SWR-„Nachtcafé“ analysiert das Leben von Berufsvielfahrern

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Baden-Baden – Immer verfügbar, immer unterwegs – am kommenden Freitag, den 18. Juli um 22 Uhr beschäftigt sich das „Nachtcafé“ des SWR Fernsehens mit dem Alltag von Menschen, die beruflich viel unterwegs sind.

Es gibt Menschen, die der Karriere alles opfern – sie sind immer mobil für den noch besseren Job und verzichten dafür auf stabile familiäre Bindungen an einem festen Ort. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die ihre Heimat nie verlassen und sich nicht vorstellen können, woanders zu leben als dort, wo ihnen alles vertraut ist.

Gut wenn man die Wahl hat, Kinder von Diplomaten oder aus Zirkusfamilien haben sie nicht. Manchen liegt das ständige Unterwegssein einfach auch im Blut, sie müssen andauernd durch die Weltgeschichte reisen, ansonsten fühlen sie sich nicht wohl. Woher kommt der Drang nach dem Unterwegssein? Warum haben ihn manche
überhaupt nicht? Wird er in die Wiege gelegt? Und wie viel Bereitschaft zur Mobilität erwartet unsere Gesellschaft heutzutage?
 
Zu den Gästen zählt Rosel Zech. Für ihre Rollen ist die Schauspielerin viel unterwegs. Die 66-jährige, profilierte Fassbinder-Darstellerin und bekanntes
TV-Gesicht („Um Himmels willen“), schafft es immer wieder, sich in den Hotelzimmern und Zweitwohnungen an ihren verschiedenen Drehorten heimisch zu fühlen. Das führt sie auf ihre Fähigkeit zurück, Kraft und Lebensenergie aus sich selbst heraus zu schöpfen und damit unabhängig zu sein von vertrauten Umgebungen und Menschen.
 
Die Erfolgsautorin Karen Duve erlebt lange Phasen der Zurückgezogenheit während des Schreibens ebenso wie ständige Präsenz in der Öffentlichkeit, wenn sie auf Lesereisen unterwegs ist. Auf diesen Reisen ist die 47-Jährige sehr konzentriert und wach, sehnt sich aber in diesen für sie anstrengenden Phasen bald wieder nach der Stille ihres Zuhauses. Ihr aktueller Roman „Taxi“ erzählt von den 13
Jahren, in denen Karin Duve als Taxifahrerin nächtelang in ganz Hamburg unterwegs war.
 
Dr. Sven Kesselring sieht in der Mobilität unserer modernen Gesellschaft ein ambivalentes Phänomen: Einerseits sind Berufspendlertum und häufige Dienstreisen für den Soziologen und Mobilitätsforscher eine potentielle Gefahr für soziale Bindungen. Anderseits haben seiner Einschätzung nach mobile Menschen mehr
Möglichkeiten als je zuvor, Kontakte und Bindungen herzustellen und zu pflegen – hauptsächlich via Internet, E-Mail und Telefon.
 
Die 37-jährige Anke Hoffmann legt in einer normalen Arbeitswoche tausende von Kilometern im Auto und im Flugzeug zurück. Die Geschäftsführerin eines großen Personalberatungsunternehmens ist ständig auf Dienstreisen; ihren Mann und ihre beiden kleinen Söhne sieht sie überwiegend an den Wochenenden. Für ihre Karriere zahlt sie- wie sie selbst sagt – einen hohen Preis. Dennoch gelingt es ihr und ihrem Mann, ein Familienleben aufrechtzuerhalten.
 
Chris Wildermann sieht den Grund für das Scheitern seiner Ehe vor allem in der ständigen räumlichen Distanz. Seine Frau war aufgrund ihrer Tätigkeit im Außendienst die ganze Woche über unterwegs. Für die beruflich erfolgreiche Ehefrau ergaben sich immer attraktivere Karrierechancen. Nach vier Jahren hatte sich das Paar auseinandergelebt und seine Frau sich in einen anderen Mann verliebt.
 
Weltenbummler Sascha Grabow kann gar nicht anders, als immer unterwegs zu sein: Der 40-Jährige ist in seiner Altersklasse der meistgereiste Mensch der Welt. Seit er 18 Jahre alt ist, hat er nie mehr länger als vier Monate im selben Bett geschlafen. Auf seinen Weltreisen verzichtet er auf jeglichen Besitz und auf Sicherheiten wie etwa eine Krankenversicherung; 200 Dollar genügen ihm monatlich
zum Leben.
 
Ein solches Leben wäre für Engelbert Aigner unvorstellbar. Der 46-jährige, gebürtige Berchtesgadener ist tief in seiner bayerischen Heimat verwurzelt und lebt auch in seinem Beruf die Nähe zu bayerischer Kultur und Brauchtum aus: Als Säcklermeister stellt er in seiner Werkstatt Lederhosen her. Fernweh kennt Engelbert Aigner nicht, auch seine Familie zieht es an keinen anderen Ort.
 
Heiko Leder, 48-jähriger Berufspendler. Für seinen Traumjob nimmt er in Kauf, täglich die Strecke Nürtingen-Frankfurt im Zug zu pendeln. Zwischen fünf bis sechs Stunden ist er dafür jeden Tag unterwegs – je nachdem, ob er die Anschlusszüge pünktlich bekommt. Doch er fühlt sich entschädigt, wenn er abends wenigstens noch eine halbe Stunde mit seinen Kindern und den Rest des Abends mit seiner Frau zuhause verbringen kann. [fkr]

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