Interview: „Timm TV ist ein gesellschaftspolitisches Statement“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Mit Timm TV startet im Spätherbst der erste deutsche Sender für Homosexuelle. Um mehr über Programm, Struktur und Zukunftspläne des neuen Senders zu erfahren, fragte DIGITAL FERNSEHEN bei Geschäftsführer Frank Lukas genauer nach.

Dabei unterstreicht Lukas insbesondere die Tatsache, dass Timm TV kein rein schwules Programm bietet, sondern sowohl heterogenen Interessen als auch schwulen Männern gerecht werden möchte.

DIGITAL FERNSEHEN: Herr Lukas, Timm TV, der erste deutsche Sender für Homosexuelle, hat angekündigt, noch in diesem Jahr auf Sendung zu gehen. Für wann genau ist der Start geplant?
 
Frank Lukas: Wir starten im Spätherbst 2008. Nachdem die Finanzierung für Timm nun durch die Madsack Verlagsgesellschaft, die IBB Beteiligungsgesellschaft und die south&browse auf sicheren Beinen steht, bereiten wir mit Hochdruck den Sendestart vor. Den genauen Termin verrate ich in Kürze. Versprochen!
 
DF: Warum richten Sie sich mit Ihrem Vollprogramm explizit an schwule Männer? Ist in der Programmplanung vorgesehen, auch Sendungen für lesbische Frauen oder andere so genannte „Special Interest Groups“ anzubieten?
 
Frank Lukas: So groß ist die Schnittmenge zwischen Schwulen und Lesben gar nicht. Wir konzentrieren uns zuerst auf die schwule Zielgruppe, auch weil wir, also die Macher, selber schwul sind.Aber für das ein oder andere Format werden sich auch Lesben interessieren.
 
DF: Wieso ist Deutschland reif für ein Vollprogramm für homosexuelle Männer? Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Start?
 
Frank Lukas: Der Trend geht zur Diversifikation. Im Ausland begeistern sich Homos für Sender wie Logo, HereTV oder Out TV. Alles Sender für die schwul/lesbische Community. Natürlich können und wollen wir diese Konzepte nicht kopieren. Timm fährt eine ganz eigene Programmstrategie und setzt auf Vielfalt. Auf ein Vollprogramm mit großer Bandbreite, dass den heterogenen Interessen unter schwulen Männern gerecht wird. Schwule sind in der Mitte der Gesellschaft zwar angekommen. Aber Homosexualität ist noch längst nicht überall normal. Und genau dazu wollen wir beitragen. Timm ist ein gesellschaftspolitisches Statement. Wir sind da. Und das ist auch gut so. Wir wollen schwul nicht mehr erklären sondern sachlich unaufgeregt berichten. Wir werden übrigens auch kein schwules Programm bringen. Sondern gutes Programm mit einer hohen Relevanz für Schwule. Ein hoher Anspruch – für einen so kleinen Sender wie Timm gar nicht so einfach.
 
DF: Welche Programminhalte haben Sie geplant und auf welche Themen setzen Sie dabei genau?
 
Frank Lukas: Bei Timm steht jeder Wochentag unter einem anderen Motto, damit sich unsere Zuschauer leicht orientieren können und schnell wissen, wann Timm für sie das Richtige zeigt. Los geht’s mit dem scharfen Montag, unser Serienabend „versüßt“ den Wochenstart. Am Dienstag dreht sich alles rund um Herzenssachen – mit Flirt- und Datingshows. Über gesellschaftspolitische Themen wird dann am Meinungsmittwoch diskutiert und gestritten. Dazu senden wir spannende Reportagen, Dokus und Portraits. Der Donnerstag hat bei uns Biss! Unser Comedy-Abend, mit Sitcoms, Serien und vielem mehr. Mit unserem Show- und Quizabend geht’s dann ab ins Wochenende: Am Pink-Friday wird getratscht, gelästert und gerätselt. Der lange Samstag bringt zwei Spielfilme. Und der Super-Sonntag zeigt die Highlights der Woche und Reisedokus zum Träumen. Also ein rundum vielfältiges und abwechslungsreiches Programm.
 
DF: Mit welchen Eigenproduktionen möchten Sie Ihr Publikum überzeugen? Haben Sie bereits Lizenzmaterial aus anderen Ländern erworben, falls ja, für welche Formate?
 
Frank Lukas: Siehe oben.
 
DF: Durch welche Strategie möchten Sie neue Märkte und Zielgruppen ansprechen?Und ist das überhaupt geplant oder erwünscht?
 
Frank Lukas: Bislang gibt es noch keinen TV-Sender für diese Zielgruppe in Deutschland. Die mediale Abdeckung erfolgte größtenteils durch kostenlose regionale Monatszeitschriften. Timm schafft also bereits einen neuen Markt. Die Ansprache wird sehr effizient und zielgerichtet erfolgen. Wir konzentrieren uns bei den klassischen Maßnahmen rein auf unsere Kernzielgruppe, um etwaige Streuverluste so gering wie möglich zu halten. Wir wollen die Vorteile, die sie bietet, auch voll ausschöpfen. Bei flankierenden Maßnahmen und natürlich bei der Öffentlichkeitsarbeit fahren wir eine mehrgleisige und stark differenzierende Strategie, um die unterschiedlichen Bezugsgruppen auch optimal anzusprechen.
 
DF: Welche Werbezielgruppe möchten Sie erreichen?
 
Frank Lukas: Wir fokussieren uns auf die die Zielgruppe der schwulen Männer von 14 bis 99. Diese Männer haben ein höheres frei verfügbares Einkommen als Vergleichsgruppen und damit auch mehr Geld zum Konsumieren. Also ein sehr spannender Markt. Übrigens schauen schwule Männer laut Studien anders fern. Sie bevorzugen in manchen Bereichen deutlich andere Inhalte und Formate als heterosexuelle Männer. Und die haben ja auch schon einen eigenen TV-Sender: DMAX.
 
DF: Wodurch finanzieren Sie sich?
 
Frank Lukas: Aus der klassischen Werbespotvermarktung, Sonderwerbeformen und anderen modernen Erlösmodellen.
 
DF: Über welche Verbreitungswege planen Sie, Ihr Programm anzubieten?
 
Frank Lukas: Timm TV wird digital über Satellit und Kabel empfangbar sein. Es könnte zusätzlich aber auch mit der ein oder anderen analogen Kabelfrequenz klappen. Und im Internet wird auf dem zukünftigen Timm-Online-Portal ein Livestream des linearen Programms integriert sein. Also kann uns im Grunde jeder sehen.
 
DF: Herr Lukas, vielen Dank für das Interview.
 
Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen. [cg]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

2 Kommentare im Forum

  1. AW: Interview: "Timm TV ist ein gesellschaftspolitisches Statement" Na eh Tele Columbus TimmTV digital einspeist geschweige analog (die speisen lieber Sender analog doppelt ein), wird TimmTV in Berlin schneller über DVB-T zu empfangen sein als im Kabel.
  2. AW: Interview: "Timm TV ist ein gesellschaftspolitisches Statement" hmm, 14Jahre alt und Mann ? hmm. naja..was daran gesellschaftspolitisch ist. kein Ahnung, DMAX rulez.....
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