Medienbranche im Fokus von Finanzinvestoren

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Zürich – Bisher nahmen Medienfirmen eine wirtschaftliche Sonderrolle ein und wurden nicht nur als reine Renditeobjekte betrachtet. Zunehmend interessieren sich jedoch Finanzunternehmen für diese Branche und investieren bereits große Beträge.

Wie die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) berichtet, übernehmen die Finanzinvestoren Bain Capital und Thomas H. Lee den US-Radiogiganten Clear Channel für 18 Milliarden US-Dollar. Der Fall Clear Channel sei nicht nur ein spektakulärer Übernahmepoker, sondern zeige vor allem, dass Finanzinvestoren auch im Medienbereich mit gewaltigen Summen hantieren.

Diese Finanzmacht löse laut „NZZ“ vor allem bei Beteiligungen in der politisch sensiblen Medienbranche großes Unbehagen aus. Dies sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass kaum jemand die Hintermänner der Private Equity (PE)-Firmen kenne, da sie zumeist nur für kurze Zeit in die Unternehmen investierten.
 
Auch in Deutschland hat die Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG, erst durch ein Konsortium von Finanzinvestoren um Haim Saban, dann durch KKR und Permira, das Bewusstsein für die Rolle der Kapitalgeber in der Medienbranche erheblich geschärft.
 
Dennoch seien PE-Firmen auch in publizistischen Kernbereichen anzutreffen. So gehört in Hollywood das traditionsreiche Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer-Gruppe einem Finanzkonsortium unter Führung von Sony. Dazu zählt auch die Gesellschaft United Artists Pictures, die unter der neuen Leitung des Schauspielers Tom Cruise und der Produzentin Paula Wagner den Anschluss an die großen Studios der Branche versuchen.
 
Auch an Fernsehsendern beteiligen sich zunehmend PE-Firmen mit Blick auf die Umbrüche in der Medienbranche und die sich daraus eröffnenden Gelegenheiten. So wolle eine Gruppe von Investoren um Haim Saban beim spanischsprachigen US-Fernsehkonzern Univision von der soziodemografischen Entwicklung profitieren, da hispanische Medienangebote dort ein rasantes Wachstum mit zweistelligen Raten verzeichnen. Zudem sollen durch die Schaffung internationaler Firmengruppen zusätzlich Skalen- und Synergieeffekten ausgeschöpft werden.
 
Genau dieser Strategie folgte demnach der Kauf von ProSiebenSat.1 durch KKR und Permira nebst der Kombination mit SBS Broadcasting, aber auch die Übernahme des Verlags der „Berliner Zeitung“ (und die Integration der norwegischen Orkla-Gruppe).
 
Dass ein PE-Engagement den Unternehmen dabei nicht zwangsläufig schlecht bekommt, lasse sich an der Entwicklung von ProSiebenSat.1 und ihrem zu Bertelsmann gehörenden Hauptrivalen, der RTL Group, ablesen. Beide entwickeln sich laut „NZZ“ seit 2001 nahezu identisch. Wie erste Ergebnisse einer von der deutschen Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten in Auftrag gegebenen Studie jüngst zeigten, seien die zentralen Kennzahlen wie die Quote für Programmaufwendungen fast identisch.
 
Auch in Deutschland entstand die Debatte nicht wegen einer Welle von Übernahmen, sondern wegen zweier einzelner Investments im Fernsehgeschäft (ProSiebenSat.1 und Premiere) sowie wegen des Verkaufs deutscher Kabelnetze.
 
Ein geeignetes Umfeld für weitere Großübernahmen zu finden, scheint momentan jedoch schwierig zu sein, da die Anzahl der PE-Deals zuletzt deutlich schrumpfte. Nachdem 2006 noch 51 Milliarden Euro in den deutschen Markt flossen, waren es im ersten Halbjahr 2007 20,7 Milliarden, in der zweiten Hälfte nur noch 8,7 Milliarden. Ein Grund für das Versiegen der Geldquellen sei demnach nicht zuletzt die weltweite Finanzkrise.
 
Private Equity in den Medien ist überwiegend ein amerikanisch-europäisches Phänomen, da anderswo in dieser Branche oftmals striktere Eigentümerregeln gelten. Insgesamt entfallen 45 Prozent aller Investments auf Nordamerika und 47 Prozent auf Europa. [cg]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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