Interview: „Wir bieten das erste reine Fußball-Vollprogramm“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Am 13. August soll das Fußballradio „90elf“ starten. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Florian Fritsche, dem Geschäftsführer des Betreibers von 90elf, Regiocast Digital.

24 Stunden lang Fußball-Radio. Das verspricht das geplante Projekt des Leipziger Betreibers Regiocast Digital. Aber es ist nicht nur ein Fußball-Radio, sondern auch eine multimediale Webadresse rund um Fußball-Themen.

DIGITAL FERNSEHEN: Herr Fritsche, Sie haben ja in Ihrem Unternehmen das Fußballradio 90elf gegründet. Was verbirgt sich hinter dem Namen 90elf?
 
Florian Fritsche: Das ist ein Name, mit dem man als Fußballbegeisterter spielen kann. Zum Beispiel 90 spannende Minuten, elf Mann, denen man die Daumen drückt, mit denen man mitfiebern kann. Und elf Mann, denn der geneigte Fußballfan ist meistens Fan von nur einem Team. Und ganz nebenbei: Namenssuche im Fußballbereich ist nicht ganz so einfach. Da gibt es viele schon rechtlich geschützte Formulierungen.
 
DF: Es heißt, Sie bieten mit Ihrem Radio sowohl audiobasiertes, als auch multimediales Programm an. Wie kommt Multimedia ins Radio?
 
Fritsche: Ich würde zuerst mal antworten: Lassen Sie sich überraschen (lacht). Auf der einen Seite werden wir versuchen, uns mit unserer Audiokompetenz auf das zu konzentrieren, was wir können. Nämlich ein Produkt machen, was sich in großen Teilen auf Audio konzentriert. Darüber hinaus versuchen wir aber, multimedialer zu werden, konvergenter als es das Radio bisher umsetzt bzw. leisten kann. Wir meinen, in Zukunft wird es unbedingt notwendig sein, so zu agieren.
 
Konkret: Multimedial heißt bei 90elf, dass es auch Grafik geben wird, Texte, Bildelemente, Videoformate, Podcasts, Vodcasts. All das, was man auch heute im Netz findet. Bei uns wird der User also auch ein Bewegtbildangebot erhalten. Sicherlich nicht zwingend zum 15. August, aber in der Folge wird die Reise dahin gehen.
 
DF: Das heißt, Ihr Programm startet am 15. August?
 
Fritsche: Es wird am 13. August starten, zwei Tage vor dem offiziellen Beginn der Fußball-Saison. Und dies ist ja unser Kerngeschäft: Alle Spiele kostenlos und live, von der ersten bis zur 90-sten Minute, die man sich anhören kann und die von uns kommentiert werden. Neben der klassischen Konferenz bieten wir zudem die Möglichkeit, sich im Internet jedes einzelne Spiel anzuhören und frei auszuwählen. Das gibt es in dieser Form bisher nicht.
 
DF: Welche Zielgruppen wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?
 
Fritsche: Alle die, die Spaß am Fußball haben, für die Fußball-Hören eine Option ist. Denn wenn ich Fußball-Interesse in Deutschland mit Internetaffinität kombiniere, komme ich auf interessante Zahlen. Davon werden nicht alle 90elf einschalten. Aber das Potential ist groß. Es ist eine breite Nische. Die Zielgruppe ist sicher männerlastig, aber in der Altersstruktur eben sehr weit aufgestellt, wahrscheinlich von 10 bis 100 (lacht). Hinzu kommen auch immer mehr Frauen. Eine große Zielgruppe, die ich über das Thema abhole, vielleicht auch ein bisschen über das Thema Audio und Radioentwicklung. Fußball zu hören war und ist ein Klassiker.
 
DF: Was denken Sie, wodurch sich Ihr Produkt von anderen Sendern unterscheidet, die über Fußball berichten?
 
Fritsche: Es gibt mehrere Aspekte: Zum Einen unterscheidet es sich auf der Basis des Angebotes, der technischen Grundlagen. Wir haben alle Spiele von der ersten bis zur 90-sten Minute live und in der Form, dass Sie hin- und herschalten können. Das gibt es für den Audiobereich so bisher nicht im Markt und zudem auch noch für die zweite Liga.
 
Das Zweite ist, wir haben in unserer Logik den Sendemast 24 Stunden oben. Wir bieten das erste reine Fußball-Vollprogramm. Das heißt nicht, dass wir nur 24 Stunden lang Interviews und Live-Reportagen haben, sondern wir werden 24 Stunden das Thema Fußball in all seinen Facetten im Fokus anbieten.
 
Und dann gibt es das Inhaltliche: Wir werden versuchen, mit dem, was Radio und Audio kann und mit den Zusatzelementen wie Bewegtbild und Multimedia, eine emotionale Komponente zu erreichen. Wir wollen Fanbegleiter sein und auch Themen anschneiden, die jenseits des klassischen Spiels stattfinden. Mit Fußball im Web ist es sicherlich ein sehr dankbares Thema. „Elf Freunde“ ist ein wunderbares Magazin, das seit ein paar Jahren auf dem Markt ist. Auch die haben eine ganz eigene Ansprache gefunden. Das werden wir auch versuchen, im Multimedia-Audio-Bereich.
 
