IFA: Heftige Debatte über Einführung neuer Medientechnologien

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Berlin – Das von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) veranstaltete Forum medienpolitik@IFA findet erstmalig innerhalb der Medienwoche, aber bereits zum vierten Mal auf dem IFA-Gelände statt.

Das Problem ist bekannt: Medien und Wirtschaft sind sich nicht immer einig. Das führt zu Entscheidungsdefiziten in Politik und Wirtschaft, schränkt die Investitionsbereitschaft ein, fragmentiert die Märkte und lässt die Käufer zögern.Dr. Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender des IFA-Veranstalters Gesellschaft für Unterhaltungselektronik (gfu) formulierte die Aussichten bewusst überspitzt so: „Ehe die Entscheidungsprozesse abgeschlossen sind, bietet die Entwicklung der Technik oder die Kreativität der Content-Entwickler oft schon ganz neue Möglichkeiten oder Herausforderungen. Die aber waren bei den medienpolitischen Entscheidungen gar nicht berücksichtigt worden.“
 
Die Teilnehmer des Panels waren sich uneins, als Moderator Prof. Ulrich Reimers von der TU Braunschweig die Frage in den Raum stellte, ob Regulierung durch die Politik im Me-dienbereich notwendig sei. Oder ob bei dem interdisziplinären Ansatz etwas schief gegangen sei. Als letztes Beispiel für eine positive Zusammenarbeit wertete Fritz Raff, ARD-Vorsitzender und Intendant des Saarländischen Rundfunks die Einführung von DVB-T. Alle Teilnehmer waren sich bei der Einführung einig und so ist DVB-T ein medienpolitischer Erfolg, auch wenn es noch kleine Lücken in der Versorgung gibt.
 
Beim Thema Mobil-TV hingegen habe die Medienpolitik die Einführung „versemmelt“, wie es Prof. Reimers formulierte. Und um die Einführung von HDTV stehe es auch nicht gut. Die an den Pranger gestellten Öffentlich-Rechtlichen wehrten sich gegen den Verdacht, ihre Anstalten wiesen Entscheidungsdefizite auf. ZDF-Intendant Prof. Markus Schächter sprach erneut ein Machtwort, als er auf die 22 Jahre verwies, die das Thema schon alt sei. Und nannte als definitives Startdatum für HDTV in Deutschland den 14. Februar 2010, dem Start der olympi-schen Winterspiele in Vancouver.
 
Zum Ende der Podiumsrunde entwarf Prof. Ulrich Reimers vier mögliche Szenarien, die sich aus dem Gespräch ergeben könnten. Erstens: Vergesst die Politik. Die beteiligten Firmen und Sender bekommen die Einführung neuer Medientechniken auch ohne Einmischung durch die Politik geregelt. Zweitens: Nationale Lösungen anstreben, selbst aufdie Gefahr hin, auf europäischer Ebene mit Inkompatibilität bestraft zu werden. Drittens: Regelung auf europäischer Ebene und viertens: Mehr runde Tische.
 
Die abschließende Runde zeigte eine vergleichbare Vielfalt wie die Diskussion im Vorfeld. Niemand mag die Politik außen vor lassen, da sie Wege bereiten und Türen öffnen kann. Nationale Lösungen bergen natürlich die Gefahr, auf europäischer Ebene außen vor zu bleiben. Aber es herrschte weitgehend Einigkeit darin, dass aufgrund der positiven Erfahrungen mit DVB-T zumindest eine nationale Lösung erstrebenswert ist. Die europäische Ebene schien dem gesamten Panel als wenig geeignet, da sie weiteren Zeitverzug verheißt.
Mehr runde Tische, die nicht zum Selbstzwecke verkommen, sondern stattfinden „um einen Konsens zu erreichen“, sah nicht nur Hans-Joachim Kamp, Vorsitzender des Fachverbandes Consumer Electronics ZVEI, als geeignete Lösung für das Zusammenwirken von Medien und Politik an. [mg]

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