Interview: ZDF-Sex-Film-Plakat macht den christlichen Glauben lächerlich

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Leipzig – Das ZDF ist derzeit mit einem Werbeplakat für die Erotik-Reihe „Sommernachtsfantasien“ in den Schlagzeilen und musste auch wegen des vermeintlich pornografischen Charakters der Filme harte Kritik vom Christlichen Medienverbund KEP e.V. einstecken.

DIGITAL FERNSEHEN sprach mit dem Geschäftsführer der KEP, Wolfgang Baake, der durch seinen Einwand zur Diskussion anregte und ZDF-Intendant Markus Schächter mit einem Brief zu Rede stellen will.

DIGITAL FERNSEHEN: Herr Baake, das ZDF wirbt für die Erotik-Sendereihe „Sommernachtsfantasien“ mit Plakaten, auf denen Menschen, wartend auf ihre Beichte, zu sehen sind. Sie haben sich dazu kritisch geäußert, woran genau stören Sie sich?
 
Wolfgang Baake: Auf dem Motiv sind Menschen zu sehen, die sich in einer Reihe vor einem Beichtstuhl anstellen. „So sündig, dass man beichten muss“, lautet der Werbeslogan. Dass das ZDF als öffentlich-rechtlicher Sender explizit mit „Sünde“ wirbt, ist meiner Ansicht nach ein Dammbruch. Was dem Ganzen die Krone aufsetzt ist die Tatsache, dass diese Anzeigenkampagne von Zwangsgebühren finanziert wird, die von den Zuschauern des ZDF, zu denen bisher viele Christen gehören, aufgebracht werden. Grundlagen und Inhalte des christlichen Glaubens werden in den Anzeigenmotiven lächerlich gemacht und für die Werbung von Sex-Filmen missbraucht. Es geht hier um Kernelemente des Glaubens und ich bin mir sicher, dass nicht nur wir als Christlicher Medienverbund, sondern auch die Kirchen diese Benutzung von Glaubensthemen missbilligen.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Ist Ihre Kritik nur gegen das Werbeplakat gerichtet oder halten Sie auch die Filme an sich für nicht tragbar? Wenn ja, warum?
 
Wolfgang Baake: Es ist offensichtlich so, dass in der Reihe „Sommernachtsfantasien“ immer freizügigere Erotikfilme ausgestrahlt werden, die selbst von Filmexperten als pornografisch eingestuft werden. So ist die Ausstrahlung des Filmes „Lie with me“ („Liebe mich!“) vorgesehen, der laut einem Bericht der Tageszeitung „Die Welt“ auf der Berlinale 2006 für erhebliches Aufsehen gesorgt habe. Denn in dem Film trete die Handlung hinter der drastischen Darstellung von Sex-Szenen zurück, die Grenze zu pornografischen Darstellungen sei überschritten. Und laut Aussagen der verantwortlichen Redakteurin der ZDF-Filmredaktion, Doris Schrenner, gegenüber „Welt Online“ will ihr Sender mit der Ausstrahlung immer freizügigerer Erotikfilme „gewisse Grenzen austesten“. Hinzu kommt: Nicht von uns, sondern vom Rundfunkstaatsvertrag wird gefordert, dass die Sender die „sittlichen und religiösen Überzeugungen der Bevölkerung“ zu achten haben. Wenn der erwähnte Film diesen Paragrafen drei missachtet, ist es meiner Ansicht nach angebracht, deutliche Kritik zu üben. Ich kann mich noch an die Kritik der Öffentlich-Rechtlichen erinnern, als die Privaten mit diesen Filmen angefange haben. Wie wurden sie verspottet, wie wurden sie verhöhnt. Und nun laufen die Öffentlich-Rechtlichen den Privaten hinterher. Gehören solche Programme zur öffentlich-rechtlichen Grundversorgung?
 
DIGITAL FERNSEHEN: Laut Medienberichten haben Sie bereits dem Intendanten des ZDF, Markus Schächter, einen kritischen Brief zur Thematik geschrieben. Was genau haben Sie Ihm mitgeteilt?
 
