Interview: Musiklabels wollen für ihre Videos mehr Geld

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Für TV-Musiksender könnte es in Zukunft teuer werden.

Wie DIGITAL FERNSEHEN bereits berichtete, haben sich große Plattenfirmen wie Universal, Sony BMG und Warner dazu entschlossen, ihre Lizenzen individuell zu vermarkten und somit nicht mehr kollektiv über die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL).

Diese drei Labels möchten somit ihre Rechte nicht mehr bei der GVL in einen großen Pott werfen, dessen Inhalt nach einem Verteilschlüssel an die Mitglieder ausgeschüttet wird.
 
DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Gottfried Zmeck, Vorstandsvorsitzender der Mainstream Media AG, die die Musiksender Hit 24 und Goldstar TV betreibt, über die Intention der Plattenfirmen und die Kosequenzen, die sich für TV-Musiksender daraus ergeben.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Zmeck, beim Einkauf für Sendelizenzen soll sich für TV-Musiksender einiges geändert haben. Große Labels sind bei der GVL mit der Vermarktung ihrer Videoclips ausgestiegen, nun müssen die Sender direkt bei den Plattenfirmen anfragen. Was sagen Sie dazu?
 
Gottfried Zmeck: Nachdem wir mit den Plattenlabels und der GVL regelmäßig in Kontakt stehen, ist uns natürlich bekannt, dass einige der großen Labels (nicht alle) künftig ihre Promotionclips selbst vermarkten. Die Kündigungen gegenüber der GVL gelten für Musiksender, die einen Anteil von 70 Prozent und mehr an Promotionclips im Programm haben. Unsere Sender Goldstar TV und Hit 24liegen mit ihrem Anteil darunter. Gründe dafür sind ein hoher Anteil an selbst produzierten Clips, Konzertmitschnitten (als Eigenproduktion oder in Linzenz erworben) oder der Einsatz von Lizenzprogrammen wie „Disco“, „Hitparade“ oder „Musikladen“.
 
Obwohl sich daraus für unsere Sender keine unmittelbaren Veränderungen ergeben, sind wir mit den Labels im Gespräch für eine Fortsetzung der bisher guten Kooperation. Die Plattenfirmen müssen ein Interesse daran haben, dass ihre Promotionclips gezeigt werden. Das ist schließlich der Grund, warum solche Videos produziert werden. Wir wiederum haben Interesse daran, mit diesen Videos zu wirtschaftlich vetretbaren Konditionen einen möglichst attraktiven Programm-Mix zu bieten.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Weshalb möchten die Labels zur individuellen Lizenzierung zurückkehren?
 
Gottfried Zmeck: Zweifellos ist es die Intention der Labels, für ihre Promotion-Videos mehr Geld zu bekommen, für die reinen Videoclipsender müsste die Programmbeschaffung also teurer werden. Bei diesem Punkt ist nach unserem Eindruck noch keine Balance gefunden worden, seitens der Labels wird das wirtschaftliche Potential der Musiksender tendenziell überbewertet.
 
Zu prüfen wird auch sein, ob große Labels mit erheblicher Marktmacht durch Ungleichbehandlung verschiedener Sender (konkret: Besserstellung großer Musiksender) den Wettbewerb beeinflussen wollen.
 
Allgemein betrachtet ist es verständlich, dass große Musiklabels aufgrund struktureller Schwierigkeiten im Musikgeschäft viele Optimierungsmöglichkeiten ausloten. Die restriktivere Handhabung und im Ergebnis geplante Verteuerung der Promotionvideos wird aber unseres Erachtens vom Potential her deutlich überschätzt. Eine massive Verteuerung würde manchem kleinen Musiksender die wirtschaftliche Grundlage entziehen. Im Ergebnis hätten die Labels dann weniger Einnahmen und weniger Promotionsfläche. Das wird von keiner Seite gewünscht.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Zmeck, vielen Dank für das Interview. [mw]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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14 Kommentare im Forum

  1. AW: Interview: Musiklabels wollen für ihre Videos mehr Geld Musikvideos sind ohnehin nicht mehr das, was sie einmal waren. Wenn ich da an Klassiker denke wie Last Christmas (Wham), Jeanny (Falco), All I Want Is You (U2) oder Another Brick In The Wall (Pink Floyd) - das waren noch richtige Geschichten. Solche Videos bleiben haften, aber nicht die von Broschiss, AtCB oder beknackten Maskenträgern.
  2. AW: Interview: Musiklabels wollen für ihre Videos mehr Geld Und nicht zu vergessen früher wurden Musikvideos als Werbung für die Single angesehene damit man die Platte kauft… heute will man eben sogar damit Geld machen (ich glaube die ersten Musikvideos die bei den Labels Geld gekostet haben waren u.a. von Madonna, Michael Jackson…) Das viel bei Formel eins auf.. das den da bestimmte Künstler nicht mehr so oft gezeigt wurden weil die Ausstrahlung Geld gekostet hat.. inzwischen kostet ja jedes Video Geld… Na ja, inzwischen wird mit jedem Pups der „Stars“ Geld verdient..
  3. AW: Interview: Musiklabels wollen für ihre Videos mehr Geld Es sollte klar sein, das bei Lizenzen Gleichpreisprinzipien gelten und Preiswillkür bei öffentlich angebotenen Gütern illegal ist. Unsere EU-Kommission interessiert so etwas natürlich nicht. In dem Zusammenhang wäre es mal nett, wenn DF auf den Tisch legen würde, welche Sender überhaupt mehr als 70% Clips haben. Oder ob Wiederholungen zählen also Formate die mehrmals pro Woche als Retorte laufen.
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