ARD: „Einheitliches Erscheinungsbild aller Magazine könnte unser Profil stärken“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Leipzig – Der neue ARD-Programmdirektor Volker Herres setzt sich für ein einheitliches Erscheinungsbild der sechs ARD-Politmagazine ein, um die Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte zu erhöhen.

Im Interview mit DIGITAL FERNSEHEN räumt er ein, dass das Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ dabei eine gewisse Vorbildfunktion erfüllen könnte. Zudem gibt er Auskunft darüber, was es bedeutet, Politmagazine „stärker als eine Marke wahrzunehmen“.

DIGITAL FERNSEHEN: Herr Herres, Sie haben angeregt, den sechs ARD-Politmagazinen ein einheitliches Erscheinungsbild zu geben. Was spricht Ihrer Meinung nach dafür?
 
Volker Herres: Der höhere Wiedererkennungswert.
 
DF: Was stört Sie am unterschiedlichen Erscheinungsbild der Magazine „Report Mainz“, „Report München“, „Fakt“, „Kontraste“, „Panorama“ und „Monitor“? Was würde durch ein einheitliches Auftreten Ihrer Meinung nach verbessert werden?
 
Volker Herres: In der digitalen Welt mit ihrem stetig steigenden Programmangebot in allen Sparten ist es besonders wichtig, durch wenige, starke Marken die Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte zu erhöhen. Ein einprägsames, einheitliches Erscheinungsbild aller Magazine könnte unser Profil als der Sender für investigativen Journalismus stärken. Und das Profil des Ersten wird stark durch die Kompetenz und Qualität im Bereich Information geprägt. Wir haben diese Erfahrung bereits bei unserem Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ gemacht – und auch bei unserem Kulturmagazin „ttt“ funktioniert die Zuschauerbindung mit nur einem Magazintitel besser.
 
DF: Wird nicht gerade durch das unterschiedliche Erscheinungsbild der Politmagazine die Meinungsvielfalt und Individualität gewahrt?
 
Volker Herres: Individualität und Meinungsvielfalt sind Werte, die glücklicherweise nicht über Äußerlichkeiten hergestellt werden, sondern gerade bei den politischen Magazinen vor allem inhaltlich definiert sind. Eine Vereinheitlichung des Erscheinungsbildes bedeutet keinesfalls eine Vereinheitlichung der Meinungsvielfalt. Letztere soll in jedem Fall gewahrt bleiben.
 
DF: Sie wünschen, dass die Zuschauer die Politmagazine „stärker als eine Marke wahrnehmen“. Was genau meinen Sie damit?
 
Volker Herres: siehe Antwort auf die Fragen 1 und 2
 
DF: Litt die Attraktivität und Qualität der ARD-Politmagazine nicht vielmehr darunter, dass die Sendezeiten und Sendeplätze geändert wurden?
 
Volker Herres: Die letzte Verschiebung von Sendeplätzen gab es im März 2006, also vor immerhin zweieinhalb Jahren. Von einer generellen Verschlechterung der Sehbeteiligung aufgrund dieser Veränderung kann nicht die Rede sein. Die Entwicklung der Sehbeteiligung bei den sechs politischen Magazinen ist im übrigen sehr unterschiedlich und hängt im Einzelfall von vielen verschiedenen Faktoren ab.
 
DF: Als gutes Beispiel für ein einheitliches Konzept und Erscheinungsbild führen Sie das Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ an. Inwiefern ist dieses Beispiel auf die anderen Politmagazine übertragbar?
 
Volker Herres: Ich denke, dass „Plusminus“ eine gewisse Vorbildfunktion haben kann. Das Wirtschaftsmagazin kommt wie unsere politischen Magazine von verschiedenen Landesrundfunkanstalten, die natürlich auch ihre je eigenen Schwerpunkte und Sichtweisen mit einbringen. Dennoch haben sich die Redaktionen der beteiligten ARD-Sender auf ein einheitliches Konzept einigen können – mit großem Erfolg.
 
DF: Welche neuen Programme sind für 2009 im Ersten geplant?
 
Volker Herres: Wir haben in allen Programmbereichen viel Neues und Attraktives zu bieten. Das Jahr 2009 ist mit fünf Landtagswahlen, der Europa-, der Bundespräsidenten- und Bundestagswahl nicht nur ein „Super-Wahl-Jahr“, sondern hat auch bedeutende zeitgeschichtliche Jahrestage: Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der DDR jähren sich zum 60. Mal. Diese Jubiläen begleiten wir schwerpunktmäßig mit Dokumentationen und Sondersendungen und einer Reihe „60 Mal Deutschland. Die ARD-Jahresschau“. Im Bereich Fernsehfilm können wir im kommenden Jahr gleich mit mehreren Highlights aufwarten: Von „Reich-Ranicki: Mein Leben“ und „Romy Schneider“ über „Mauerfall“ und „Das Unglück von Überlingen“ bis zum „Baader-Meinhoff-Komplex“ und „Buddenbrooks“.
 
DF: Herr Herres, vielen Dank für das Gespräch. [cg]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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6 Kommentare im Forum

  1. AW: ARD: "Einheitliches Erscheinungsbild aller Magazine könnte unser Profil stärken" Jedes der Magazine "Report Mainz", "Report München", "Fakt", "Kontraste", "Panorama", "Monitor" hat individuelle Schwerpunkte. Gerade durch die auch optische Unterscheidung hat man einen Wiedererkennsungswert, je nach Schwerpunkt: Politik, Kultur, Verbraucherschutz oder Umwelt. Auch sind Report Mainz und Report München inhaltlich sehr unterschiedlich, was deren Themen und Darstellung betrifft. Und manchen Zuschauern liegt auch die emotionalere Münchner Darstellung mehr, als die kühlere Mainzer. Anstelle eines 08/15 Einheitsmagazin welches über alles immer gleich berichtet, kann man sich auch SpiegelTV oder SternTV auf den Privaten ansehen. Es wird über alles ein wenig, dafür sehr emotional berichtet. Die Schwerpunkte, die bei den ÖR oft auch gerade aufgrund der absolut unterschiedlichen Produktions-Standorte, München, Mainz, Berlin, Hamburg etc. mit unterschiedlichen Beweggründen und Herangehensweisen recherchiert werden, sind gerade die große Stärke der Personalintensiven ÖR-Sender. Auch bei Regional-Magazinen wird dadurch individuell auf die Bevölkerung vor Ort eingegangen. Ein kühler Norddeutscher kann mit dem etwas herben polternden Bayrischen Stil nichts anfachen. Hessenschau/Maintower, Landesschau-RP, Landesschau-BW, Buten&Binnen, Frankenschau, Rundschau treffen jeweils am Besten den Nerv von Bayer, Badener, Hesse, Schwabe. Brisant ist zwar eine Sendung die in den neuen BL genau so angesehen wird wie in Berlin, Kempten, Koblenz oder Saarbrücken, daher haben sie auch eine grosse Einschaltquote. Aber sie bieten auch nur ein wenig für jeden an. Mit den Magazinen der Privaten ist es ähnlich. McDonnals-Kost, jeder geht hin, jedem schmeckt es, aber individuell wie die Regionalküche ist es nicht. Und gerade in der Regionalküche ist es auch so, dass ein Pfälzer Saumagen, Saure Kutteln, Nieren der Mehrheit ausserhalb der Region überhaupt nicht schmeckt. Bitte behaltet die Individualität bei.
  2. AW: ARD: "Einheitliches Erscheinungsbild aller Magazine könnte unser Profil stärken" Also ich würde ein einheitliches Design sehr begrüßen. Schaue auch lieber die ZDF-Magazine. Die ARD müsste sich als ein Sender positionieren und nicht als Plattform für die Produktionen der Regionalprogramme. Ich verstehe auch nicht, wieso man sich "das Erste" nennt. Das ist ein Slogan, aber keine Marke. Man sollte sich ganz klar zum Namen ARD bekennen. Und wie man eine Marke kreiiert können sich die Herren bei diversen amerikanischen Networks abschauen. In Deutschland machen das beispielsweise Pro Sieben oder DMAX sehr gut.
  3. AW: ARD: "Einheitliches Erscheinungsbild aller Magazine könnte unser Profil stärken" ProSieben beweist vorallem eins, wie man seinen Ruf runinieren kann.
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