Wolfgang Baake: Wir haben Herrn Schächter, dem Intendanten des ZDF, mitgeteilt, dass wir zum einen das Werbemotiv für die Reihe „Sommernachtsfantasien“ missbilligen, da es Elemente des christlichen Glaubens für platte Werbung verwendet. Dass sich diese Werbung ausgerechnet auf die Erotikfilme bezieht, kommt noch hinzu. Außerdem haben wir ihm geschrieben, dass wir die offenkundigen Tendenzen des ZDF, immer drastischere Erotikfilme zu zeigen, in keinster Weise nachvollziehen können.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Haben Sie schon Antwort erhalten, was wurde Ihnen geantwortet?
 
Wolfgang Baake: Nein, bisher noch nicht.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Sie haben laut Medien ebenfalls angekündigt, den Werberat einzuschalten. Was genau möchten Sie mit dieser Maßnahme erreichen?
 
Wolfgang Baake: Die Einschaltung des Medienrates prüfen wir derzeit noch. Der Deutsche Werberat hat ja die wichtige Aufgabe, Werbung im Hinblick auf Inhalt, Aussage und Gestaltung zu prüfen und gegebenenfalls Missstände festzustellen. Jeder Bürger und jede Institution kann sich mit einer Anfrage an den Werberat richten und seine Beschwerde einbringen. Genau diesen Schritt prüfen wir ebenfalls.
 
DIGITAL FERNSEHEN:Ist das ganze Thema für Sie ein „leidiges“ Thema, dass heißt, wünschen Sie sich vielleicht generell weniger Erotik-Inhalte im TV? Wenn ja, was könnten Sie in Ihrer Position tun, damit dieses Umsetzung findet?
 
Wolfgang Baake: Das Thema ist kein „leidiges“ Thema, sondern ein sehr ernstes. Pädagogen und Sozialwissenschaftler warnen seit vielen Jahren vor der Ausuferung von Pornografie, nicht nur im Fernsehen, sondern auch im Internet. Wir haben uns noch viel zu wenig mit den Folgen befasst, die dieser Trend gerade für Jugendliche und Kinder nach sich zieht. Es geht hier um ein gesundes Verhältnis zur Sexualität, zu den Mitmenschen und dem Zusammenleben in Beziehungen. Ausufernder Konsum von Sex- und Pornofilmen schadet Konsumenten in all diesen Bereichen. Doch gesunde Beziehungen sind nicht nur Grundlage von Familien, sondern unserer gesamten Gesellschaft. Insofern hat unser Protest in keinster Weise etwas mit „Moralaposteltum“ zu tun – sondern mit dem Ruf nach Verantwortung, auch nach der des ZDF.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Baake, vielen Dank für das Interview.
 
Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen. [mw]

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61 Kommentare im Forum

  1. AW: Interview: ZDF-Sex-Film-Plakat macht den christlichen Glauben lächerlich Typisch Kirche bzw. Kirchenverbände! Wollen so christlich und ehrlich sein! Sollten sich lieber darum kümmern das Priester die über Kinder herfallen nicht einfach in die nächste Gemeinde versetzt werden, sondern hinter Schloß und Riegel kommen, Lebenslang! Und dann Zwangsgebühren! Und was sind Kirchensteuern?
  2. AW: Interview: ZDF-Sex-Film-Plakat macht den christlichen Glauben lächerlich Auch wenn es wieder einmal übertrieben ist, wie die Kirche reagiert:OTDie "Zwangsgebühren" für die Kirche muss man nicht zahlen - beim ZDF mit seinen frivolen Fi**filmchen sieht das schon anders aus. OT EndeAnsonsten stimme ich dir zu, dass das pädophile P*ck lebenslang hinter Gitter muss und ruhig auch, zumindest im Knast bekannt sein sollte, was sie gemacht haben.
  3. AW: Interview: ZDF-Sex-Film-Plakat macht den christlichen Glauben lächerlich Ich empfehle den Christen dann mal " Die dreissig Tolldreisten Geschichten" von Honorè de Balzac.
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