Doku-Events als Publikumsköder

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Dokumentationen und Doku-Dramen sind die Quotenbringer der Fernsehsender. Grund genug für ein hochkarätig besetztes Podium, sich beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland mit dem Format auseinanderzusetzen.

Die Filme handeln von Lengede, von der Luftbrücke, von Schliemann oder vom Checkpoint Charlie. Und sie haben Konjunktur. Bei der Diskussion stellte sich erneut heraus, dass vor allem Themen rund um den Zweiten Weltkrieg gute Quoten einfahren.

Den Beleg für die anhaltenden Erfolge von fernsehtauglich erzählter Geschichte lieferte Frank Höfling, der Geschäftsführer der Produktionsgesellschaft Ottonia. Allein letztes Jahr habe er an die 7 000 Minuten nicht-fiktionale Beiträge produziert. Jens Richter, Geschäftsführer von SevenOne Media sagte, dass kommerzielle Sender und das Thema Geschichte „in der Vergangenheit nicht immer deckungsgleich“ zueinander gepasst hätten. Dennoch war es der Sender Sat.1, der zu SevenOne gehört, der mit „Der Tunnel“ 2001 eine Art Gattungsvorbild für die Doku-Events im Fernsehen schuf. ARD-Chefredakteur Thomas Baumann erzählte, dass die Doku-Dramen bislang in allen Fällen erfolgreich in der ARD liefen. Erstaunlich fand er allerdings, dass in der Regel wenig inhaltliche Kritik an den filmischen Bearbeitungen einginge.
 
Moderator Andreas Ulrich vom ORB fragte die Runde, was denn das Neue und Andere des Formats sei, wo es doch immer schon Historienfilme gegeben habe. Siegfried Quandt, Medienwissenschaftler am Giessener TransMIT-Zentrum, sagte, es gebe keinen Unterschied. Die Stoffe müssten damals wie heute kurz erzählbar, symbolisch und leicht dramatisierbar sein: „Das sind zeitgerechte Aufbereitungen nach alten Prinzipien.“

Das Neue, die häufig angewendete Zweiteilung zwischen einem historisch basierten Spielfilm mit Schauspielern und einer nachgeschobenen Dokumentation zur Vermittlung der historischen Fakten, würdigte Ottonia-Mann Höfling als „Auseinandersortieren des Stoffs im Nachhinein“.
 
Für Peter Arens, Leiter der Hauptredaktion Kultur und Wissenschaft im ZDF, folge die Praxis, den oft opulenten Filmen nüchterne Dokumentationen nachzuschieben, auch programmstrategischen Interessen: „Im Anschluss an die Filme sind die Quoten oft doppelt so hoch.“ Richter wusste aus seiner Erfahrung als Filmverkäufer zu berichten, dass „Katastrophen und Zweiter Weltkrieg immer gut laufen, auch im Ausland.“ Und Quandt brachte einen plastischen Vergleich an, um zu zeigen, dass „das Fernsehen der Historikerzunft haushoch überlegen“ sei. Für ein universitäres Forschungsprojekt könne man vielleicht 200 000 Euro Etat beantragen. Fernsehproduzenten könnten jedoch bei einem Doku-Drama oft auf zwei Millionen und mehr zurückgreifen.
 
Eine bündige Antwort auf die Frage, worin der Wert der „Geschichts-Soaps“ und Dokumentationen bestehe, gab Höfling: „Man kommt an ein Publikum, dass man sonst nicht erreicht.“[cg]

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