Sat-1-Betriebsrat bittet Bundeskanzlerin in einem offenen Brief um Hilfe

12
33
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

Berlin – Nach der offiziellen Verkündung der Schließung des Berliner Standorts der Pro Sieben Sat 1 Media AG bittet der Betriebsrat um Hilfe bei Angela Merkel.

Wie DIGITAL FERNSEHEN berichtete, wird das Studio Berlin der Pro Sieben Sat 1 Media AG, bis auf die Nachrichten-Zentralredaktionen geschlossen. 350 Mitarbeiter sollen nun zum Hauptsitz Unterföhring umziehen, zudem werden gruppenweit 225 Stellen abgebaut.

Dass dieser Beschluss für die Mitarbeiter eine bittere Enttäuschung ist, stellte der Berliner Betriebsratsvorsitzende, Uwe Theuerkauff, in einem Interview mit DIGITAL FERNSEHEN dar.
 
Um die Zwangsverlagerung eventuell doch noch zu verhindern, wurde jetzt die Bundeskanzlerin in einem offenen Brief um Hilfe gebeten. In diesem heißt es:
 
„Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
 
am 13.11.2008 haben die Vorstände der Pro Sieben Sat 1 Media AG verkündet, dass der Berliner Standort in der Jägerstraße zum 30. Juni 2009 aufgegeben werden soll. Von dieser Maßnahme sind der Hauptstadtsender Sat 1 und weitere Unternehmen des Konzerns betroffen. 350 Stellen sollen in 2009 nach München/Unterföhringumziehen. Zusätzlich werden konzernweit 225 Stellen abgebaut. Wie viele MitarbeiterInnen insgesamt durch diese Maßnahmen arbeitslos werden, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen.
 
Wie Sie sicher der Presse entnommen haben, kämpfen die MitarbeiterInnen vonPro Sieben Sat 1 in Berlin aktuell und mit allen Mitteln gegen dieseUmzugsentscheidung.
 
Wir, die Berliner Betriebsräte der Pro Sieben Sat 1 Media AG und Pro Sieben Sat 1 Produktion GmbH, bitten Sie, sich für die Belange der Mitarbeiter und für den vollen Erhalt des Standortes einzusetzen. Es geht um die Glaubwürdigkeit des Medienstandortes Berlin, aber auch um hunderte Einzelschicksale.
 
Eine Verlagerung von Sat 1 würde zusätzlich das Gesicht des Senders irreparabel schädigen. Durch die strukturellen Veränderungen wäre der Sender nicht mehr von anderen zu unterscheiden, mit verheerenden Folgen für die Werbeeinnahmen. In München entstünde eine „Fernsehfabrik“ nach holländischem Vorbild, doch das wird auf dem großen deutschen Fernsehmarkt nicht funktionieren!
 
Maßgeblich an der Umzugsentscheidung beteiligt sind zwei Personen, die noch am 29. September 2008 bei Ihnen zu Gastim Bundeskanzleramt waren. Anlass war die Bundesprämierung der „Startsocial“-Kampagne 2008. Es handelt sich um Guillaume de Posch, Vorstandsvorsitzender der Pro Sieben Sat 1 Media AG, und um Dr. Dieter Düsedau, Mc Kinsey Deutschland, Vorsitzender von „Startsocial e.V.“.
 
Zu Ihrer Information: Die Unternehmensberatung Mc Kinsey hat die Berechnungsgrundlagen zu diesen Einsparmaßnahmen erstellt.
 
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, für uns geht es um alles! Wir bitten Sie, sich unserer Sache anzunehmen.
 
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Die Betriebsräte“
 
Ob das Schreiben etwas bewirken wird, bleibt abzuwarten. Die Berliner Sta-1-Mitarbeiter wollen auf jeden Fall weiter kämpfen, wie Theuerkauff gegenüber DF erklärte. [mw]

Bildquelle:

  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

12 Kommentare im Forum

  1. AW: Sat-1-Betriebsrat bittet Bundeskanzlerin in einem offenen Brief um Hilfe Scheint sich langsam in eine neue Unart zu entwickeln, die Banken schreien um Hilfe bei Merkel, dann Opel und jetzt noch Sat.1. Will die Privatwirtschaft wieder verstaatlicht werden so wie zu DDR Zeiten ? Langsam wirds echt lästig. Die Kanzlerin hat wirklich andere Dinge zu tun, als sich um jeden Betrieb zu kümmern.
  2. AW: Sat-1-Betriebsrat bittet Bundeskanzlerin in einem offenen Brief um Hilfe bin zu faul zum suchen ... aber wer war denn der "hellseher" irgendjemand hatte doch vor tagen (problematik bankenkrise, autokrise) sinngemäss geschrieben ... was denn noch, fehlt nur noch das sat.1 um hilfe ruft ...
  3. AW: Sat-1-Betriebsrat bittet Bundeskanzlerin in einem offenen Brief um Hilfe Scheinbar führt kein Weg an Traditionen der DDR vorbei! Solange es Menschen gibt denen ihr eigener Ar... wichtiger ist als die Belange ihrer Firma/Konzerns werden diese Maßnahmen zur Realität. Geld hat die Welt regiert,jetzt muss Regulierung den Markt steuern.Toll! Wer hätte das jemals gedacht das die ach so in der DDR verfehlte Wirtschaftspolitik einigen Grosskapitalisten als letzten Strohhalm dient!?
Alle Kommentare 12 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum