Landesrundfunkzentrale: „Wir benötigen eine ‚verbraucherfreundliche‘ Umstellung“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Die ARD will laut Aussagen des Digitalverantwortlichen der ARD, Michael Albrecht, die Analogausstrahlung über Satellit Ende 2010 beenden. Das Sächsische Privatrundfunkgesetz ist das einzige in Deutschland, das die Übertragung von Rundfunkprogrammen ausschließlich in digitaler Technik spätestens ab 1. Januar 2010 festlegt.

Doch wie sieht es in anderen Bundesländern aus? Um genaueres zu erfahren, fragte DIGITAL FERNSEHEN bei Dr. Uwe Hornauer, dem Direktor der Landesrundfunkzentrale Mecklenburg-Vorpommern (LRZ) nach und erfuhr, dass für die LRZ derzeit kein Handlungsbedarf für eine gesetzliche Änderung erkennbar sei. Als Beispiel führt Dr. Hornauer die Einführung vonDVB-T im Dezember 2005 in Mecklenburg-Vorpommern an, wofür es auch keine gesetzliche Deadline gab.

DIGITAL FERNSEHEN: Die ARD will laut Aussagen des Digitalverantwortlichen der ARD, Michael Albrecht, die Analogausstrahlung über Satellit Ende 2010 beenden. Das Sächsische Privatrundfunkgesetz ist das einzige in Deutschland, das die Übertragung von Rundfunkprogrammen und vergleichbaren Telemedien in Sachsen ausschließlich in digitaler Technik spätestens ab 1. Januar 2010 festlegt.
 
Herr Dr. Hornauer, sehen Sie angesichts der Aussage von Albrecht für die in Mecklenburg-Vorpommern ansässigen privaten Rundfunkveranstalter Handlungsbedarf für eine gesetzliche Änderung?
 
Dr. Uwe Hornauer: Wir begrüßen die Aussagen der ARD, den analogen Satelliten zu verlassen. Ein richtiges Signal. Allerdings darf man die Interessen des Verbrauchers nicht aus den Augen verlieren: Wir benötigen eine „verbraucherfreundliche“ Umstellung.
 
Auch bei DVB-T gab es keine gesetzliche Deadline, dies wurde im Dezember 2005 im Mecklenburg-Vorpommern eingeführt und gleichzeitig die analoge terrestrische Ausstrahlung eingestellt. Insofern kann ich auch hier keinen Handlungsbedarf für eine gesetzliche Änderung erkennen.
 
DF: Zur diskutierten Verlängerung beziehungsweise zum Auslaufen der Verträge der ARD bei SES Astra sagte Jörg-Peter Jost, Bereichsleiter Zentraltechnik bei Hessischen Rundfunk gegenüber DIGITAL FERNSEHEN: „Auf jeden Fall ist in dieser Frage das gemeinsame Vorgehen mit dem ZDF geplant“.
 
Inwiefern ist die Abschaltung von ARD und ZDF in Ihrem Geltungsbereich ein Anreiz für den privaten Rundfunk, in der gleichen Zeitschiene wie die Öffentlich-Rechtlichen von analog auf digital zu wechseln?
 
Dr. Uwe Hornauer: Das die Öffentlich-rechtlichen eine Vorreiterfunktion bei der Digitalisierung übernehmen, ist aufgrund der Gebührenfinanzierung gut nachvollziehbar bzw. geradezu geboten. Landesmedienanstalten wollen gerne eine gemeinsam abgestimmtes Vorgehen von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern fördern. Allerdings benötigen die privaten Sender hinsichtlich ihrer Reichweite eine kritische Masse für die Umstellung. Hier muss der Markt nach Kosten/Nutzen-Gesichtspunkten entscheiden.
 
DF: Auch wenn in Ihrem Bundesland nicht gesetzlich festgeschrieben ist, bis wann die privaten Rundfunkanbieter die Übertragung ihrer Sender von analog auf digital abgeschaltet haben müssen: Was tut die Landesrundfunkzentrale Mecklenburg-Vorpommern, um diesen Übergang zu begünstigen?
 
Dr. Uwe Hornauer: Die LRZ fördert in gewissem Umfang den Umstieg auf digitale Übertragung, insbesondere für lokale/regionale TV-Angebote.
 
DF: Die Landesmedienanstalten waren bereits Mitinitiatoren der digitalen Rundfunktechniken DVB-T und DAB in Deutschland. Inwiefern werden sich private Rundfunkveranstalter beim Wechsel zur digitalen Rundfunkübertragung über Kabel und Satellit beteiligen?
 
Dr. Uwe Hornauer: Die Landesmedienanstalten haben sich massiv und erfolgreich dafür eingesetzt, dass die privaten Sender auch im digitalen Kabel vertreten sind. Darüber hinaus haben die Landesmedienanstalten gemeinsame Gespräche mit Kabel/Sat/Rundfunkveranstaltern zur Digitalisierung geführt, bislang allerdings ohne befriedigende Ergebnisse, was den Verzicht auf analoge Übertragung anbelangt.
 
DF: Wünschen Sie sich einen harten Umstiegstermin von analog zu digital? Wenn ja, wann sollte dieser sein?
 
Dr. Uwe Hornauer: Eine gemeinsame Vereinbarung über ein klares Umstiegsdatum wäre wünschenswert, muss sich aber nach dem Markt richten. Vor allem im Kabel ist mit 21 Prozent Digitalisierungsquote eine solche „kritische Masse“ noch nicht erreicht.
 
DF: Herr Dr. Hornauer, vielen Dank für das Interview. [cg]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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36 Kommentare im Forum

  1. AW: Landesrundfunkzentrale: "Wir benötigen eine 'verbraucherfreundliche' Umstellung" Das ist ja mal neu. Ich versteh nicht wo das Problem liegt. Wir reden von 2010? Richtig? Nicht vom 10.11.2008? Von 2010? `verbraucherfreundliche`Umstellung? in 2010? Ist ja schlimmer als im Osten, alles wurde über 5 Jahre geplant. Nur wurde es nicht so tot geredet. Also nochmal. Wir reden von 2010?
  2. AW: Landesrundfunkzentrale: "Wir benötigen eine 'verbraucherfreundliche' Umstellung" Mit analoger Antenne konnte man von mitte der 50er Jahre bis ca. 2005 (+/1) schauen. Notfalls mit einem TV der ersten oder zweiten Generation. Farbe, Videotext und Stereoton waren zwar für alte Geräte nicht nutzbar, Bild und Ton wurden trotzdem gezeigt, einige Programme in erweiterten Frequenzbereichen vielen ebenfalls flach. Über 50 Jahre lang war der TV jedoch Aberwertskompatibel. Seit ende der 80er ist analog der Empfang über Sat möglich. Nach rund 30 Jahren MUSS man neue Technik kaufen, da die Alte nicht mehr unterstützt wird. Wie lange werden wir DVB-T Receiver nutzen können? DVB-T2 geistert ja immer wieder durch die Medien? Wie lange wird analoges Kabel noch funktionieren (immerhin seit Anfang der 80er im Angebot)? Mittelwelle und Lange Welle sind im Rundfunk seit den Frühzeiten des verg. Jahrhunderts bis heute funktionsfähig. UKW ist ebenfalls bereits Historisch - und trotz Stereo und RDS auch mit Geräten der ersten Generation empfangbar. Wie sieht es für die Nutzer innovativer Techniken wie DAB, Digitalradio aus? Wo ist heute PalPlus? Übrigens, mit den USA können wir unsere Situation beim TV nicht vergleichen. Seit Einführung des Fernsehens hatte man mit dem dortigen System ein deutlich minderwertige Bildqualität. Vor allem beim Farbfernsehen. Angesicht der dortigen grösseren Wohnungen wurden auch grössere Bildschirme (soweit verfügbar) durchaus eine logische Konsequenz. Der Einsatz von HD-Technik ist somit mit deutlich grösseren Vorteilen behaftet. Im Vergleich zur deutschen fernsehtechnischen Durchschnittswohnsituation: Bereits mit Pal SD haben wir seit jeher eine sehr gute Bildqualität. TV-Grösse von 82cm wird oft schon als sehr gross empfunden. Bei einem Betrachtungsabstand von mehr als 3 Metern sind nur noch geringe Unterschiede in der Bildqualität zwicshen Pal-SD und HD - Vorallem wenn man den Qualitätszuwachs für NTSC - HD vergleicht. In den USA gab es mit der HD-Einführung eine eindeutige Verbesserung der Bildqualität für die Zuschauer. Moderne DRM-Technik ist dabei ein notwendiges Übel welches in Kauf genommen wird. Für uns überwiegen die Risiken der DRM-Techniken im Vergleich zu Qualitätssteigerung. Die grössere Programmvielfalt kann auch nicht als Vorteil angesehen werden. Mehr TV-Shops, CallIn, Sex, Klingelton und 9live? Bereits heute sieht man sich, egal ob man 25 DVB-T-Sender, 40 Kabel oder 300 Satprogramme hat, meist nur die auf den Tasten 1-0 belegten TV-Programme an. Bereits die Sender zwischen 11-19 werden deutlich stiefmütterlicher behandelt. ÖR und die grossen Privaten der P7S1RTL-Gruppen machen das Rennen. Ausländische Sender, Musik-Kanäle und Sportsender treffen nur den Geschmack kleiner Zuschauergruppen. Ausländische Nachrichtensender sind nur bei aktuellen Anlässen (US-Wahlen, Naturkatastrophen oder Terroranschläge) als Quelle interessant. Über die Klientel von 9live, Klingelton und TV-Shop braucht man gar nicht erst ein Wort verlieren. Gut verdienen tun die Sender trotzdem. Und selbst bei den Pay-TV-Sendern fallen Spartenprogramme regelmässig mangels Nachfrage wieder raus. Es wird gerade mal die Exlusivität der teuer angebotenen Sprthighlights genutzt oder die Möglichkeit Filme und Serien VOR den ÖR oder Privaten Sendern ansehen zu können. Für manche ist dann noch die Werbefreiheit ein Vorteil, der jedoch in Zeiten von Festplattenrecordern mit gezielten Sprüngen von 8 Minuten deutlich schwindet.
  3. AW: Landesrundfunkzentrale: "Wir benötigen eine 'verbraucherfreundliche' Umstellung" Es würde ja schon viel bringen, wenn ARD und ZDF endlich mal ihre Digitalkanäle bewerben würden. Die gibt es schon seit dem letzten Jahrtausend und viele Kabelkunden wissen davon überaupt nichts. Ein guter Anlaß wären mal wieder die olympischen Spiele gewesen.
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