„Apple ist für die Abschaffung des Digital Right Managements“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Am liebsten würde Apple die Digital Right Managements (DRM) ganz abschaffen. Das sagte Georg Albrecht, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Apple, gegenüber DIGITAL FERNSEHEN.

Mit DRMs soll die Nutzung digitaler Medien kontrolliert werden. Viele Video-on-Demand-Angebote im Internet sind für Apple-Nutzer nicht zugänglich. Das liegt nicht an Apple, sondern an den großen Musikunternehmen, sagt Albrecht und plädiert für die komplette Abschaffung von DRMs.

DIGITAL FERNSEHEN: Herr Albrecht, Video-on-Demand (VoD) wird von immer mehr Kunden geschätzt. Inwiefern ist VoD auch für Apple attraktiv?
 
Georg Albrecht: Video-on-Demand ist ein spannender Bereich, der zukünftig mit Sicherheit zu großen Änderungen der TV-Nutzungsgewohnheiten führen wird. Apple Produkte, wie der iPod oder das iPhone bieten den Kunden seit jeher eine außergewöhnliche Nutzererfahrung und ermöglichen dem Publikum unter anderem ähnlich des VoD-Prinzips, Inhalte (sei es Musik, Video-Podcasts oder TV-Serien) zu jedem beliebigen Zeitpunkt und dank iPod, iPhone und co. an jedem beliebigen Ort zu konsumieren. Und das beste dabei: werbefrei und mit dem für Apple typischen „ease of use“.

Dabei wächst das Angebot im iTunes Store stetig und umfasst mittlerweile mehr als 8,5 Millionen Songs, über 125 000 kostenlose Podcasts, mehr als 18 000 Musikvideos, mehrere zehntausend Hörbücher und über 3 000 Apps für iPod touch und iPhone. Darüber hinaus gibt es bereits seit 2. April diesen Jahres TV-Serien im deutschen iTunes Store, die sich großer Beliebtheit bei unseren Kunden erfreuen. Dieses Angebot funktioniert auf Basis des sogenannten „Download to Own“-Verfahrens, d.h. der Nutzer erwirbt den Inhalt und kann ihn archivieren und beliebig oft wiedergeben.
 
Pro Folge liegen die Preise für eine TV-Serie im deutschen iTunes Store zwischen 1,49 Euro und 2,49 Euro. Die im iTunes Store angebotenen Fernsehserien können auf einem Mac oder PC, iPod nano mit Video-Funktion, iPod classic, iPod touch, iPod der fünften Generation, iPhone oder über Apple TV auf dem Breitbild-Fernseher angeschaut werden. Die Kunden sind begeistert von dem großen stetig weiterwachsenden Angebot. Mittlerweile gibt es weit über 4 000 Einzelsendungen von insgesamt 13 Sendern/Studios. Neben den 120 Formaten in deutscher Sprache gibt es zusätzlich 34 englischsprachige Formate. Der deutsche iTunes Store hatte als erster iTunes Store somit ein bi-linguales Angebot.
 
DF: Bereits in einigen Wochen soll ein eigener Videoverleih über iTunes Kinofilme bereitstellen. Wann wird es soweit sein?
 
Albrecht: Spielfilme werden derzeit über den iTunes Store in den USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland angeboten, mehr gibt es hierzu nicht zu kommentieren.
 
DF: Welche Filme werden Sie anbieten, was wird ein Download kosten?
 
Albrecht: Apple macht keine Aussagen zu zukünftigen, möglichen Produkten oder Entwicklungen.
 
DF: Wie groß wird das Filmrepertoire sein, das Sie den Kunden zur Verfügung stellen?
 
Albrecht: Im US-iTunes Store gibt es derzeit über 30 000 TV-Episoden und über 2 500 Filme, von denen über 600 in High Definition sind, mehr gibt es hierzu nicht zu kommentieren.
 
DF: Zudem sollen Filme Ende des Jahres auch in hochauflösender Qualität zur Verfügung stehen. Wie viele HDTV-Filme werden es sein?
 
Albrecht: Apple macht keine Aussagen zu zukünftigen, möglichen Produkten oder Entwicklungen.
 
DF: In Hollywood hat sich ein Konsortium aus verschiedenen Medienkonzernen und Filmstudios gebildet, das die Einführung eines einheitlichen Standards des digitalen Rechte-Managements (DRM) vorsieht. Apple ist nicht dabei. Warum nicht?
 
