Wotan Wilke Möhring: „TV-Preisverleihungen haben was von Selbstbefriedigung“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Osnabrück – Schauspieler Wotan Wilke Möhring (41) schämt sich bei berührenden Filmen seiner Tränen nicht. Für Preisverleihungen im TV hat er nicht viel übrig.

„Das kenne ich, selbstverständlich. Gerade jetzt als werdender Vater bin ich noch näher am Wasser gebaut. Das erlebe ich im Kino, das kann aber auch bei einem guten Fernsehfilm passieren“, sagte der 41-Jährige, der im Januar zum ersten Mal Vater wird und am kommenden Montag um 20.15 Uhr im ZDF-Film „Leo und Marie – Eine Weihnachtsliebe“ zu sehen ist, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstagsausgabe).

Er sei „ja immer auch Zuschauer geblieben“, betonte der Schauspieler, „und gute Filme treffen mich im Bauch. Die sind so gemacht, dass man ruhig denken kann ‚Nicht weinen, nicht weinen, nicht weinen‘ – und dann trotzdem heult. Und das ist gut, denn Filme sollen Menschen berühren, bewegen und verändern. Ich schäme mich meiner Tränen jedenfalls nicht.“
 
Seine Traumrolle sollte das Publikum allerdings nicht zu Tränen rühren, sondern ganz anders packen, sagte der Wahl-Kölner weiter: „Alle Jungs wollen Helden spielen. Aber die Deutschen tun sich so schwer mit Helden. So einer wie Tom Cruise in ‚Krieg der Welten‘, einer der die ganze Welt rettet. Ich weiß nicht, ob uns dazu die Fantasie und das Budget fehlen oder ob wir nur nicht wollen, dass mal wieder ein Deutscher meint, die Welt retten zu müssen. Für mich ist dieses Heldenspiel ein alter Jungentraum – besser sein als im wirklichen Leben, etwas bewegen, sich opfern. Und dieser Traum ist noch nicht ausgeträumt.“
 
Preisverleihungen hat Möhring dabei weniger im Hinterkopf, denen steht er eher skeptisch gegenüber: „Sie sind in der Regel zu lang, und sie sind inflationär. Außerdem kommen immer mehr populistische Kategorien dazu. Dadurch gehen diejenigen, für die die Preise eigentlich geschaffen wurden, vollkommen unter. Kein Schwein weiß heute noch, wer bester Schauspieler oder Schauspielerin geworden ist – dafür gibt es den besten Comedy-Vogel, wahrscheinlich bald auch den besten Fernsehrichter. Außerdem hat das Ganze was von Selbstbefriedigung: Medien vergeben einen Preis, um über sich selbst zu berichten.“ Einen Vorteil solcher Galas machte der 41-Jährige dann aber doch aus: „Es ist immer auch eine schöne Gelegenheit, viele Freunde zu treffen.“[mw]

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  1. AW: Wotan Wilke Möhring: "TV-Preisverleihungen haben was von Selbstbefriedigung" Das ausführliche Interview lesen Sie morgen hier und in der Samstagsausgabe unserer Zeitung
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