„ttt – titel thesen temperamente“ über die Buddenbrooks im Kino

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Bild: Destina - Fotolia.com
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München – Moderator Dieter Moor bespricht in „ttt“ im ARD-Fernsehen den Kinofilm über die Familiensaga der Buddenbrooks von Thomas Mann.

Zu sehen ist der Film bei der ARD am Sonntag um 23.05 Uhr. Er kommt nicht los vom deutschen Großdichter, von Thomas Mann: Heinrich Breloer, der Erfinder und Meister des Fernseh-Dokudramas annonciert nach der Familiensaga „Die Manns“ die „Buddenbrooks“ – seinen ersten reinen Spielfilm fürs Kino. Braucht die Kinowelt diese Neuauflage? Das Staraufgebot mit Armin Mueller-Stahl, Iris Berben und August Diehl ist von einiger Größe.

Und Breloer interpretiert den Roman als aktuelle Globalisierungsgeschichte: Aufstieg und Fall einer Familie an der Zeitenwende zur Moderne, damals: der Industriellen Revolution. Funktioniert die Parallele? Letztendlich egal: Vor allem geht es in Breloers „Buddenbrooks“ um den Lebenskonflikt zwischen persönlichem Glück und geschäftlichen Interessen, der ewigen Spannung zwischen Vernunft und Traum – zeitloser Stoff für große (Weihnachts-)Kino-Unterhaltung. Autor des Beitrags ist Andreas Lueg.
 
Das zweite Thema bei „titel thesen temperamente“ lautet „Der Komponist der Tränen – zum 150. Geburtstag Giacomo Puccinis“. Der Melancholiker Giacomo Puccini hat sein Lebensgefühl wie kein anderer Musiktheaterkomponist kulinarisch gewendet: Seine Opern wuchern mit dem wehmütigen, sentimentalen (mitunter auch süßlichen) Genuss einer ungehemmt ausgelebten Traurigkeit.
 
Weinen möchte und muss der Zuschauer, wenn Tosca, Mimi oder Cio-Cio-San ihr Lebensleid in suggestiven Schöngesang verwandeln, aber geweint hat auch Puccini
selbst, wenn er nachts in Torre del Lago am Flügel, umgeben von ausreichend schwarzem Kaffee und Zigaretten seine Heroinen musikalisch erfunden und sofort mit ihnen mitgelitten hat.
 
Der „ttt“-Beitrag verknüpft biografische Stationen mit dem unverwechselbaren Puccinischem Sound. Er zeigt die letzte Arbeitsstätte des Komponisten, alte Filmaufnahmen, lässt die Enkelin Simonetta Puccini, den Puccini-Biografen Dieter Schickling, sowie den Puccini-Interpreten José Carreras zu Wort kommen. Autor istReinhold Jaretzky.
 
Das dritte Thema in „titel thesen temperamente“ widmet sich „Kuba, Castro, Revolution ohne Ende“. Am 1. Januar 2009 feiert Kuba offiziell den 50. Jahrestag der Revolution. Fidel Castro, der schon zu Lebzeiten legendäre Maximo Líder, ist abgetreten, aber rechtzeitig zum Jahres- und Jubeltag liefert eine neue Castro-Biografie Stoff für Diskussion.
 
In „Fidel Castro – Mein Leben“ lässt der ATTAC-Begründer Ignacio Ramonet den charismatischen Comandante 100 Stunden lang über sich, Kuba und die Welt plaudern. Ramonet bewundert Castro – kritische Fragen gibt es kaum. Dennoch ist das Monumental-Buch (800 Seiten) ein Stück Zeitgeschichte: Castros Weltsicht aus erster Hand, eine Fundgrube für Historiker. „Die Geschichte wird mich freisprechen“, sagte Castro. Ramonet tut es schon jetzt – immerhin mit Erkenntnisgewinn für die Leser. Autor des Beitrags ist erneut Andreas Lueg.
 
Das vierte Thema schließlich ist mit „Sollbruchstelle – Ein Film über Deutschlands schöne neue Arbeitswelt“ überschrieben. Arbeit ist das halbe Leben. Aber Arbeit ist knapp geworden und wird es immer mehr. Um Arbeit zu haben, gäben viele Menschen sonst etwas dafür. Wie absurd, ja wie unmenschlich, Arbeit in Deutschland sein kann, davon erzählt der Film „Sollbruchstelle“.
 
Es geht dabei nicht um Kinderarbeit oder um Akkordschuften für die deutsche Braunkohle – im Gegenteil: Da sitzt Einer als Werbegag, in 25 Meter Höhe, in einem Plakat. Eine Woche lang, Tag und Nacht, winkt er zurück, wenn ihm Passanten winken. Das ist seine Arbeit – damit verdient er Geld. Der Film erzählt von absurden Formen der Arbeit, die es hier in Deutschland täglich zu beobachten gibt.
 
So wie bei Franz, dem Vater der Regisseurin Eva Stotz. Sechs Jahre lang sitzt er in seinem Büro und hat keine Aufgabe mehr. Franz hat sich nach seiner Kündigung erfolgreich in seine Firma zurückgeklagt. Zu seinen Kollegen wird ihm jeder Kontakt untersagt. Seine Arbeit ist es, nichts zu tun – acht Stunden täglich. Das ist Isolationsfolter. Das ist unmenschlich.
 
Auf beeindruckende Weise gelingt der Regisseurin, die scheinbare Selbstverständlichkeit von Arbeit zu hinterfragen. Ohne ihre private Nähe zum Vater zu thematisieren, spürt man die Liebe und die Verzweiflung, die Protagonisten und Regisseurin in sich tragen. Ein Film, bei dem schallendes Lachen und blankes Entsetzen Hand in Hand gehen. Der Beitragsautor ist Hans-Michael Marten. Die Redaktion der Sendung haben Jens-Uwe Korsowsky und Matthias Morgenthaler. [ar]

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