Versatel: „Was wir brauchen, ist die Netzebene 4“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Der DSL-Anbieter Versatel mit Firmenzentrale in Düsseldorf plant, TV-Kabelnetzbetreiber zu übernehmen. DIGITAL FERNSEHEN sprach darüber mit dem Versatel-Chef Peer Knauer.

Besonderen Schwerpunkt wird Versatel dabei auf Anbieter der Netzebene 4, also die privaten Hausverteileranlagen, legen. So will sich der Anbieter „den direkten technischen Zugang zum Endkunden“ sichern und „seinen Hauptwettbewerbsvorteil, das eigene Netz“ nutzen. Die TV-Kabelgesellschaft AKF Telekabel hat Versatel bereits im Juni übernommen. Weitere Übernahmen sind bereits in Planung.

DIGITAL FERNSEHEN: Herr Knauer, bei welchem Netzbetreiber rechnen Sie sich realistische Übernahmechancen aus?
 
Peer Knauer: Wegen des hohen Bandbreitenpotentials im Vergleich zu DSL ist für uns die Kabeltechnologie in den verfügbaren Gebieten eine günstige Alternative zu FTTx („Fiber to the x“, Anm. d. Red.). Wir werden in unserer künftigen Akquisitionsstrategie auf die Netzebene-(NE)-4-Unternehmen zugehen, denn die NE 3 haben wir ja mit unserem autarken engmaschigen Glasfasernetz bereits. Was wir brauchen, ist das letzte Stück, eben die NE 4. In den Städten macht es Sinn, unsere NE 3, das Glasfaserkabel, mit der NE 4, dem TV-Kabel, zu verbinden.
 
DF: Wo liegt für Sie der Reiz in den Übernahmen von deutschen TV-Kabelnetzbetreibern?
 
Knauer: Mit dem Erwerb eines Kabelnetzbetreibers der Netzebene 4 erschließt sich Versatel den direkten technischen Zugang zum Endkunden und nutzt somit seinen Hauptwettbewerbsvorteil, das eigene Netz. In den Gebieten, in denen AKF (die TV-Kabelgesellschaft AKF Telekabel, Anm. d. R.) präsent ist, hat Versatel außerdem die Chance, von der Deutschen Telekom AG unabhängiger zu werden und die Entgelte für Teilnehmeranschlüsse zu sparen. Gleichzeitig ermöglicht der Netzzugang die Vorbereitung für Angebote mit höheren Bandbreiten. Wir gehen fest davon aus, dass zukünftig die Höhe der Bandbreite das Kerndifferenzierungsmerkmal gegenüber dem Endkunden sein wird, unabhängig von den Anwendungen.
 
DF: Wenn Sie Betreiber sind, was darf der Endkunde von Ihnen erwarten?
 
Knauer: Wir sind der erste Anbieter mit 20 Megabit pro Sekunde, die Deutsche Telekom schafft es gerade mit VDSL, die anderen DSL-Anbieter sind hier noch auf 16 Megabit pro Sekunde limitiert. Wir haben aus dem Triple-Play ein Quadruple-Angebot entwickelt. Gegen den Trend ist das Versatel-Telekabel-Angebot für den Endkunden beim TV-Angebot nicht teurer geworden, da wir keine Quersubventionierung des Internets durch TV benötigen.
 
DF: Planen Sie Triple-Play oder Quadruple-Play?
 
Knauer: Die Kombination von TV- und DSL-Diensten ermöglicht gleichzeitig eine stärkere Ausrichtung auf Bündelangebote, wie Triple- und Quadruple-Play, also die Verknüpfung von Mobilfunk-, Fernseh-, Internet- und Telefondienstleistungen und -produkten. Wir haben auf dieser Basis aus dem Triple-Play ein Quadruple-Angebot entwickelt.
 
DF: Wenn Sie Kabelnetzbetreiber übernehmen, existieren diese Firmen als eigene Marken in Ihrem Unternehmen weiter, oder gliedern Sie diese in Ihr Unternehmen ein?
 
Knauer: Im Fall der AKF Telekabel GmbH wurde das Unternehmen in Versatel Telekabel GmbH umfirmiert und gehört jetzt als Tochterunternehmen zur Versatel-Gruppe.
 
DF: Sie haben ja im Juni die Berliner TV-Kabelgesellschaft AKF Telekabel übernommen. Welche Erfahrungen konnten Sie dabei mit Blick auf anstehende größere Übernahmen machen?
 
Knauer: Mit der AKF-Übernahme haben wir den ersten Wurf gemacht und die Resultate sind positiv. Jetzt werden wir weitere Synergien schaffen und neue Produkte anbieten. In den vergangenen Wochen gab es eine Reihe von ersten Gesprächen mit anderen NE-4-Betreibern mit dem Ziel, eine Kooperation oder Übernahme zu erwägen. Versatel kann sein eigenes Glasfasernetz anderen Kabelnetzbetreibern als NE 3 zur Verfügung stellen. Darüber hinaus können auch Synergien im Vertrieb und bei den Produkten genutzt werden.
 
DF: Herr Knauer, vielen Dank für das Interview. [ar]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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11 Kommentare im Forum

  1. AW: Versatel: "Was wir brauchen, ist die Netzebene 4" Wie wäre es mit Netzebene 12? Je mehr Netzebenen es gibt, desto teurer wird es für den Endkunden, der alle Abzock-Instanzen bezahlen muss.
  2. AW: Versatel: "Was wir brauchen, ist die Netzebene 4" Was ich brauche, sind meine 1,3 Mbit die ich bis vor 2 Wochen hatte. Angeblich würden jetzt nur noch 256 Kbit über die Leitung gehen. Schon 2x angerufen, nix passiert. Das ist Versatel...
  3. AW: Versatel: "Was wir brauchen, ist die Netzebene 4" Laßt mich raten. NE4 ist dann der Hausanschluss. Für die Elektronik und Verkabelung ist dann die NE5 zuständig, was? Oder gar der Kunde? Den Fuß in der Tür haben wollen, aber nicht für Störungen verantwortlich sein wollen.
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