Interview: „ProSiebenSat.1 wird HDTV-Engagement 2010 fortsetzen“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Derzeit gibt es nur ein recht bescheidenes Angebot in HDTV in Deutschland. ProSiebenSat.1 verspricht Besserung. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Marita Schöps, der Leiterin Unternehmenskommunikation und Project Management der ProSiebenSat.1 Produktions GmbH.

Ob es noch was wird mit HDTV in Deutschland? So mancher mag das zu bezweifeln. ProSiebenSat.1 will sich nach der Abschaltung seiner HDTV-Programme im Februar 2008 ab 2010 erneut für hochauflösendes Fernsehen engagieren. Dafür will die Sendergruppe eigene Kapazitäten erwerben.

DIGITAL FERNSEHEN: Sind bei ProSiebenSat.1 in nächster Zeit Aufschaltungen für HDTV-Sender geplant?
 
Marita Schöps: ProSiebenSat.1 wird sein HDTV-Engagement 2010 fortsetzen, dann verfügt die Gruppe über einen dritten digitalen Satellitentransponder und somit über eigene Kapazitäten für HDTV-Programme.
 
DF: Wenn nein, woran liegt das?
 
Schöps: Die HDTV-Nutzung in Deutschland hat sich seit dem Sendestart unserer beiden HDTV-Kanäle Sat.1 HD und Pro Sieben HD im Jahr 2005 nicht wie erhofft entwickelt. Bislang sind nach unterschiedlichen Schätzungen 150 000 bis 350 000 deutsche Fernsehhaushalte in der Lage, TV-Sender in HDTV-Qualität zu empfangen.
 
Einige Studien hatten bis 2008 mehrere Millionen vorausgesagt. Unsere Initiative war als Beitrag zur Weiterentwicklung des Mediums Fernsehen in Deutschland und Europa gedacht. Leider sind andere TV-Unternehmen – nicht zuletzt die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland – nicht entschlossen auf diesen Zug aufgesprungen.
 
DF: Inwiefern ist die Nachfrage für Fernsehen in High-Definition-Qualität Ihrer Meinung nach vorhanden?
 
Schöps: Die Nachfrage wäre bestimmt vorhanden, die Zuschauer würden sicherlich gerne TV-Spielfilme, TV-Serien und Fernsehdokumentationen in Kinoqualität genießen. Deshalb haben wir uns entschieden, den Betrieb im Jahr 2010 wieder aufzunehmen.
 
Dass die Nachfrage wächst, belegt die Entwicklung in den USA und Asien. In Deutschland gibt es derzeit noch das berühmte „Henne-Ei-Problem“: Warum sollten die Zuschauer die entsprechende technische Ausstattung anschaffen, wenn so wenige Sender Programme in HDTV-Qualität anbieten? Wären unsere Mitbewerber unserem Beispiel gefolgt, wäre hochauflösendes Fernsehen in Deutschland heute schon viel weiter.
 
DF: Warum gibt es Ihrer Meinung nach in Deutschland ein so geringes Angebot in HDTV?
 
Schöps: Die meisten Sender halten sich zurück, weil HDTV Investitionen erfordert. Das reicht von HDTV-Kameras über eine neue Ausstattung für Schnitt und Sendeüberwachung bis hin zu Übertragungstechnik. Dazu kommt, dass ein HDTV-Kanal das vier- bis fünffache der Übertragungskapazität eines normalen Senders benötigt. Die Transponderkapazitäten der Satelliten sind aber begrenzt. Gerade das würde sich durch die sukzessive Abschaltung von analogen Kanälen ändern.
 
Zudem ist Europa ein gebranntes Kind. In den 90er Jahren wurden Milliarden an Fördermitteln in einem Projekt für hochauflösendes Fernsehen versenkt, seitdem fehlt der Mut zu zentralen Initiativen oder Regelungen. In den USA und vielen asiatischen Ländern gibt es dagegen klare Vorgaben, wie hoch der Anteil an Programmen in HDTV-Qualität bei den Sendern sein muss. Entsprechend ist die Zahl der Haushalte, die über Empfangsgeräte verfügen.
 
DF: Welche Sendungen würden Sie vorrangig gerne in HDTV abstrahlen?
 
Schöps: Sportevents, Spielfilme, Serien und Dokumentationen.
 
DF: Welche Vor- und welche Nachteile sehen Sie bei HDTV gegenüber Standard Definition?
 
Schöps: Ein Nachteil sind die Anschaffungskosten für Zuschauer und Sender, für die Programmanbieter zusätzlich auch etwas teurere Produktionsverfahren. Doch die Vorteile überwiegen eindeutig. HDTV liefert gestochen scharfe Konturen, satte Farben, eine enorme Tiefenschärfe und das alles im Breitwandformat. Damit bietet HDTV ein atemberaubendes Bilderlebnis – zuhause vor dem Fernseher.
 
DF: Frau Schöps, vielen Dank für das Interview. [ar]

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21 Kommentare im Forum

  1. AW: Interview: "ProSiebenSat.1 wird HDTV-Engagement 2010 fortsetzen" Kleiner Fehler, wohl eher zum 16. Februar 2008... Genau, z. B. ein großer Mitbewerber mit über 7 Milliarden im Rücken, unzähligen Transpondern und HDTV-Archiv. Jene haben zusätzlich einen Transponder für PAL angemietet und nutzen einen Transponder für HDTV mit nur einem Sender. Zum Glück haben alle großen Mitbewerber bereits mehr oder weniger konkrete Planungen.
  2. AW: Interview: "ProSiebenSat.1 wird HDTV-Engagement 2010 fortsetzen" ProSiebenSat.1 nutzt die aktuelle kreative Pause bestimmt um uns dann 2010 ein grundverschlüsseltes HDTV zu verkaufen. Die Technik sei ja so teuer, der Zuschauer müsse sich daran beteiligen. Schließlich gäbe es ja einen sichtbaren Mehrwert. Nachdem die Privatsender mit ihrer 2. GEZ-Gebühr im SDTV gescheitert sind, bereiten sie nun die Grundverschlüsselung hochauflösend vor. Dann wirds halt wieder nichts mit dem großen digitalen Durchbruch.
  3. AW: Interview: "ProSiebenSat.1 wird HDTV-Engagement 2010 fortsetzen" 2010? Ich hoffe mal, dass die bis dahin nicht auch noch mit dem Letterbox SD-Angebot vor sich hindümpeln. Echtes Armutszeugnis ...
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