TV-Tipp: China-Woche bei ARD Eins Extra

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Mainz – In der Programmwoche vom 16. bis 22. August geht es auch bei ARD Eins Extra um das sportliche Großereignis des Jahres: die Olympischen Spiele in Peking. Die Dokumentationen berichten u.a. vom aktuellen Autowahn.

16. August, 17.55 Uhr: China macht mobil: Olympiastadt Peking
Ein Film von Jochen Graebert
Keine Stadt in China wächst und wandelt sich derzeit so rasant wie Peking. Auf 17 Millionen Menschen, so die jüngste Zählung, ist ihre Einwohnerzahl angeschwollen. Die bisher als eher behäbig geltende Hauptstadt Chinas flirrt im Olympiafieber. Das ARD-Porträt der Olympiastadt zeigt, wie die Menschen in Peking mit dem Wandel umgehen und sich auf das Spektakel vorbereiten: Herr Wang zum Beispiel verpasst seinen Landsleuten jetzt westlichen Schliff.

Der Benimmlehrer ist nämlich offizieller „Zivilisations-Beauftragter“ des Olympischen Organisationskomitees in Peking und weiß, wie man mit Messer und Gabel isst. Liu Yang, Kunstmaler, malte einst das Mao-Porträt auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Noch heute malt er die alten Revolutionäre und lebt gar nicht schlecht davon. Denn Chinas zeitgenössische Kunst boomt. Hinter den Glitzerfassaden leben Superreiche, Baulöwen etwa, die französische Schlösser nachbauen. In den Armutsquartieren hingegen kämpfen Wanderarbeiterfamilien ums Überleben. Und mittendrin: das neue chinesische Bürgertum auf der Suche nach dem „chinese way of life“.
 
16. August, 18.40 Uhr: Chinas Autowahn
Der Film dokumentiert die noch junge Leidenschaft der Chinesen für ihre Autos, ein regelrechter Autowahn grassiert. Die automobile Revolution wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. Sie vertieft die Kluft zwischen den Armen und den neuerdings Reichen, sie kostet Leben und birgt Umweltgefahren. Bislang fährt erst eine privilegierte Minderheit Auto. Zu den Glücklichen gehört Unternehmer Jiang Dianyou. Früher war er Bauer und konnte sich kaum die Strohhütte leisten, in der er lebte. Heute zählt der ehemalige Landwirt Jiang bereits zur chinesischen Mittelschicht. Jiangs Auto ist seine Visitenkarte und soll Kunden und Verwandte im Dorf beeindrucken.
 
Verwöhnte Kinder plötzlich reich gewordener Eltern sehen in ihren Autos vor allem ein Spielzeug und jagen nachts über Pekings Ringstraßen. Inzwischen versinken Chinas Städte im Verkehrschaos. Hier gibt es mittlerweile die weltweit meisten Verkehrstoten. Über den Metropolen ballt sich der Smog. Von den 16 schmutzigsten Städten auf unserem Planeten befinden sich allein zwölf in China. Wie es dazu kam, warum die kommunistische Regierung sich für die Autoindustrie als Motor des Wirtschaftswachstums entschied, warum Reichwerden ehrenhaft und der Besitz eines Autos Ausdruck dafür ist – all das wird offen in „Chinas Autowahn“ dokumentiert.
 
16. August, 19.25 Uhr: Die Exilchinesin
Ein Film von Martin Blachmann
Die meiste Zeit verbringt Dr. Xu Pei an ihrem Schreibtisch, dichtet und surft im Internet. „Ich brauche nicht viel“, erzählt die 42-jährige Tibeterin, die in einer kleinen Wohnung mitten in Köln lebt. „Ein Bett, ein paar Lebensmittel und ein Dach über dem Kopf“. Für ihre Internet-Kontakte käme sie in China ins Gefängnis – sie schreibt regimekritische Artikel für chinesische Internetzeitungen. Sie lebt mit einem winzigen Budget, das der Verkauf ihrer Bücher, Lesungen und Vorträge einbringen. Kraft für ihr Engagement schöpft sie aus Meditationsübungen der umstrittenen Falun Gong-Bewegung, die in China verfolgt wird. Ihre Eltern, die dem kommunistischen Regime treu sind und ihre vier Brüder kann sie in China nicht mehr besuchen.
 
 
17. August, 18.05 Uhr
Tränen und Träume – Chinas Kinderturnfabrik
Die fünfjährige Deng aus Shanghai hat einen großen Traum: Sie will die Goldmedaille am Schwebebalken gewinnen. Jeden Tag trainiert die Kleine in der Turnfabrik von Luyan. Hier werden die chinesischen Champions für die übernächsten Olympischen Spiele gedrillt. Heute muss sie wieder die gefürchtete Reckübung machen: Mindestens zehn Minuten muss sie am Reck hängen. Es tut weh, verdammt weh. Deng weint.
 
Abends behandelt ihre Mutter die offenen Blasen an Dengs Händen. Alle Hoffnungen der verarmten Bauernfamilie ruhen auf dem sportlichen Erfolg der einzigen Tochter. Vor drei Jahren kamen sie nach Shanghai und wollten ein besseres Leben. Doch Dengs Vater ist arbeitslos, die Mutter ist Kassiererin im Supermarkt. Die Familie lebt in einem winzigen dunklen Zimmer. Erfolgreiche Sportler werden reich und berühmt im neuen China, das erzählen sie Deng immer wieder. Mit der Goldmedaille will Deng ihren Eltern ein Haus kaufen, irgendwann einmal, darum turnt sie weiter.
 
Ein Jahr lang hat der chinesische Regisseur Chao Gan im Auftrag des NDR Kinder im Alter von fünf bis sieben Jahren begleitet, die in der Turnschule von Shanghai trainieren. Er portraitiert die Kinder, ihre Familien und die Trainer in eindringlichen Bildern und Szenen, die unter die Haut gehen. Auf den Kindern lastet ein gewaltiger Druck. Neben dem täglichen Drill in der Turnfabrik, den körperlichen Schmerzen zeigt die Dokumentation auch den psychischen Stress, dem sie ausgesetzt sind.
 
17. August, 19.05 Uhr
Demokratie – für alle? Wählt mich
Ein Film von Weijun Chen
Wuhan ist eine Stadt von der Größe Londons mitten in China, hier hat Regisseur Weijun Chen ein Experiment in Demokratie durchgeführt: Eine dritte Klasse einer Grundschule hat ihre erste Begegnung mit der Demokratie, indem eine Wahl zum Klassensprecher durchgeführt wird. Achtjährige treten gegeneinander um die begehrte Position an, angetrieben von Lehrern und vernarrten Eltern. Die Absicht von Weijun Chens Experiment ist es herauszufinden, wie Demokratie in China aufgenommen würde. Ist Demokratie ein universeller Wert? Der Film ist auch ein Portrait einer Gesellschaft und einer Stadt durch eine Schule, ihre Kinder und deren Familien. Wahlen in China finden nur innerhalb der Kommunistischen Partei statt. [ar]

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