Premiere: Programmbeirat ist „Augenwischerei“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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München – Premiere lehnt die Vorproduktion des Bundesliga-Pay-TV-Programms durch die Deutsche Fußball Liga und Leo Kirch weiterhin ab. Die Pläne der Verantwortlichen, die journalistischen Bedenken mit einem Programmbeirat auszuräumen, hält Premiere für Augenwischerei.

„Für uns ist das reinste Schaufensterpolitik, das hat rein gar nichts mit unabhängigem Journalismus zu tun“, erklärte ein Premiere-Sprecher auf Anfrage von DIGITAL FERNSEHEN. „Wir wollen eine unabhängige Berichterstattung über die Fußball-Bundesliga, wie wir es seit nunmehr 17 Jahren erfolgreich bewiesen haben.“

Streitpunkt ist die von der DFL und Leo Kirch geplante Vorproduktion der Bundesliga-Live-Programme für den Pay-TV-Bereich. Über eine gerade in Gründung befindliche Produktionsfirma wollen der Rechtehändler und die Profivereine die Live-Sendungen komplett fertig, samt Moderation, Kommentar und Interviews, anbieten. Erklärtes Ziel ist es, bei der Rechteversteigerung für mehr Wettbewerb und letztlich höhere Erlöse zu sorgen.
 
Diese Strategie richtet sich eindeutig gegen Premiere, der Abo-Sender würde in seiner Verhandlungsposition stark geschwächt. Nun wird vermutet, dass Premiere die journalistischen Standards nur als Mittel zum Zweck vorschiebt, um seine Position zu bessern. „Die beiden Sachverhalte stehen nicht im Zusammenhang“, dementierte der Premiere-Sprecher den Vorwurf gegenüber DF entschieden. „Wir haben nichts gegen Wettbewerb, nur sehen wir nicht ein, warum das Pay-TV eine vorproduzierte Berichterstattung aufgedrückt bekommen soll und das Free-TV nicht“, beschwerte sich der Premiere-Sprecher weiter. „Das ist ein ganz klarer Wettbewerbsnachteil, den wir so nicht akzeptieren werden.“

Von Premieres Beweggründen einmal abgesehen, die Befürchtung, dass die unabhängige Berichterstattung eingeschränkt wird, sollten nicht voreilig weggewischt werden. Zumal dem Sportjournalismus bereits in der Vergangenheit in entscheidenden Momenten Versagen vorgeworfen wurde. Man braucht hier nur an die Steuer-Affäre um den Vater von Steffi Graf, die Zahlungen der ARD an das Team Telekom oder die vorsichtige Haltung zum Thema Doping zu denken.
 
Was ist, wenn ein Verein extreme Geldprobleme bekommt, so geschehen bei Borussia Dortmund nach der Kirch-Pleite? Oder wenn Uli Hoeneß seinen nächsten Ausraster am Spielfeldrand hat? Oder die DFL aufgrund von Ausschreitungen in Stadion massive internationale Repressionen fürchten muss? Wird auch dann kritisch berichtet?

Um die Befürchtung der Einflussnahme zu kontern, haben Kirch und die DFL nun vor, einen Programmbeirat zu gründen. Dieses Gremium würde dann die journalistische Unabhängigkeit der Sendungen überwachen, im Gespräch seien unter anderem ehemalige ARD-Größem wie Jobst Plog und Fritz Pleitgen. Ob die beiden tatsächlich zur Verfügung stehen, ist weiterhin zumindest zweifelhaft. [lf]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

25 Kommentare im Forum

  1. AW: Premiere: Programmbeirat ist "Augenwischerei" Na ja, der Vorwurf, "kritische Berichterstattung" könnte ausbleiben, ist wohl seitens Premiere auch nur Augenwischerei. "Kritische Berichterstattung" beim Fußball. Hallo??
  2. AW: Premiere: Programmbeirat ist "Augenwischerei" Warum sollte Premiere nochmal das gleiche Spiel wie mit Arena mitmachen. Nur weil die DFL in einer fremden Welt lebt, sie träumen immernoch von einem eigenen Sender. Das ganze Konstrukt Kirch hält kein einziges Jahr. Premiere läßt dieses mal die DFL an die Wand fahren, Murdoch ist aus anderen Holz wie Kofler geschnitzt. We soll die 500 Millionen bringen ARD, ZDF, RTL, Sat1 oder sonst wer.
  3. AW: Premiere: Programmbeirat ist "Augenwischerei" Na der Bundesfinanzminister, der hat ja auch von heut auf morgen mal eben 1,2 Mrd. locker machen können...
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