Singulus: „Branche hat unter Formatkrieg gelitten“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Kahl am Main – Der DVD-Anlagenhersteller Singulus hat das Ende des Formatkriegs um die DVD-Nachfolge mit Freude aufgenommen. Nachdem man der Markt nun entschieden hat, hofft man endlich wieder auf volle Auftragsbücher.

DIGITAL FERNSEHEN hat mit Maren Schuster, Leiterin Investor Relations der Singulus Technologies AG, über die zähen Jahre des Formatstreits und die Zukunft der Blu-ray und Singulus gesprochen.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Frau Schuster, die Singulus-Strategie ist aufgegangen und Blu-ray als Sieger aus dem Formatkrieg gegen die HD DVD erfolgreich hervorgegangen. Ab wann wussten Sie, dass Blu-ray das Rennen machen wird?

Maren Schuster: Mit diesem Ausgang haben wir schon länger gerechnet beziehungsweise haben gehofft, das Blu-ray gewinnt. Bereits in den vergangenen zwei Jahren haben wir immer gesagt, dass Blu-ray das bessere Format ist. Und Hollywood hat sehr früh durchblicken lassen, dass ein Speichermedium mit ungefähr 45 Gigabyte Kapazität benötigt wird. Auch stand von Anfang an die größere Gruppe an Studios und Herstellern hinter Blu-ray.
 
DF: Sie würden Blu-ray also als verdienten Sieger bezeichnen?
 
Schuster: Ja, weil ich glaube, die Blu-ray ist das bessere Produkt. Dabei kommt es vor allem auf den Speicherplatz an. Letztlich hat sich das Format mit dem größeren Potenzial durchgesetzt, bei den 50 Gigabyte ist noch lange nicht Schluss. Technisch gesehen hat der Markt für die zukunftssichere Lösung votiert.
 
DF: Wie haben Sie den Siegeszug der Blu-ray Disc nach der Warner-Abkehr von der HD DVD erlebt?
 
Schuster: Sie haben Recht, das erste große Signal für den Markt war die Neupositionierung von Warner. Letztlich war die mediale Resonanz unheimlich groß, und der Markt hat darauf reagiert. Handelsketten, Videotheken und Studios haben sich seither für Blu-ray ausgesprochen. Letztlich war eine Welle in Gang gekommen, die nicht mehr zu stoppen war. Das es dann letztlich so schnell geht, damit haben wir auch nicht gerechnet.
 
DF: Man konnte den Eindruck bekommen, dass die gesamte Branche nun förmlich die Entscheidung herbeigezwungen hat.
 
Schuster: Jeder war müde von dem ewigen Kampf, der Formatstreit hat unsere Branche auch geschädigt. Es gab nur sehr zurückhaltend Anlageninvestitionen. Im Consumermarkt war es auch eher ein Stopper. Die Konsumenten haben ebenfalls gewartet.
 
DF: Kaum ein Unternehmen hat derart unter dem Formatkrieg leiden müssen wie Singulus. Wie froh sind Sie, dass es jetzt einen Sieger gibt?
 
Schuster: Es hat die ganze Branche unter dem Formatkrieg gelitten. Für uns war schwierig, dass die Disc-Hersteller nur noch die allernotwendigsten Investitionen getätigt haben. Natürlich sind wir sehr glücklich darüber, dass der Formatstreit jetzt ein Ende gefunden hat.

DF: Wann wird sich dies in den Singulus-Bilanzen wiederspiegeln?
 
Schuster: Wir rechnen natürlich mit positiven Auswirkungen auf unser Geschäft. Wie schnell das letztlich gehen wird, kann man nur schwer voraussagen. Für uns ist wichtig, dass unsere Kunden jetzt Planungssicherheit haben, und wir nehmen zur Kenntnis, dass sie über Investitionen in Blu-ray-Anlagen nachdenken.
 
DF: Wann rechnen Sie mit dem Durchbruch der Blu-ray bei den Endverbrauchern?
 
Schuster: Die Verkäufe werden dieses Jahr bereits kräftig ansteigen, aber mit einem richtigen Boom wie damals bei der DVD rechne ich erst in den nächsten Jahren. 2008 steht noch der Einstieg in den Massenmarkt auf der Agenda.
 
DF: Was muss noch alles passieren, bis Blu-ray zum Erfolg wird?
 
Schuster: IAlle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Blu-ray Story sind jetzt erfüllt.Wenn auch die Endverbrauerpreise für die Blu-ray Player weiter fallen, wird die Endverbrauchernachfrage stark ansteigen.
 
DF: Hier gibt es aber auch andere Meinungen: Viele Experte prognostizieren, dass die DVD weiterhin dominant bleibt. Warum sollte Blu-ray die DVD ablösen?
 
Schuster: Weil sie hochauflösende Filme in von der DVD nie erreichter Bild- und Ton-Qualität bietet. Dieser Unterschied wird vor allem für Besitzer von „HD ready“ und „Full-HD“-Fernsehern deutlich.
 
DF: Wer ist jetzt am meisten gefordert, dass die Blu-ray ein Erfolg wird? Die Elektronikhersteller, die Studios oder gar der Handel?
 
Schuster: Die Studios müssen dafür sorgen, dass alle ihre neuen Filme auf Blu-ray erscheinen. Und die Player-Hersteller müssen einfache Geräte produzieren, die sich im Preisbereich für den Massenmarkt bewegen.
 
DF: Wo liegt hier Ihrer Ansicht nach der kritische Bereich?
 
Schuster: Die HD-DVD-Player haben hier zuletzt mit 200 bis 300 Euro einen guten Wert vorgelegt. Das ist so der Bereich, was sich der normale Bürger im Weihnachtsgeschäft ausgeben möchte. Enorm wichtig ist aber in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung der hochauflösenden Fernsehens. Der ProSiebenSat.1-Ausstieg aus der HDTV-Ausstrahlung war hier ein klarer Schritt zurück. Wir finden aber in den Fachgeschäften immer mehr HDTV-Sets, einer der wichtigsten Voraussetzungen für die Blu-ray Disc.
 
DF: Zuletzt wurden mehrfach Stimmen laut, die ein Ende der Scheibe als Filmmedium ausriefen. Fürchten Sie, dass die Blu-ray-Disc an Online-Downloads scheitert?
 
Schuster: Nein, da sehe ich keine Gefahr. Können Sie sich vorstellen, dass uns damals bei der DVD schon dieselbe Frage gestellt worden ist? Bei Online-Downloads handelt es sich um einen Nischenmarkt, der zugegebenermaßen an Bedeutung gewinnen wird. Jedoch werden die Fernsehzuschauer auch weiterhin lieber eine Disc einlegen und einfach einen Film genießen wollen. Die Plastikscheibe bleibt das preiswerteste und praktischste Speichermedium.
 
DF: Vielen Dank für das informative Gespräch.[lf]

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