DLM-Symposium: Gesellschaftlicher Diskurs über mediale Werte gefordert

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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„Programm schafft Werte: Was Rundfunkanbieter zu leisten haben“, so der Titel des Vortrags von Prof. Johanna Haberer. Diese Leistung, beklagte Haberer, sei eine Maßeinheit, die auch in den Medien zunehmend von Profitorientierung und betriebswirtschaftlichen Kennzahlen geprägt sei.

Leistungen des Rundfunks jenseits dieser ökonomischen Größe würden immer weniger wahrgenommen, bedauerte die Inhaberin des Lehrstuhls für Christliche Publizistik der Universität Erlangen-Nürnberg. Dabei sei gerade diese Bedeutungsebene etwas, das tief „an das Selbstverständnis der Gesellschaft“ rühre.

Heute, so konstatierte Haberer, beherrsche betriebswirtschaftliches Denken unsere gesamte Nomenklatur. Zum Mehrwert verkomme, „was über die ökonomische Rendite hinaus geht“. So als sei dies ein unbeabsichtigtes Folgeprodukt. Ganze Horden von Volkswirtschaftlern seien damit befasst, beklagte Haberer, Gemeinnutzen nach den Regeln der Betriebswirtschaft zu beziffern. Sie erinnerte an die Gründerväter dieser Republik, die im Grundgesetz festgelegt hätten, dass sich jeder frei äußern dürfe. Dieses Grundgesetz lege aber auch fest, „dass Eigentum verpflichtet“. Auch Marktteilnehmer könnten sich dieser gesellschaftlichen Verantwortung nicht entziehen, folgerte Haberer. Gemeinwohl und Rendite seien also nur auf den ersten Blick unterschiedlich.
 
Gleichwohl müsse die Öffentlichkeit zur Kenntnis nehmen, dass gesellschaftliche Werte Teil eines Geflechts aus Weltbildern, Diskursen und Kommunikationsmodellen seien, die sich in einem steten Veränderungsprozess befänden. Und Medien, so die Überzeugung von Johanna Haberer, haben einen signifikanten Anteil an diesen Wertschöpfungsprozessen. „Sie nehmen Teil am Vorgang, wie Menschen etwas für ihr Leben gewichten.“ Schon die Zahlen sprächen da eine eindeutige Sprache. Haberer erinnerte daran, dass Rundfunk in Deutschland durchschnittlich 35 Stunden pro Woche genutzt würde. „Alles was wir wissen, wissen wir aus den Medien.“
 
Besonders augenfällig sei dies bei TV-Formaten wie DSDS, erläuterte Haberer. „Sie prägen, wie eine Generation sich verhält.“ Leider sei der Verlust von Werten erst bemerkbar, wenn sie tatsächlich verloren seien. Mit Recht fordere man in Deutschland von allen Rundfunkanbietern, dass sie sich an die Gemeinwohlverpflichtung des Eigentums hielten, „um damit die Freiheit des Rundfunks auf Zukunft zu sichern“.
 
Selbstverständlich habe bei einem kommerziellen Anbieter die Frage nach dem finanziellen Nutzen naturgemäß eine höhere Priorität als die Frage nach der Qualität. Dennoch, so Haberer, dürften Privatsender nicht „reflexartig auf das Mandat der Öffentlich-Rechtlichen als gemeinwohlsichernder Bank verweisen“. Haberer schloss mit der Forderung: „Wer hier im Lande Geld verdient mit Programm, sollte sich der Verantwortung dessen stellen, der direkt und indirekt am Diskurs über die Werte in den zwischenmenschlichen Netzen prägend teilnimmt.“[fp]

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