Arte: „Nach Fahrplan in den Tod“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Straßurg – Am 20. Januar 1942 wird auf der sogenannten Wannsee-Konferenz in Berlin die Koordinierung der „Endlösung der Judenfrage“ in Europa auf den Weg gebracht. Arte greift das Thema in einer Dokumentation auf.

Millionen von Menschen sollen aus Deutschland und aus dem deutschen Machtbereich in die Vernichtungslager nach Polen transportiert und dort ermordet werden. Adolf Eichmann, Leiter des Judenreferates im Reichssicherheitshauptamt in Berlin, koordiniert die Deportationen aus allen Teilen Europas in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Reichsbahn.

Im Juni 2006 verurteilt das Verwaltungsgericht in Toulouse den französischen Staat und die staatliche Bahngesellschaft SNCF wegen der Deportation von Juden während des Zweiten Weltkriegs. Das Gericht sieht eine „Mitverantwortung“ der SNCF und der Republik für die Deportationen. Die Bahngesellschaft hätte niemals „gegen die Transporte protestiert“ und auch nicht versucht, diese zu sabotieren. Vielmehr hätte sie durchaus über Handlungsspielräume verfügt, diese aber nicht genützt. Es seien aus den Schriftstücken der SNCF keine Anzeichen dafür ersichtlich, dass sie Zwängen ausgesetzt worden sei, die ein solches Vorgehen rechtfertigen könnten.
 
Damit schien klar: Der französische Nachkriegsmythos, der die SNCF als Hochburg des Widerstands gegen die Deutschen verklärte, schien zerstört. Doch die SNCF will von einer Mitverantwortung an den Deportationen nichts wissen. Während der französische Staat das Urteil anerkannte, ging die SNCF gegen das Urteil von Toulouse in Revision. Aber die SNCF war nicht die einzige Bahngesellschaft, die so handelte, auch andere europäische Bahnen, wie die Slowakische Staatsbahn „Slovenské železnice“ und die „Nederlandsche Spoorwegen“ beteiligten sich an den Transporten.
 
Wie die SNCF stellten auch sie für die Deutschen Waggons, Lokomotiven, Kohle und Personal bereit, arbeiteten Fahrpläne aus, fuhren ihre menschliche Fracht, oft in Viehwaggons zusammengepfercht, zunächst in die Sammellager, dann zur Staatsgrenze, wo dann die Deutsche Reichsbahn die Transporte in die Vernichtungslager übernahm. Zeitzeugen berichten von der unmenschlichen Behandlung auf den Transporten. Aus Frankreich wurden so etwa 76 000, aus Holland 107 000, aus der Slowakei 70 000 Juden deportiert.
 
Arte zeigt die Dokumentation am 24. September um 21 Uhr. [mw]

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