Musikradio der Zukunft heftig debattiert

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Radio UKW Bild: © jakkapan - Fotolia.com
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Leipzig – „Musik ist das wichtigste Element im Radio“, zumindest darin waren sich heute die Teilnehmer einer heftig geführten Podiumsveranstaltung auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland einig.

Doch was will der Hörer? Können per Computer zusammengestellte Playlists den Moderator ersetzen, kann das Musikradio in Zeiten legaler oder illegaler Downloads aus dem Internet überhaupt bestehen? Welche Musikstrategien verfolgen die Privaten und die öffentlich-rechtlichen Sender? Nach Antworten suchten Matthias Gehler (MDR), Rik DeLisle (Radioprofi), Hans-Jürgen Kratz (Antenne Thüringen), Moderator Jochen Huber (Tagesspiegel Berlin) und Markus Langemann (Deluxe Gruppe).

Radio-Urgestein Rik DeLisle sorgte gleich zu Beginn der Debatte mit der Äußerung „Radio ist Mathematik“ für Unmut. Markus Langemann entgegnete vehement: „Das ist der Tod für den Hörfunk.“ Die Musikauswahl müsse wie das Radio insgesamt am Menschen dran sein. „Mathematik nimmt dem Hörfunk die Leidenschaft.“ Genau das sei das Problem: „Weil Mathematik so eine Rolle spielt, hat der Hörfunk genau diese Funktion, ein popkulturelles Leitmedium zu sein, verloren.“ Der Privatradio-Macher Hans-Jürgen Kratz meinte, es müsse Schluss sein mit dem Märchen, ein Computer bestimme das Radioprogramm. „Der Computer ist nur ein Rechenknecht. Die Auswahlkriterien werden von schlauen Menschen vorgegeben.“

Auch die Frage nach einer dem Begriff der popkulturellen Leitkultur wurde schnell geklärt: „Das mag für die 60er Jahre zutreffend gewesen sein, weil damals die Alternativen fehlten.“ DeLisle meinte dazu: „Radio ist heute stinklangweilig.“ Es fehle vor allem an kreativen Typen. Matthias Gehler protestierte dagegen: „Das Radio lebt! Und es wird weiter leben!“ Grundsätzlich stehe die Musik beim Radio stets an erster Stelle. Danach kämen Information oder Regionalität. Natürlich wünsche man sich Kreativität im Radio und kein Beamtentum. „Es gibt Kreativität. Und wir sind weiter auf der Suche nach kreativen Menschen.“ Kritik übte Gehler an der Musikindustrie. „Vielfach lässt die Qualität der CDs zu wünschen übrig.“ Manches könne er schlicht nicht über den Sender gehen lassen, weil es schlecht abgemischt sei. Obendrein spiele das Internet seitens der Musikindustrie eine immer stärkere Rolle.
 
Hans-Jürgen Kratz machte klar, dass der Hörer nach spätestens drei oder vier Songs merken müsse, welches Programm er höre. Für so genannte Mainstream-Formate seien Menschen zwischen 14 und 49 Jahren die Zielgruppe. Man müsse aber auch die stetig steigende Zahl älterer Menschen im Blick haben. Kratz betonte, wenn sie auf Werbung angewiesen seien, müssten sie wissen, wie sie die Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren erreichen können. Daran habe sich das Musikprogramm zu orientieren. Für Kratz steht fest, dass Sender, die schon die gleiche Musik spielen, sich wenigstens in anderen Bereichen unterscheiden müssten. Zum Thema mangelnde Vielfalt in der deutschen Radiolandschaft meinte abschließend Rik DeLisle, es gebe mehr Vielfalt, wenn mehr Frequenzen existieren würden. [cg]

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1 Kommentare im Forum

  1. AW: Musikradio der Zukunft heftig debattiert Wo gibt es denn heute noch in Deutschland eine gute Musikauswahl ohne das Musikstücke geschnitten (Verstümmelt) werden und etliche male am Tag wiederholt werden. Das kann ja nicht so vom Hörer so gewünscht sein. Egal ob ich nun FFN, Antenne, FFH, Antenne Bayern u.s.w. einschalte und überall nur das selbe läuft wo man meint das währe ein und derselbe Sender. Das kann es wohl nicht sein. Wo ist hier die Musikauswahl ? Dancemusik fehlt in Rotation komplett während HipHop und diese "Weichspülmusik" wie DSDS zum Kotzerbrechen wiederholt wird. Und vorallen dieses geclaime in 30Min takt mit den Superhits der 80er 90er und das Beste von Heute verleitet nur noch zum Abschalten des Radios.
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