DLM-Symposium: Wie viel Dividende braucht die Gesellschaft?

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Zum DLM-Symposium „Rendite ohne gesellschaftliche Dividende? Die Ökonomisierung des Rundfunks und ihre Folgen“ trafen sich am Donnerstag über 300 Vertreter aus Politik und Medien, von Banken und Beratungsfirmen, aus Verbänden und Wissenschaft in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin.

„Nicht jeder Sendeplatz und auch nicht jeder Sender muss sich rechnen.“ Mit diesem erstaunlichen Statement wartete Permira-Vertreter Götz Mäuser gleich zu Anfang der Diskussionsrunde unter der Leitung von Dr. Wolfgang Schulz vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung auf. Für das Private Equity Unternehmen Permira sitzt Mäuser im Aufsichtsrat der ProSiebenSat.1 Media AG. „Unser Nachrichtenprogramm wäre wesentlich kürzer, wenn wir dieses Programmsegment rein betriebswirtschaftlich betrachteten.“

Im übrigen fragte sich Mäuser, was die Sendergruppe eigentlich anders oder besser machen solle. „Ich habe das Gefühl, dass der Privatfunk in Deutschland zum Sündenbock eines gesamtgesellschaftlichen Problems gemacht wird.“ Marc-Jan Eumann, Vorsitzender der Medienkommission beim SPD-Parteivorstand, sah das jedoch ganz anders. „Rundfunk ist keine Ware.“ Eumanns Meinung nach hätten die Private Equity Firmen eine andere Logik. „Deren Geschäftsmodell passt nicht zu unseren Erwartungen vom Rundfunk.“ Nicht alles solle seinen Wert am Börsenwert bemessen, vor allem nicht der Rundfunk, so Eumann, da dieser eine immense Wirkung auf die Gesellschaft habe. Dessen sollten sich auch die Finanzinvestoren bewusst sein. „Wir brauchen Anregungen für eine Qualitätssicherung.“ Eumann sieht darin eine wichtige Herausforderung für den 13. Rundfunkstaatsvertrag.
 
Vor einer Vorverurteilung der Finanzinvestoren warnte der FDP-Politiker Hans-Joachim Otto. „Allerdings bekommen die Heuschrecken bei uns auch keinen Rabatt.“ Auch Otto sieht wie Eumann Reformbedarf für die deutsche Medienordnung, allerdings warnte er davor, die Private Equities an den Pranger zu stellen. Es gäbe schließlich auch Medienunternehmerpersönlichkeiten, die bestimmte, egoistische Ziele verfolgten. „Man erinnere sich nur an Berlusconi“, mahnte Otto. In dieser Hinsicht seien die Finanzinvestoren relativ unverdächtig, resümierte der Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag.
 
Für den VPRT-Vorsitzenden Jürgen Doetz offenbarte sich in der Debatte um die so genannten „Heuschrecken“ im deutschen Medienmarkt „eine bürgerliche Urangst“, die er bereits aus den Gründungszeiten des Privatfunks kenne. „Premiere gäbe es ohne die Private Equities heute nicht mehr“, versicherte Doetz.
 
Auch Thomas Langheinrich möchte, dass die Diskussion über das Engagement von Finanzinvestoren unemotionaler geführt wird. „Ich habe heute gelernt, dass wir dieses Thema bislang viel zu aufgeregt diskutiert haben.“ Langheinrich griff noch einmal das schweizerische Vorhaben auf, Regionalsendern Leistungsaufträge zu erteilen und sie dafür an den Gebühren zu beteiligen. „Vielleicht ist das auch auf regionale Anbieter in Deutschland anwendbar.“[fp]

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