Media Broadcast: In Zukunft werden alle wichtigen Sportereignisse in HDTV produziert

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Leipzig – Die schleppende Einführung von hochauflösendem Fernsehen in Deutschland ärgert vor allem die Endkunden. Digital Fernsehen sprach mit dem Serviceprovider Media Broadcast darüber, wie weit die HDTV-Entwicklung auf Seiten der technischen Zulieferer ist.

Zum Gespräch stand uns Dr. Ulrich Liebenow zur Verfügung. Er ist Mitglied der Geschäftsführung der Media Broadcast GmbH und Leiter der technischen Abteilung.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Wie viele HDTV-SNG (Satellite News Gathering, Satellitenübertragungswagen) hat die Media Broadcast GmbH? Was kostet solch ein Fahrzeug?
 
Dr. Ulrich Liebenow: Media Broadcast hat in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen in die Entwicklung der digitalen Technik im Rundfunkbereich getätigt. Als einer der großen Mediendienstleister unterstützen wir den Wandel hin zu hochauflösenden Formaten. Aufgrund der zunehmenden Anforderungen von Kunden haben wir entschieden, unsere Übertragungsflotte, das sind hauptsächlich die SNG-Fahrzeuge, zu erneuern.
 
Seit Mitte 2008 haben wir jetzt neun komplett neue Übertragungsfahrzeuge im Einsatz, die alle für HD-Übertragung geeignet sind. Drei der Fahrzeuge sind zusätzlich mit Produktionstechnik für bis zu vier HD-Kameras sowie Schnittplätzen ausgestattet. Jedes Fahrzeug hat mehrere 100 000 Euro gekostet.
 
DF: Wie oft sind die Fahrzeuge im HDTV-Auftrag im Einsatz?

Dr. Ulrich Liebenow: Wir haben Einsatzschwerpunkte am Wochenende, bedingt durch die vielen Sportveranstaltungen. Und unter der Woche sind einige Fahrzeuge im europäischen Ausland unterwegs. Des Weiteren sind Fahrzeuge für Business-TV Übertragungen wie beispielsweise Live-Operationen im Einsatz.
 
DF: Seit wann setzen Sie die HDTV-SNG-Fahrzeuge ein?
 
Dr. Ulrich Liebenow: Der erste Volleinsatz fand zur Fußball-Europameisterschaft statt. Davor gab es bereits Einsätze bei Bundesligaspielen, Champions League- und UEFA-Cup-Spielen.
 
DF: Für welche Sender sind Ihre HDTV-Fahrzeuge im Einsatz? Welche Produktionen betreuen Sie? Sind die Fahrzeuge ausreichend ausgelastet?
 
Dr. Ulrich Liebenow: Wir haben langfristige Verträge, so zum Beispiel für Sportübertragungen wie die der Bundesliga. Weitere Sportproduktionen sind zum Beispiel die der Champions League oder für den Boxsport und Verpflichtungen mit europäischen Veranstaltern, die oft SD- und HD-Signale gleichzeitig benötigen. Dies gilt auch für Außenproduktionen, wo wir neben der Abgabe von HD-Signalen auch gleichzeitig einen Rückkanal an den Veranstaltungsort schalten können. Mit der Auslastung der Anlagen sind wir sehr zufrieden.

DF: Für welche Produktionen außerhalb des Fernsehbereichs sind Ihre HDTV-Fahrzeuge im Einsatz?
 
Dr. Ulrich Liebenow: Wir sind oft im Einsatz für Kunden, die nicht für den Rundfunk produzieren. Beispiele sind dabei unsere Übertragungen für die Medizin, genauer gesagt übermitteln wir Bilder von Operationen in Räumlichkeiten, wo Sie einem Fachpublikum präsentiert werden können. So haben wir zum Beispiel Signale in HD für den weltweit größten medizinischen Kongress übertragen.
 
Media Broadcast hat dafür vor kurzem eine HD-Verbindung von Indien nach Hamburg geschaltet. Aber auch im europäischen Ausland sind wir häufig unterwegs, so in Frankreich und den Niederlanden, wo wir Übertragungen täglich von anderen Orten aus zu realisieren hatten.
 
DF: Haben Sie an den Orten, von denen Sie senden, auch spezielle Technik vor Ort fest installiert? Welche und mit welchem Zweck?

Dr. Ulrich Liebenow: Wir haben für immer wiederkehrende Übertragungen wie zum Beispiel Sportarenen fest installierte und gesicherte Glasfaseranschlüsse. Diese dienen als Erst- oder Zweitweg. Die mobilen Anlagen von Media Broadcast können HD-Signale sowohl über Satellit als auch über Glasfaserkabel übertragen. Dies macht diese Fahrzeuge sehr flexibel. Es spielt keine Rolle, wo beispielsweise das nächste Sportevent stattfindet. Wir fahren hin und übertragen, auch wenn keine Infrastruktur vorhanden ist.
 
DF: ARD und ZDF haben angekündigt, 2010 mit dem HDTV-Regelbetrieb beginnen zu wollen. Erwarten Sie damit eine Auftragszunahme, und bereiten Sie sich speziell auf den geplanten HDTV-Start der Öffentlich-Rechtlichen vor?
 
Dr. Ulrich Liebenow: Der Prozess zur Einführung von HDTV ist im Gange. Einerseits bei den Produzenten und Programmveranstaltern, andererseits auch bei den Endkunden. Die steigenden Verkaufszahlen von HD-tauglichen Flachbildschirmen sprechen eine deutliche Sprache. Der Übergang zu HD erfordert von allen Beteiligten nicht unerhebliche Investitionen. Da Media Broadcast die Aufgaben als Serviceprovider auch in der Zukunft wahrnehmen will, leisten wir unseren Beitrag und schaffen nicht nur im Bereich der mobilen Anlagen, sondern auch im Bereich der leitungsgebundenen Übertragung die Vorraussetzungen für die Übertragung hochwertiger HD-Signale.
 
Deshalb haben wir ein neues Netz in Betrieb genommen, unser Broadcast NGN (Next Generation Network). Das auf IP-Technologie basierende Netzwerk ist bereits deutschlandweit verfügbar. Das Besondere ist die Möglichkeit, mehrere HD-Übertragungswege mit je 1,5 Gigabit pro Sekunde darin einzurichten und somit HD-Bilder in Echtzeit von A nach B zu überspielen. Programmveranstalter können sich an dieses Netz anschließen und profitieren von den umfangreichen Einsatzmöglichkeiten und der Flexibilität des Netzwerks.
 
Zukünftig werden alle bedeutenden Sportereignisse hochauflösend produziert. So zum Beispiel die Leichtathletik WM 2009 in Deutschland oder 2010 die Fußball WM aus Südafrika. Media Broadcast hat sich gut vorbereitet und bietet auch bei HD die bewährte Qualität welche die Medienbranche fordert.
 
DF: Herr Liebenow, vielen Dank für das Gespräch. [mth]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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