar 2008) füllten RTL und SAT.1 jeweils ein Viertel der Nachrichtenzeit mit diesen Themen, das ZDF elf Prozent und die ARD sechs Prozent.
 
Die „Tagesschau“ führt bei Außenpolitik (29 Prozent) vor „heute“ (26 Prozent), „RTL aktuell“ (zehn Prozent) und „SAT.1 News“ (neun Prozent). Beim Zeitanteil für Innenpolitik sind die Verhältnisse ähnlich: “ Tagesschau“ 24 Prozent, „heute“ 17 Prozent, „RTL aktuell“ sieben Prozent und „SAT.1 News“ acht Prozent.
 
SAT.1-Sprecherin Kristina Faßler sagte Focus: „Wichtige Meldungen aus dem Inland haben bei uns grundsätzlich Vorrang vor entsprechenden Meldungen aus dem Ausland.“ Das gelte allerdings nicht bei Auslandsthemen mit überdurchschnittlicher Relevanz.
 
RTL-Chefredakteur und Nachrichtenmoderator Peter Kloeppel verteidigt in Focus die Berichterstattung über Straftaten, Unfälle und Katastrophen: Diese Themen gehörten „zum Leben und zur Erfahrungswelt unserer Zuschauer und haben deshalb je nach Relevanz ihren Platz in der Sendung“. Die Diskussion um Jugendgewalt im hessischen Wahlkampf habe gezeigt, wie schnell aus einem vermeintlichen Boulevardthema, dem Angriff auf einen Rentner in der Münchner U-Bahn, ein Politthema werden könne. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sagte Focus: „Das ZDF geht sparsam damit um.“ Aber worüber die Menschen redeten, sei auch Teil der „heute“-Berichterstattung. ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke will dagegen einzelne Kriminalfälle und Verkehrsunfälle nicht in der „Tagesschau“ sehen: „Sie können zum Thema werden, wenn sie Auslöser einer gesellschaftspolitischen Debatte sind, etwa um Jugendkriminalität oder um ein Tempolimit.“[fp]

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