„Die Weihnachts-Falle“: „Wiso“-Dokumentation über das Geschäft mit den Spenden

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Mainz – In der Hochsaison der Spendensammler, kurz vor Weihnachten, nimmt die „Wiso“-Dokumentation „Die Weihnachts-Falle“ das große Geschäft mit kleinen Spenden unter die Lupe.

Die Macher der „Wiso“-Dokumentation heften sich an die Fährte zweier Brüder, die in den letzten Jahren in vielen norddeutschen Städten unter klangvollen Namen Straßensammlungen organisierten. Angeblich sollte das Geld sozialen Einrichtungen zufließen, doch dort kam entweder gar nichts oder nur ein kleiner Teil der Spenden an.

Es gelingt den Autoren, Spendensammler in einer Fußgängerzone zur Rede zu stellen und den Weg der Abzocker zu verfolgen. In Berlin, so bestätigt ein ehemaliger Mitarbeiter der unseriösen Sammler, flossen Gelder sogar in den Betrieb eines Bordells. Der Film macht auch auf dubiose Tierschutzorganisationen aufmerksam und zeigt die Arbeit einer Fundraiserin.
 
Rund 40 000 Hilfsorganisationen konkurrieren in Deutschland mit weiteren etwa 14 000 gemeinnützigen Stiftungen um Zuwendungen der Bürger. Gerade die Vorweihnachtszeit ist Hochsaison für Spendensammler, viele Organisationen erhalten in dieser Zeit mehr als die Hälfte ihrer Spendeneinnahmen. Insgesamt bringen die Deutschen jedes Jahr rund zwei Milliarden Euro für Spenden auf. Doch welche Hilfsorganisationen sind seriös, und wie viel von dem gespendeten Geld kommt überhaupt an?
 
Der „Wiso“-Film zeigt, wie man sich besser gegen Abzocke schützen kann. Zum Beispiel, indem man auf das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) achtet, das die Seriosität von Spendensammlern prüft. Doch das DZI-Spendensiegel tragen nur rund 230 Organisationen. Hinzu kommt, dass das Einsammeln von Spenden vom Gesetzgeber kaum noch staatlich kontrolliert wird. Neun Bundesländer haben inzwischen keine Sammlungsgesetze mehr, so dass die Kontrollen erst bei konkreten Betrugsanzeigen einsetzen. Wie viele andere Praktiker kritisiert auch der Geschäftsführer und wissenschaftliche Leiter des DZI, Burkhard Wilke, den Wegfall der Sammlungsgesetze:
 
„Das Argument Bürokratieabbau halte ich für vollkommen verfehlt im Zusammenhang mit dem Abbau der Sammlungsgesetze. Unseres Wissens hat sich nie ein Bürger oder auch eine seriöse Organisation über das Procedere bei Sammlungsgenehmigungen beschwert“, sagte Wilke den ZDF-Autoren.
 
Als positives Beispiel zeigt die Dokumentation die Arbeit der Spendenaufsicht in Rheinland-Pfalz, wo nur wenige Mitarbeiter Spenden sammelnde Organisationen überprüfen und Sammlungsverbote aussprechen – allein neun waren es in diesem Jahr. Ein Erfolg, wenngleich die betroffenen Vereine häufig einfach jenseits der Landesgrenze weitermachen.
 
Das ZDF zeigt den Film von Kai Dietrich und Michael Scheuch am 22. Dezember um 19.25 Uhr. [mw]

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