Bayern: „Heimat bringt Quote und Erfolg – wenn die Qualität stimmt“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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München – „Heimat steht heute für das Authentische und ist ein Trendthema.“ Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), führte in die Thematik eines Symposiums ein, das der MedienCampus Bayern, Dachverband für Medienaus- und -weiterbildung, gemeinsam mit der BLM und der Hanns-Seidel-Stiftung in München veranstaltete.

„Heimat bringt immer Quote“, so der Titel der Veranstaltung. Die Frage des Tages lautete: Wie kann die zunehmende Nachfrage nach lokalen Themen in die Aus- und Weiterbildung aufgenommen werden, damit die Branche nicht nur bei internationalen, sondern auch bei regionalen Themen entsprechend hochqualifizierten Nachwuchs bekommt? Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner, Geschäftsführerin des MedienCampus Bayern, brachte es auf den Punkt: „Qualität muss sich positionieren, in den Sendern wie in den Aus- und Weiterbildungs-institutionen.“
 
Dies ist, so Staatsminister Eberhard Sinner in seinem Grußwort, auch politischer Wille: „Wir müssen den Begriff Heimat pflegen und leben.“ Die Heimatzeitungen, lokale Radio- und Fernsehsender sowie regionale Onlineportale seien in der globalisierten Informationsflut ein „sicherer Hafen“. Die Staatsregierung bekenne sich zur Förderung der vielfältigen regionalen Projekte.
 
Die Medienhäuser arbeiten längst an eigenen Konzepten. Folker Quack, Mitglied der Chefredaktion der Main-Post Würzburg, erläuterte die Strategie seines Hauses: „Wir glauben an die Zukunft der gedruckten Zeitung, aber sie muss sich ändern“, so Quack. Mehr Analysen, Hintergründe, Meinungenund Überraschungsmomente seien wichtiges Potential für die Zeitung; das Internet müsse zum zweiten Standbein werden.
 
Gerd Penninger, Geschäftsführer des Funkhauses Regensburg, bekräftigte, dass das Lokalradio nur dann eine Zukunft habe, wenn es sich zurückbesinnt auf die lokale Identität in Inhalt und Anmutung. Radiosender seien heute oft genug einander angeglichen und austauschbar. Dass die Arbeit künftig multimedial erfolgen müsse, steht für Penninger außer Frage.

Onlinejournalist Thomas Mrazek analysierte regionale Onlineportale. „Der Mikrokosmos findet heute keinen Widerhall in den klassischen Medien“, so Mrazek, der auf die Chance des Internets verwies und einige bereits heute tragfähige Modelle vorstellte. Ihnen gemeinsam war der Weg der Kooperation. Prof. Dr. Christoph Fasel, Direktor des Instituts für Verbraucherjournalismus in Calw, bezog sich auf die Kommunikations- und Mentalitätsforschung: „Wir wissen längst sehr viel über die Wünsche unserer Zielgruppen.“ Anhand einiger Praxisbeispiele zeigte Fasel auf, dass Nähe und Emotionalität auch für überregionale Medien ein Erfolgsmodell sein können. „Wir brauchen das Handwerk von gestern für die Ausbildung von morgen.“
 
Norbert Lechner, Produzent des bayerischen Kinderfilms „Toni Goldwascher“, machte deutlich, dass Heimat auch im Film funktioniert: Mit nur elf Kopien in die Kinos gestartet, hat sein Film im vergangenen Jahr rund 80 000 Zuschauer erreicht und lief bereits auf diversen internationalen Festivals. „Es ist erstaunlich, aber der Film funktioniert auch in Mexiko-City“, so Lechner.
 
Die abschließende Podiumsdiskussion ging auf den Qualitätsgedanken ein und
fragte: „Lokales geht immer … aber zu welcher Qualität und zu welchem Preis?“
Medienjournalistin Sissi Pitzer diskutierte mit Joachim Braun (Tölzer Kurier), Rainer Munz (RTL), Volker Omert (Funkhaus Würzburg) und BLM-Medienrat Prof. Dr. Manfred Treml. „Heimat ist Raum, Zeit und Kommunikation“, betonte Treml, den lokalen Medienhäusern komme daher eine besondere Bedeutung zu.
 
„Wir müssen uns permanent weiterentwickeln“, erläuterte Volker Omert die Situation in den bayerischen Lokalradios – eine Aussage, der sich Rainer Munz anschloss: Auch in seinem Haus wird crossmedial gedacht, das Web 2.0 hat Einzug in die Arbeit gehalten. Joachim Braun forderte in diesem Zusammenhang mehr Weiterbildungsmodule gerade für ältere Redakteure: „Wir dürfen nicht nur auf die Jungen schauen.“
 
An den Dachverband wurde der Appell gerichtet, im Zuge der sich erweiternden handwerklichen Notwendigkeiten Aus- und Weiterbildungsmodule für journalistische Kompetenz, insbesondere im Bereich Videojournalismus für die crossmedialen Onlineportale der Tageszeitungen und lokalen Rundfunk, anzubieten. Der Aufgabe nimmt sich der MedienCampus Bayern gerne an. [mg]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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