ARD „Plusminus“: Hochradioaktives Kobalt 60 aus Osteuropa gestohlen

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Köln – In Polen sind laut einer internen Warnmeldung deutscher Sicherheitsbehörden hochradioaktive Materialien verschwunden.

Elf Bleibehälter mit gefährlichen Kobalt 60 Strahlern seien aus der Nähe des polnischen Swietlochowice gestohlen worden. Darüber berichtet das ARD-Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ exklusiv in seiner Sendung am 19. August, um 21.50 Uhr im Ersten. „Wir haben die Befürchtung, dass es auf einem Schrottplatz landet“, sagt Horst Janku von der Gewerbeaufsicht Bremen.

Wie „Plusminus“ herausfand, gelangt radioaktives Material immer wieder illegal in Recyclinganlagen und wird zu Alltagsgegenständen wie Armbanduhren, Taschen oder Metallschränken weiterverarbeitet. Es kann aber auch zum Bau so genannter „schmutziger“ Bomben verwendet werden. Anders als in Ländern wie Spanien oder den Niederlanden fehlt es in Deutschland an flächendeckenden Kontrollen, um diesen Gefahren zu begegnen.
 
Europaweit schlagen Sicherheitsbehörden wegen des gestohlenen Materials aus Polen nun Alarm. Aus ermittlungstaktischen Gründen war das Bundeskriminalamt (BKA) aber nicht bereit, mehr zu der Warnmeldung zu sagen. Bis jetzt wusste die Öffentlichkeit nichts von der Gefahr. Doch die verschwundenen Strahler sind kein Einzelfall, wie das BKA „Plusminus“ bestätigte: Auch im Jahr 2006 gelangte waffenfähiges Material aus Russland über den Hafen von Wismar nach Deutschland. Versteckt in 6000 Tonnen Schrott. Gerade rechtzeitig vor dem Einschmelzen wurde es entdeckt. Insgesamt, so ein Papier der EU-Kommission, sind seit 1952 rund 30 000 Strahlungsquellen in Europa verschwunden.
 
Die Zöllner in Rotterdam stoßen bei ihrer Arbeit immer wieder auf radioaktiv verseuchte Waren. Im Jahr 2006 entdeckten sie zum Beispiel Waschmaschinenteile und Handtaschen, die auch in Deutschland verkauft werden sollten. Bei uns wäre aber vermutlich kaum entdeckt worden, dass sie verseucht waren. Im Gegensatz zu Rotterdam, wo alle Container mit Nukleardetektoren geprüft werden, gibt es in Deutschland keine flächendeckenden Kontrollen – weder auf Flughäfen noch in Seehäfen oder an den Grenzen.
 
Das Bundesfinanzministerium, zuständig für den Zoll, bestätigte auf Anfrage von Plusminus, dass „stichprobenartig, bei Verdachtsmomenten, systematisch“ kontrolliert werde. Das heißt aber nicht flächendeckend wie in Rotterdam. Das Bundesumweltministerium bestätigte außerdem gegenüber Plusminus: „Es gibt keine rechtlich festgelegte generelle Verpflichtung für Transportunternehmen, Wirtschaftsgüter auf Radioaktivität hin zu untersuchen.“ Folge: leicht kann radioaktiv verseuchter Schrott auf Recyclinganlagen geraten und zu Alltagsgegenständen weiterverarbeitet werden. [ar]

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