Medienforum NRW: Frei werdende Frequenzen sind begehrt

0
31
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

Köln – Noch ist nicht abzusehen, wie groß in Deutschland die so genannte „Digitale Dividende“ durch die Umstellung des analogen Rundfunks auf die digitale Technik sein wird. Zu diesem Ergebnis kamen Experten bei einer Diskussionsveranstaltung des 20. Medienforum NRW.

Noch sei nicht klar, so lautete das Fazit, in welchem Umfang überhaupt neue Übertragungskapazitäten entstehen und für wen diese gegebenenfalls genutzt werden sollen.
 
Vor allem Karl-Heinz Laudan, Vice President von T-Mobile International, und der Leiter der Hauptabteilung Infrastrukturmanagement beim WDR, Rüdiger Malfeld, lieferten sich einen rhetorischen Schlagabtausch. Laudan sprach sich dagegen aus, möglicherweise frei werdende terrestrische Frequenzen nur dem Rundfunk zur Verfügung zu stellen. Er sei zwar nicht der Ansicht, dass der Ansatz der EU, der eine vollständige Freigabe vorsehe, richtig sei. Dennoch müssten zum Beispiel die Möglichkeiten einer breitbandigen Internetverbreitung durch die Nutzung frei werdender, noch analog genutzter Frequenzen geprüft werden. „Ich kenne Schüler auf dem Land, die von der Informationsgesellschaft weitestgehend abgekoppelt sind“, berichtete der T-Mobile-Manager, „hier müssen wir ansetzen“.
 
Malfeld hingegen bezweifelte, ob überhaupt geeignete Frequenzen zur Verfügung stehen könnten. Die Übertragungsbereiche für das digitale Antennenfernsehen DVB-T seien bereits „wegen Überfüllung geschlossen“, weil dort auch Entwicklungsreserven für Privatsender frei gehalten worden seien. „Es gäbe noch die Möglichkeit auf das Band 3 auszuweichen“, führte der WDR-Hauptabteilungsleiter aus. „Hierbei handelt es sich aber um langwellige Frequenzen, die für die Telekom wohl kaum interessant sein dürften.“
 
Außer der Telekom und den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben auch andere Marktteilnehmer grundsätzliches Interesse an neuen Übertragungswegen, wie der Geschäftsführer des Zeitungsverlegerverbandes Nordrhein-Westfalen (ZVNRW), Dr. Udo Becker, bekräftigte. „Wir leben in digitalen und konvergenten Welten“, sagte er. „Papier wird in Zukunft keine entscheidende Rolle mehr spielen.“ Die Zeitungsverleger müssten sich daher um neue Entwicklungsperspektiven bemühen. „Es kann auch nicht sein, dass für den Rundfunk Frequenzen gebunkert werden, die er letztlich nicht braucht“, sagte er mit Blick auf Malfelds Ausführungen.
 
Dietmar Timm, der Leiter des Bereichs Zentrale Aufgaben/Multimedia bei Deutschlandfunk (DLF) und Deutschlandradio (DLR), bekräftigte hingegen die Wichtigkeit zusätzlicher Übertragungskapazitäten für DLF und DLR. „Wir decken derzeit gerade einmal siebzig bis achtzig Prozent des Verbreitungsgebietes, in dem wir eigentlich zu hören sein sollten, ab“, berichtete er. Auf Laudans Einwand, dass in diesem Fall doch auch das World Wide Web für die Übertragung attraktiv sein könnte, entgegnete Timm: „Das Internet kann für uns als Verbreitungsweg kein Ersatz sein, sondern nur komplementär genutzt werden.“
 
Nachdem Jonas Kronlund, Technology Manager beim finnischen Telekommunikationsanbieter Elisa Corporation, die deutschen Kollegen aufgemuntert hatte, die digitale Dividende so gut wie möglich auszuschöpfen, rief Dr. Jürgen Brautmeier die Beteiligten zum Dialog auf. „Die Frage ist, was genau frei wird und was wir damit machen wollen“, sagte der Stellvertreter des Direktors der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM). Es sei wichtig, dass Mobilfunk- und Rundfunkanbieter sowie die weiteren Interessenten den Dialog suchten und gemeinsam eine Lösung erarbeiteten. „Überlasst die Entscheidung nicht Brüssel oder sonstigen offiziellen Stellen“, mahnte Brautmeier. (Medienforum)[mg]

Bildquelle:

  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

0 Kommentare im Forum

Alle Kommentare 0 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum