„Energiesparen ist bei uns schon seit 2006 in der Produktentwicklung ein Thema“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Energiesparmodelle gibt es bei SM Electronic bereits seit letztem Jahr. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Hauke Bunzel, Senior Produktmanager bei der SM Electronic GmbH über umweltschonende Receiver.

PVR-Receiver sind große Stromaufnehmer, sagt Bunzel. Durch Software lasse sich insbesondere beim Standby einiges bewirken. Bei SM Electronic wird „das aktive Abschalten“ in der Geräteentwicklung mit berücksichtigt. Bereits bei zwei Produkten, „Skymaster DXS 400“ sowie „DCI 35“ gibt es eine Software, die den Strom, der beim Standby verbraucht wird, reduziert.

DIGITAL FERNSEHEN: Es ist von EU-Seite eine sogenannte EuP-Richtlinie (Directive for energy using products) erlassen worden, die Rahmenbedingungen für umweltschonende und energiesparende Produkte installiert und ein sogenanntes „Eco-Design“ entworfen hat, das Richtwerte für den Energieverbrauch von Set-Top-Boxen vorgeben soll. Welche Konsequenzen haben die geplanten Rahmenbedingungen für Ihr Unternehmen?
 
Hauke Bunzel: Wir stehen dieser Initiative positiv gegenüber, da wir seit Anfang 2006 bereits das Thema „Energiesparen“ in die Produktentwicklung aufgenommen haben und verfolgen. Seit Mitte 2007 haben wir bei unseren Einstiegsmodellen „DX 5“, „DX 10“, „DT 155“ und „DT 55“ eine Stand-by-Leistungsaufnahme von unter drei Watt integriert. Für die Modellpalette 2009 wird die Leistungsaufnahme unter einem Watt angestrebt. Damit befinden wir uns im Einklang mit der TV-Geräteindustrie.
 
Betrachtet man aber neutral die Leistungsaufnahme von Satreceivern während des Betriebes mit LCD- und Plasma-TV-Geräten, so beträgt diese nicht mal zehn Prozent der Leistungsaufnahme von heutigen LCD- und Plasma-TV-Geräten. Um wirklich etwas für die Umwelt zu tun und nachhaltig Energie zu sparen, müssen die TV-Geräte-Hersteller aktiver werden. Daher ist eine europäische Richtlinie zum Stromverbrauch für TV-Geräte deutlich wichtiger als für Set-Top-Boxen.
 
DF: Sogenannte komplexe Receiver (mit CA-System) haben erhöhten Energiebedarf, da sie sich erstens für die Interaktion mit dem Pay-TV-Anbieter oder Plattformbetreiber, zweitens wegen des Festplatteneinsatzes im aktiven Stand-by befinden, wie EU-Studien ergaben. Die Box ist deshalb nahezu rund um die Uhr auf Stand-by geschaltet. Wenn nur die Hälfte der 39 Millionen Haushalte in Deutschland für 14 Tage unnötige Geräte vom Netz nehmen würden, könnten 140 Millionen Euro eingespart werden. Das fand eine Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) heraus. Welche Einsparmöglichkeiten kann Ihr Unternehmen beim Stand-by-Verbrauch anbieten?
 
Bunzel: Wir führen diese Art von Receivern aus verschiedene Gründen nicht. Aber auch hier könnte durch einfache Softwaremaßnahmen die Stromaufnahme deutlich gesenkt werden. Wir haben hier bereits umfangreiche Erfahrungen gesammelt.
 
DF: Um den Energieverbrauch zu drosseln, fordern Branchenkenner, nicht genutzte Funktionen abzuschalten, solange sie nicht genutzt werden. Das betrifft beispielsweise den Personal Video Recorder (PVR), dessen Festplatte ständig läuft. Lässt sich das für Set-Top-Boxen Ihres Unternehmens realisieren?
 
Bunzel: Gerade die PVR-Receiver sind durch die Anlehnung an die PC-Welt große Stromaufnehmer. Durch Software lässt sich in diesem Bereich eine Menge bewirken. Das aktive Abschalten von nicht benötigten Funktionen verfolgen wir bereits in der Geräteentwicklung. So haben wir bereits bei zwei Produkten, „Skymaster DXS 400“ sowie „DCI 35“, eine softwaregesteuerte Stand-by-Stromreduzierung realisiert.
 
DF: Auch durch moderne Materialien lässt sich Energie einsparen. Sehen Sie für Geräte aus Ihrem Hause diesbezüglich Optimierungsmöglichkeiten?
 
Bunzel: Wir versuchen schon seit Jahren mit jeglichen Recourcen sparsam umzugehen. Als Beispiel hierfür waren wir die ersten Hersteller in Europa, die das Slim-Line-Receiverformat auf den Markt (2003) gebracht haben. Durch die Reduzierung der Gehäusegröße wurden Verpackungsmaterialien wie Pappe, Papier, Kunststoffe und Metalle um 30 Prozent reduziert. Diese erfolgreiche Maßnahme verfolgen wir bis heute und haben die Gerätegröße noch mal um 20 Prozent reduziert.
 
So sind unsere Einstiegsmodelle nur noch knapp 20 Zentimeter breit und 3,5 Zentimeter hoch. Eine Receivergeneration mit einer noch kleineren Gerätegröße steht in den Startlöchern. Gerade die platzsparende Bauweise ist ein Wettbewerbsvorteil und positiv für die Umwelt.
 
DF: „Receiver mit offenen CI-Schnittstellen könnten die Receiver-Flut verhindern, indem alle Verschlüsselungssysteme mit einem Gerät decodiert würden.“ Stimmen Sie dieser Meinung zu?
 
Bunzel: Im Prinzip kann man der These zustimmen. Die Themen Arena oder Entavio haben deutlich gezeigt, wie verunsichert der Endkunde war und zeitweise für eine Wiedergeburt der CI-Receiver gesorgt hat. Tatsache ist jetzt aber, das in vielen deutschen Haushalten „zukunftssichere“ Receiver vorhanden sind, welche nicht oder nur bedingt genutzt werden und deutlich höhere Stromaufnahmen haben als vergleichbare FTA-Receiver.
 
Durch die Diskussion über CI-Plus wird bereits wieder der Konsument verunsichert, was eine Kaufzurückhaltung sowie eine weitere Ablehnung des Themas Pay-TV bewirken kann. Aus Umweltgesichtsgründen (vermeidbarer Receiverschrott) sind CI-Receiver sinnvoll, wenn entsprechende, nichtbenötige Funktionen ab- bzw. zugeschaltet werden können. Das würde sicherlich die Receivervielfalt am Markt beeinflussen, wenn der Konsument entsprechend handelt.
 
DF: Was werden Sie zukünftig tun, um Ihre Boxen noch effizienter arbeiten zu lassen?
 
Bunzel: Bitte haben Sie Verständnis das wir hier nicht ins Detail gehen können. Wir werden unsere Produktentwicklung konsequent fortsetzen mit dem Ziel des schonenden Umgangs von Material und Energie und dies bereits in der Produktion bis hin zum Betrieb beim Konsumenten.
 
DF: Herr Bunzel, vielen Dank für das Interview. [ar]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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