Tokio – Der japanische Riese Sony will nach Jahren des Winterschlafs wieder zum Innovationstreiber werden. Eine wichtige Rolle in den Plänen des Sony-Chefs Howard Stringer spielt dabei die Oled-Technologie.
Wie die „Financial Times Deutschland“ (FTD) berichtet, wird Sony allein in der zweiten Jahreshälfte 140 Millionen Euro in die Produktion der fortschrittlichen Oled-Fernsehgeräte stecken.
Oled steht für organische Leuchtdioden, die für diese TV-Technologie der Zukunft genutzt werden. Neben einer hohen Leuchtkraft und satten Farben versprechen OLED-Displays enorme Kontrastwerte – und das bei millimeterdünnen Panels. Selbst der Energieverbrauch liegt deutlich unter dem derzeitiger LCD- oder Plasmamodelle.
Doch so richtig massenmarkttauglich sind Oled-TVs bei weitem noch nicht. Einerseits gibt es noch Probleme mit der Haltbarkeit: Die organischen Leutdioden verlieren schneller an Leuchtkraft als zum Beispiel LCDs oder Plasmas. Und dann gestaltet sich die Produktion als sehr kostenintensiv, vor allem weil die Ausschussquote bei den Displays noch sehr hoch ist. Deswegen hat die Konkurrenz von Matsushita von einer Einführung bisher abgesehen, bei den Konkurrenten rechnet man mit dem Marktdurchbruch erst 2015.
Doch Sony will das Prestige-Produkt weiter vorantreiben und nimmt dafür Anlaufinvestitionen in Kauf. Bislang gibt es mit dem XEL-1 einen Oled-Fernseher im Handel, Sony hat den Elf-Zoller im Dezember auf den Markt gebracht. Für das drei Millimeter dünne Display werden jedoch stolze 1 280 Euro fällig – und dabei zahlt Sony sogar noch ordentlich drauf. Der Preis soll laut „FTD“ nicht einmal die Produktionskosten decken.
Die Firmenspitze erklärt diese Entscheidung damit, dass man die Führung bei der TV-Technik der nächsten Generation halten möchte. Zu lange war Sony nicht mehr Innovationstreiber, das soll sich jetzt ändern. Lieber gibt man das Geld bei der Durchsetzung einer neuen Technologie aus, als im Nachhinein den Marktanschluss schaffen zu müssen. Das ist zwar auch mit Risiken verbunden – doch das Verschlafen wichtiger Fortschritte hängt Sony immer noch an. Es ist eigentlich immer noch unfassbar, dass der Erfinder des Walkmans den MP3-Player-Markt völlig verschlafen hat.
Und auch die Defizite bei der Flachbild-TV-Entwicklung der vergangenen Jahre hängen Sony immer noch an. Zwar hat man mit großem Aufwand Marktanteile im LCD-Bereich gewonnen und gehört mit der Bravia-Serie weltweit wieder zur Spitze, Geld verdient man jedoch auch weiterhin noch nicht. Wie die „FTD“ berichtet, wird auch im ersten Quartal 2008 ein Minus im LCD-Geschäft stehen, ob Sony es tatsächlich wie angekündigt schafft, dieses Jahr Geld mit LCDs zu verdienen, ist zumindest fragwürdig.
Diese von Stringer eingeforderte Risikobereitschaft hat sich ja bereits mit dem Sieg der Blu-ray bezahlt gemacht, den Sony als Hauptakteur entschieden hat. [lf]
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