Albrecht: Apple war Vorreiter bei der Einführung von Digital Rights Management (DRM)-freier Musik über seinen Online Store iTunes. Die generelle Haltung von Apple zum Thema DRM und die Befürwortung dessen Abschaffung hat beispielsweise Steve Jobs in seinen „Thoughts on Music“ zum Ausdruck gebracht: bereits im Februar 2007 hat Steve Jobs, CEO Apple in seinen „Thoughts on Music“ für eine Abschaffung des digitalen Rechtemanagements plädiert. Er schreibt dort unter anderem:
 
(Übersetzung d. R.) Die dritte Möglichkeit ist, DRMs komplett abzuschaffen. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jeder Online-Shop DRM-freie Musik in lizenzfreien Formaten anbietet. In solch einer Welt könnte jeder Player die Musik von jedem Shop abspielen. Gleichzeitig könnte jeder Shop Musik verkaufen, die auf allen Geräten abgespielt werden kann. Das ist sicherlich die beste Alternative für die Konsumenten, und Apple würde es sehr begrüßen. Wenn die vier größten Musikunternehmen Apple ihre Musiklizenzen ohne die Anforderung, dass es durch ein DRM geschützt werden muss, erteilen würden, würden wir dazu übergehen, nur DRM-freie Musik in unserem iTunes-Store zu verkaufen.)
 
Momentan besteht für die meisten Videoinhalte ein sehr liberales DRM-System namens „FairPlay“: Alle durch DRM geschützten, im iTunes Store gekauften Videodateien sind mit dieser „FairPlay“-Technologie geschützt, dem von Apple verwendeten System zur digitalen Rechteverwaltung. Mit „FairPlay“ können Sie Ihre Videos auf bis zu fünf Computern gleichzeitig wiedergeben und diese unbegrenzt mit iPods und mit bis zu fünf Apple TV Geräten synchronisieren.
 
Im iTunes Store werden von teilnehmenden Plattenlabels auch Musikvideos ohne DRM-Schutz angeboten. Diese DRM-freien Titel mit dem Namen „iTunes Plus“ unterliegen keinen Nutzungsbeschränkungen und verfügen über eine Codierung höherer Qualität. Es gibt keine Brennbeschränkungen, und die iTunes Plus-Musik lässt sich auf allen iPods, Mac oder Windows-Computern, Apple TVs und vielen anderen digitalen Musik-Playern abspielen.
 
DF: Große Portale wie Videoload würden ihr Angebot gerne auch für Apple-Nutzer anbieten, scheitern aber am DRM, das von Apple nicht unterstützt wird. Wäre eine Zusammenarbeit mit VoD-Portalen für Sie interessant? Wenn ja, inwiefern? Wenn nein, warum nicht?
 
Albrecht: Das Apple-Angebot ist darauf ausgerichtet, das bestmögliche Nutzererlebnis bei gleichzeitig einfacher Bedienbarkeit zu garantieren. Das einzigartige Nutzererlebnis für das die Apple Produkte bekannt sind, wird unter anderem durch das perfekte Zusammenspiel von iTunes mit iPod und iPhone erreicht.
 
Angebote der Konkurrenz wie beispielsweise von Pro Sieben, Sat 1, Maxdome, RTL Now und Videoload haben einen entscheidenden Unterschied zu iTunes: bei ihnen handelt es sich ausschließlich um Web-basierte Streaming-Angebote. Das bedeutet, dass man die Shows dieser Anbieter nicht unterwegs auf dem iPod oder anderen Mediaplayern ansehen kann.
 
Im Unterschied zu den TV-Sendungen, die man bei iTunes käuflich erwirbt (Stichwort „Download to Own“), „leiht“ man die angebotenen Formate bei den anderen Anbietern meist nur für eine bestimmte Zeitperiode, beispielsweise 24 Stunden. Somit hat man bei Web-basierten Streaming-Angeboten auch nicht das Recht, die Serien auf einen portablen Medienplayer zu kopieren.
Zudem finanzieren sich die Streaming-Dienste auf den sendereigenen Seiten wie beispielsweise von Pro Sieben, Sat 1 und RTL bereits durch Werbung oder werden zumindest bald werbefinanziert sein. Angebote bei iTunes sind hingegen werbefrei.
 
DF: Herr Albrecht, vielen Dank für das Interview. [ar]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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1 Kommentare im Forum

  1. AW: "Apple ist für die Abschaffung des Digital Right Managements" Im Prinzip eine gute Sache. Schauen wir mal, ob da was draus wird.
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