DF: Braucht man die Öffentlich-Rechtlichen noch, wenn man bei Ihnen hin- und herschalten kann und alles kostenlos bekommt?
 
Fritsche: (lacht) Die Frage stell ich mir natürlich tagtäglich. Natürlich gibt es eine riesengroße Fangemeinde für diese nostalgische Schaltkonferenz. Und natürlich hat ein UKW-Radio eine ganz andere Reichweite. Aber wir wollen uns gar nicht mit derSchaltkonferenz messen, denn dagegen haben wir gar keine Chance. Wir versuchen stattdessen, ein Produkt auf die Beine zu stellen, was es in diesen Dimensionen noch nicht gab.
 
DF: Auf welchen Verbreitungswegen wird 90elf zu empfangen sein?
 
Fritsche: Das muss man auch wieder von zwei Seiten sehen. Zum Einen ist das eine Rechtethematik. Wir haben Fußball-Audiorechte für digitale Verbreitungswege wie DVB-H, DMB und Internet. Wir möchte 90elf gerne zu einem attraktiven Produkt entwickeln und uns dann die entsprechenden Kanäle suchen, die Sinn machen: wirtschaftlich, unternehmerisch, vom Reichweitenpotenzial und von der Ansprache. Und diese Kanäle würden wir dann gerne besetzen. Sprich, wir fangen an im Web, weil wir das einfach für den Zukunftskanal schlechthin halten und dort neben dem intensivsten Wettbewerb eben auch die größte technische Reichweite verfügbar ist. Danach gucken wir uns zeitnah an, ob beispielsweise DVB-T sinnvoll für 90elf ist.
 
Via DVB-H senden wir ja schon im Testbetrieb unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Allerdings ist das nicht in unserer Hand, ob sich dieser Verbreitungskanal wirklich durchsetzt. Aber wenn er kommt, nutzen wir diesen Kanal sehr gern, denn er passt perfekt, um multimediale Inhalte via Handy auszustrahlen. Aber ich denke, über das Handy wird in Zukunft vor allem das Web entscheiden und nicht irgendein Buchstabensalat wie DVB-T, DVB-H. Und ob wir dann noch ins Kabel gehen oder über Satellit, das hängt von Angebot und Nachfrage ab, von der Sinnhaftigkeit und natürlich von den Umsätzen, die wir erzielen können.
 
DF: Wie soll sich das Angebot finanzieren?
 
Fritsche: Das ist ein Angebot, das sich über Werbeerlöse in jeder Hinsicht finanzieren muss. Es ist nun mal ein privates Angebot, es muss sich tragen. Sicherlich nicht vom ersten Tag an. Wir haben von Vornherein mit eingeplant, dass das eine gewisse Anlaufzeit braucht. Aber es muss sich mittelfristig finanzieren. Zum Einen durch Erlöse mittels klassischer Werbeformen wie beispielsweise die alt bekannten und sehr gut funktionierenden Audiospots. Zum Anderen durch die vielen neuen möglichen Werbeformen des Webs. Wir werden hier unseren Kunden viele Angebote unterbreiten.
 
DF: Wenn Sie sagen, es braucht eine gewisse Anlaufzeit, gibt es dann eine Art Testlautzeit, oder wird das Programm von Vornherein ohne zeitliche Beschränkung laufen?
 
Fritsche: Es gibt natürlich eine interne Testlaufzeit, denn wir fangen schon vor dem 15. August an. Dennoch gilt auch danach, dass wir noch viel lernen müssen, wenn es erstmal läuft, allein schon deswegen, weil die Zahlen im Web viel direkter sind.
 
DF: Was wünschen Sie sich für die Zukunft für Ihr Projekt? Die Zukunft hat ja sozusagen noch gar nicht begonnen.
 
Fritsche: Das Eine ist, dass wir einen guten Start hinbekommen. Auch wenn das eine Zukunft ist von nur wenigen Wochen. Die Vorbereitungen dafür sind sehr anstrengend, wir arbeiten jetzt seit über einem Jahr dran. Was die mittelfristige Zukunft betrifft, ist unser Ziel, nachzuweisen, dass für unser Angebot Potential aufgezeigt werden kann. Zum Einen in puncto Nutzer, Reichweite, Akzeptanz, zum Anderen natürlich in puncto Vermarktung und damit Refinanzierung. Zudem haben wir noch mehr Ideen. Es muss nicht allein bei der ersten und zweiten Bundesliga bleiben. Aber wie gesagt: Die Zahlen sind knallhart.
 
DF: Herr Fritsche, vielen Dank für das Gespräch. [ar]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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4 Kommentare im Forum

  1. AW: Interview: "Wir bieten das erste reine Fußball-Vollprogramm" bei dem titel dachte ich eigentlich es geht schon wieder um premiere
  2. AW: Interview: "Wir bieten das erste reine Fußball-Vollprogramm" Frage: wo will er denn die vielen Reporter hernehmen? Es gibt ja jetzt schon nur noch eine Handvoll gute Reporter. Und von wo aus will er denn kommentieren? Aus den Stadien? Oder setzt er seine Leute nur vor den Fernseher und kommentiert die Spiele, die bei Premiere laufen? Daher auch nur 1. und 2. Bundesliga. Ditmar
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